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Der nächste Tag zog sich ewig dahin. Allein schon beim Frühstücken glaubte ich, dass wir fünf Stunden da waren. Wir zogen uns schön an und gingen zusammen in die Stadt. Es war schön mit Mom wieder Zeit zu verbringen. Aber ich fand schade, dass ich an diesem Tag nicht bei Cal sein konnte. Wir gingen in fast jedes Geschäft. Am Ende hatte ich mir ein kleines, silbernes Fußarmband, ein schwarzes, enges Kleid und eine neue, hautfarbene Tasche gekauft. „Lass uns gleich zum Essen gehen, oder?", meinte meine Mom als wir die Taschen abgestellt hatten. Ich sah auf die Uhr. Schon sechs Uhr. Ich nickte. Und so gingen wir. Es zog sich wieder ewig hin. Als ich wieder in meinem Zimmer war, war es schon halb neun. „Hey", schrieb ich Calum an. „Hi", kam es sofort zurück. Ich lächelte. „Bist du wieder da?" „Ja", tippte ich. „Dann könnten wir uns ja am Strand treffen, also, wenn du willst." „Klar." Leise schlich ich mich aus meinem Zimmer, aus dem Haus und zu unserem Treffpunkt. Doch ich sah ihm schon davor. „Ayleen!", rief er. „Hey." Ich umarmte ihn. Es sah wieder mit seinem weit ausgeschnittenem weißem Top und seiner kurzen, schwarzen Hose so schön aus. Er trug wie fast immer ein paar Armbänder um seinen Arm. „Lass uns ein wenig am Strand entlang gehen", schlug er vor. Ich nickte. Zuerst schwiegen wir. Nur das Geräusch unserer Schritte, sobald wir unseren Fuß vom Wasser hoben, war zu hören. „Wie war dein Tag?", fragte er schließlich. „Es war schön. Aber so warm, naja, das ist nun mal in Australien so. Schade aber, dass du nicht da warst." Ich biss mir auf die Lippe. Warum habe ich das gerade gesagt? Erstens wusste ich, dass er es auch gewollt hätte und zweitens klang das echt ziemlich komisch. So als könnte ich ohne ihn nicht. Doch es war irgendwie so. Mit ihm war es kein Vergleich zu ohne ihm. Ich sah zu Boden und schnell weiter. „Ayleen, warte", er zog mich zu sich zurück. Ich wirbelte herum und auf einmal waren wir uns sehr nahe. Ehe ich wusste, das geschah, flüsterte er: „Ayleen, ich weiß, dass wir uns erst seit ein paar Tage kennen, doch habe mich in dich verliebt." Und beugte sich langsam zu mir runter. Automatisch wich ich zurück. „VERTRAUE NIEMANDEN!", schrie alles in mir. Ich verfluchte mich selbst. Ich wollte es ja, doch ich konnte nicht. Ich war schon viel zu oft verletzt worden. Ich hatte es noch nie so wirklich zugegeben, doch es hat mich schlimmer getroffen als ich eigentlich immer gedacht hatte. Ich war beim Thema Freund misstrauischer und kälter geworden. Und nur wegen diesen Idioten hatte ich es mit Calum wahrscheinlich zerstört. Im Gegensatz zu diesen Gefühlen, platzte ich gleich. ER HATTE SICH IN MICH VERLIEBT! Konnte man sich irgendetwas schöneres vorstellen? Ich nicht. Er hatte die gleichen Gefühle für mich wie ich für ihn. Ich spürte wie ich knallrot anlief. „Calum,.." „Ayleen,..", begannen wir gleichzeitig und verstummten. Tränen standen in meinen Augen. Ich wusste nicht was ich machen sollte. Ich war so verzweifelt. Herz oder Verstand? Herz oder Verstand?!! Wie oft hatte ich schon Herz gewählt und habe es dann immer wieder bitter bereut. Aber das war ein ganz anderes Level. Ich musste es ihm erklären. Das war ich ihm schuldig. Doch wie soll ich anfangen? „Es ist kompliziert", murmelte ich. Er sah mich verständnislos an. „Können wir uns vielleicht setzen?" Er nickte nur. Wir gingen aus dem Wasser hinaus und setzten uns in den immer noch warmen Sand. „Ich weiß, dass klingt jetzt komisch, höre mir bitte trotzdem zu." Während ich sprach starrte ich auf das Meer. Ich durfte jetzt auf keinen Fall zum Heulen anfangen. „Als ich fünfzehn war, hat ein Außenseiter begonnen mir Komplimente und so zu machen. Ich kannte das noch gar nicht und habe das sehr genossen. Dann wurde es immer fester. Und als ich dachte, dass wir zusammen sind, lachte er mich aus, ob ich das echt gedacht hätte und klatschte mit den ‚coolen' ein. So als wären sie jetzt Kumpel. Ein paar Wochen später kam wieder einer, der sagte, dass er die Aktion von seinem Kumpel total bescheuert finden würde. Dass das nicht lustig war. Ich dachte echt, dass er mich verstehen würde. Doch sobald ich dachte dass wir zusammen waren, stellte es sich auch bei ihm heraus, dass er mich nur verarscht hatte. Du kannst dir gar nicht vorstellen wie fertig ich damals war. Natürlich war ich die Lachnummer der ganzen Schule. Als ich das gerade so verarbeitet hatte, kam der Nächste. Ich war natürlich sofort misstrauischer und dachte, dass er das Gleiche vorhatte. Aber er war so nett und einfühlsam. Und ich war so dumm und hab es wieder ernst genommen. Was dann geschah, kannst du dir ja vorstellen. Nach diesem kam noch einer. Ich wollte so unbedingt, dass er mich echt mochte. Ich war so verkrampft. Und wurde umso bitterer enttäuscht", ich lachte rau. Cal hatte mir die ganze Zeit aufmerksam zugehört. „Und jetzt hasst du alle Jungen", stellte er fest. Ich sah ihm in die Augen. „Wie denn nicht? Calum, ich bin mir ziemlich sicher, dass du nicht so bist, aber das war ich mir bei den ersten vier auch schon. Jedes mal werde ich eiskalt verarscht und jedes mal mache ich mir so große Hoffnungen. Und ich habe mir versprochen mich nicht mehr selbst so zu verletzen." „Ayleen, das tut mir echt schrecklich leid. Du bist echt den 0,1% von uns begegnet, die Arschlöcher sind. Aber es gibt auch andere. Und es ist jetzt meine Mission es dir zuzeigen", verkündete er zufrieden. Er versuchte mich zu trösten. Es tat so gut mit jemanden darüber zu reden. Es hatte mich echt fertig gemacht. „Tut mir leid", flüsterte ich. „Es ist in Ordnung. Ich finde es sogar gut, dass du es mir gesagt hast. Ich dachte, dass es mit mir zu tun hat. Also du würdest mich schon anziehend finden?", hackte er ein.

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Vielen Dank an meine Leser. Ich weiß die Geschichte ist noch nicht so spannend, das wird sie aber noch ;) Würde mich über Feedback sehr freuen <3

Clarissa xx

Broken piecesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt