Ich sah ihn fragend an. „Hier, meine Handynummer, dann können wir uns vielleicht ja noch später treffen", meinte er und gab mir einen kleinen Zettel. Lächelnd nahm ich ihn. Mir wurde wieder einmal bewusst, dass dies kein Traum war. Langsam schlenderte ich zu meiner Mom. Es war wieder ein so unvergesslich schöner Tag gewesen. Doch es tat auch weh. So sah sein Leben anscheinend immer aus. Wahrscheinlich war das bei den meisten Menschen der Fall. Doch nicht bei mir. Ich will jetzt nicht in Selbstmittleid versinken, aber ich hatte schon so viel Leid erfahren müssen. Zu viel. Natürlich gibt es Menschen die es schlimmer haben. „Hallo, Schatz", begrüßte mich meine Mom. Sie lag mit ihrer Sonnenbrille neben einem Sonnenschirm. „Wie war dein Tag?" „Schön, deiner?", antwortete ich verträumt. Zusammen gingen wir zu unserem Haus, duschten und machten uns für das Abendessen fertig. Die ganze Zeit musste ich mit gemischten Gefühlen an Calum denken. „Kommst du, Ayleen?", fragte meine Mom. „Ja", rief ich zurück. Das Essen war wieder köstlich. Man konnte gar nicht mehr aufhören. Aber das kam mir alles so unreal vor. Wie in Trance. So war es die ganze Zeit ohne ihn. Es klingt echt bescheuert, doch es war so. Und das nach zwei Tagen. Mist, Ayleen, wie billig war das denn? Doch was hätte ich dagegen tun können? Es waren nun einmal meine Gefühle, und die konnte ich nicht ändern. Wir aßen gemütlich und gingen dann wieder zurück. „Ich freue mich schon auf morgen. Dann gehen wir mal wieder zusammen shoppen", meinte meine Mom. „Ja, das wird bestimmt schön." Ich bemühte mich möglichst begeistert zu klingen, doch ich hatte mit Calum doch eh nur zwei Wochen. Aber ich verstand meine Mom natürlich auch. Ich ging in mein Zimmer, legte mich auf mein Bett und atmete tief. Ich griff nach meinem Handy und speicherte Cal sofort ein. Ich wollte ihm schreiben, doch ich wusste nicht wie das rüberkommen würde. Ich glaubte zu anhänglich, deshalb ließ ich es schweren Herzens. Stattdessen rief ich James an. „Ayleen!", hörte ich seine schöne Stimme. „Hey", flüsterte ich. „Was gibt es Neues?", fragte ich ihn. „Was soll es denn neues geben?", fragte er amüsiert. „Du bist doch die, die im Urlaub ist", fügte er hinzu. „Freundin?" Stille. „Wusste ich doch!", rief ich freudig. Klar hoffte ich, dass es nicht wieder eine Bit*h war, aber ich vertraute ihm. Er wird schon wissen mit wem er etwas anfängt. „Kenne ich sie?", fragte ich neugierig. „Noch nicht, aber sie wird dir gefallen", meinte er bestimmt. Ich wusste, dass ich ihm eigentlich von Calum hätte erzählen müssen, doch naja, er war immerhin mein größerer Bruder und ich wollte es lieber nicht ausprobieren. Er wird es mir wahrscheinlich eh auszureden versuchen. „Und bei dir?" „Es ist hier echt schön. Morgen gehen wir ein wenig in der Stadt shoppen." „Ich vermisse dich schon wahnsinnig, Schwesterchen." „Ich vermisse dich auch, James." Wir sprachen noch ein wenig. „Ich wünsche euch morgen viel Spaß", sagte er zum Schluss. „Ich wünsche dir auch einen tollen Tag." Ich legte mich in mein Bett. Vielleicht soll ich Cal doch schreiben. Nein, auf keinen Fall! Aber warum hatte er mir dann seine Nummer gegeben? Ach komm, mach's einfach. „Hi", schrieb ich deswegen. „Ayleen?", kam sofort die Antwort. Ich grinste. „OH MEIN GOTT, Calum HOOD. Ich heiße Jenny", schrieb ich. Es kam erst nichts. Ich wollte schon schreiben, dass es nur eine Verarsche ist, doch dann kam endlich wieder etwas. „Haha, ich habe dich eiskalt durchschaut." „Was habe ich falsch gemacht?", fragte ich nach. „Mhmm, ich bin halt zu gut." Ich musste lachen. Es war so klar, dass das kam! „Als ob, ich habe irgendetwas übersehen." „Vielleicht, dass ich weiß, dass keine Jenny meine Nummer hat? Woher denn? Ich habe dir da etwas ganz besonderes gegeben. Das ist sehr selten." „Echt? Das ist ja voll cool! Also, vielen Dank! Ich werde es keinem sagen, ich schwöre! Ich werde diese Zahlen mit ins Grab nehmen." Es kam mir gar nicht vor als würden wir schreiben, ich konnte sein Funkeln in den Augen fast vor mir sehen. „Das hoffe ich sehr", kam es zurück. Da ich nicht wusste, was ich antworten konnte, legte ich mein Handy neben mir, ließ aber den Chatt offen. Der Gedanke, dass Calum vielleicht auch gerade so auf seinem Bett lag, so überglücklich, machte mich unglaublich happy. Nur, es war viel wahrscheinlicher, dass er es nicht tat. Klar, er flirtete eindeutig mit mir, und ich mit ihm ja auch. Aber es schien für ihn eher freundschaftlich zu sein. Er machte es mit ziemlicher Sicherheit mit vielen Mädchen. Es war für mich etwas so besonderes, doch sonst für niemanden. Mit jemanden abhängen war für die meisten so tagtäglich. Und ich? Ich kannte es ja gar nicht! Da war es doch nahe liegend, dass ich mich in den ersten Jungen, der mich nicht sofort vorm Kopf stoßt, verknalle, oder? Mir kam das logisch vor. Und klar, dass es Calum war, machte ja auch etwas aus. Ich konnte nicht abstreiten, dass ich ihn schon seit Jahren bewundere und sein Leben verfolge. Mein Handy vibrierte auf einmal. Grinsend nahm ich es. „Was machst du?", hatte er gefragt. Soll ich etwas freches zurückschreiben oder die langweilige Wahrheit? „Ich liege hier in meinem Bett und warte auf ein Wunder." „Dann sind wir schon zu zweit. Auf was wartest du denn?" Ich musste lachen. „Ich weiß es noch nicht, ich lass mich überraschen, du?"„Ich warte darauf, dass ich dich endlich wieder sehen kann." Ich musste schlucken. Das war ja unglaublich süß. „Das glaube ich nicht", antwortete ich zögernd. „Mit mir ist es nicht sehr spannend." „Das sehe ich ganz anders." „Ich kann morgen übrigens nicht kommen", schrieb ich. „Oh:'(", antwortete er. Wir schrieben noch ein wenig, bevor wir uns verabschiedeten.
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Broken pieces
FanfictionAyleen hasst ihr Leben. Und das aus mehreren Gründen: in vorhersehbarer Zeit wird sie erblinden, was sie zum Mobbingopfer ihrer ganzen Schule machte. Dazu hatte ihre Vater sie verlassen. Es gab nur zwei Lichtblicke: Ihre Lieblingsband 5 Seconds of...