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„Was sind deine Hobbies Ayleen?" „Schwimmen", sagte ich etwas zu schnell. „Deine?" „Früher hätte ich eindeutig mit Fußball geantwortet, aber eigentlich ist mein Beruf mein Hobby." „Du arbeitest schon?", fragte ich etwas überrascht. „Ja. Durch meine Arbeit komme ich viel in der Welt herum." „Das ist ja cool. Ich wollte schon immer raus aus Sidney. Aber ich gehe noch zur Schule, und danach stehen meine Chancen ziemlich schlecht. Wo warst du schon so?" „Wenn es dein Wusch ist, dann wird er sich sicher erfüllen", flüsterte er zuversichtlich. Ich fand es ziemlich süß, dass er mir Hoffnung machte. „Danke." „Ich ähm... ich war jetzt auch nicht weit weg... . Mir gefällt es zuhause eigentlich am besten. Da sind deine Freunde und du bist immer Willkommen." Wir schwiegen. Ich hörte das Meer rauschen, was sehr beruhigend war. „Ich würde dich so gerne sehen", sagte ich nach einer Zeit und seufzte. Thomas war mir sofort sympathisch. „Sagen wir, wir treffen uns morgen wieder hier, dann sehen wir uns. Aber jetzt noch nicht." in seiner Stimme lag etwas geheimnisvolles. „Okay." Mir gefiel diese Idee. Es war dann ein wenig besonders. Und jetzt konnte er mich auch noch nicht sehen. Vielleicht will er ja gar nicht mit mehr abhängen, wenn er mich erst einmal gesehen hat. Sich mit ihm zu unterhalten war so schön. Immer wieder schossen mir die Sätze ‚Traue niemanden' oder ‚Jeder ist gleich' durch den Kopf. „Bist du alleine hier?", fragte er vorsichtig. „Nein. Meine Mom ist mitgekommen." Jetzt war ich froh dass er mich nicht sah. Irgendwie war es mir peinlich. „Das ist schön", meinte er. „Bist du mit jemanden hier?" „Nein." Wir schwiegen wieder. Er war also echt nur wegen mir hier. Und das alleine. Eine Windböe kam vom Meer zu uns. „Du zitterst ja", stellte er fest, als er mit seinen Oberarm meinen streifte. Ich hielt inne. „Das geht schon", murmelte ich. „Nein, warte." Ich konnte spüren wie er seinen Pulli auszog. Ich bekam ganz große Augen. Niemand hätte das für mich gemacht. Nur dieser eigentlich fremde Junge. „Hier, du brauchst ihn mehr als ich." Er gab ihn mir. „Vielen Dank!" Während ich ihn mir überzog, roch ich unauffällig daran. Es war ein schönes Gefühl seinen Pullover anzuhaben. Er war auch noch warm. „Ich wollte mich noch bei dir wegen der Narbe entschuldigen. Ich habe dich für dein ganzes Leben verstümmelt." Seine Stimme war so voll Hass über sich selbst, dass ich schnell erwiderte: „Nein! Wegen ihr sind wir beide hier. Wir beide haben das gleiche Opfer gebracht. Und um ganz ehrlich zu sein, sie gefällt mir. Sie hat mich immer an dich erinnert. An unsere Zeit. Ich bereue es nicht." „Du bist irgendwie anders", wisperte er. „Anders als wer?", hackte ich nach. War es positiv oder negativ gemeint? Wahrscheinlich negativ. Weil, was mich von den anderen Unterschied ist eindeutig schlecht. „Anders als alle anderen Mädchen die ich bis jetzt kenne. Du wirkst so viel ehrlicher und natürlicher." Ich musste schlucken. Bis jetzt war ich nicht wirklich ehrlich gewesen. Klar, er hatte mich nicht gefragt oder so. Aber er konnte ja schlecht, hey, hast du irgendwelche Behinderungen, sagen. Ich müsste es ihm erzählen. Das ist sonst unfair. Aber wie schon gesagt, ich konnte nicht. Ich wollte nicht. „Danke." Meine Stimme war irgendwie rau.

Broken piecesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt