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Da wir immer die selbe Campinghütte direkt am Strand haben, kenne ich den Weg schon auswendig. Ich spürte den noch immer warmen Sand unter meinen Füßen. Es dämmerte schon. Mist, ich hätte eine Jacke mitnehmen müssen. Schnell ging ich zu unserem Treffpunkt. Dort angekommen, setzte ich mich in den Sand und starrte auf das Meer hinaus. Aber viel konnte ich nicht mehr erkennen. Wieder einmal verfluchte ich mich. Je dunkler es wurde, desto mehr Angst bekam ich. Man weiß ja nie wer sich so rumtreibt. Ich hätte gar nicht kommen sollen. Oder wenigstens eine Taschenlampe bei mir haben. Irgendwo hörte ich ein paar Jungen miteinander reden. Auf einmal hörte ich Schritte. Sie kamen näher. Ich rutschte weiter nach hinten. Mein Herz begann zu rasen. Ich bereute es so hier hergekommen zu sein. Niemand wusste dass ich hier bin. Die Person näherte sich mir. Vor mir blieb ein dunkel gekleideter Mann stehen. „'tschuldigung", murmelte ich und wollte mich an ihm schnell hinausschleichen. „Warte", sagte er und griff nach meiner Hand. Ich erstarrte. Ich musste hier weg. Ehe ich anfing zu schreien, spürte ich wie seine Finger mein linkes Handgelenk abtasteten. „Oh mein Gott, du bist es", flüsterte er. Er hatte eine echt angenehme Stimme. „Schau!", flüsterte er. Er nahm meinen Finger und ich fühlte eine Narbe an seinem Handgelenk. ER war es. Ich habe IHN gefunden. Ich kann gar nicht sagen wie glücklich ich in diesem Moment war. Er hatte mich nicht vergessen! Ohne zu wissen was ich tat viel ich ihm um den Hals. Er war so überrascht, dass wir fast umgefallen wären. Wir lachten. „Ich dachte ich sehe dich nie wieder", wisperte ich überglücklich. Ich ließ ihn langsam wieder los. Die Angst die ich vorher hatte, war komplett verschwunden. Dass es mittlerweile dunkel war, machte mir in diesem Moment auch nicht viel aus. Nur, dass ich ihn nicht sehen konnte. Aber er war eindeutig größer als ich und ich glaube auch ziemlich muskulös. Zusammen setzten wir uns in den Sand. „Erzähl mir von dir." Ich zögerte. Sollte ich ihm von meiner Behinderung erzählen? Ich hasste es zu lügen, aber ich konnte es einfach nicht. Ich wollte nicht dass ER mich mit diesem mitleidvollen Blick anschaut, wie die meisten anderen es tun. Oder noch schlimmer, mich zu mobben. Ich kannte ihn ja gar nicht. „Ähm, das ist mir echt peinlich, aber ich weiß echt gar nichts mehr über dich. Nicht einmal deinen Namen", fügte er hinzu. „Mir geht es genauso", ich lächelte ein wenig. „Also, ich bin Ayleen Brown. Ich bin vor zwei Monaten 18 geworden. Du bist 20, oder?" „Ja", er schmunzelte. „Ich bin Thomas. Ich freue mich dich kennenzulernen"

Broken piecesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt