Und tatsächlich er schaffte es ungefähr vier Sekunden lang zu stehen. Irgendwie war ich voll stolz auf ihn. „Yeyyy!", rief ich und umarmte ihn. Er lächelte mich glücklich an. „Gehen wir wieder ein wenig raus?", fragte ich flüsternd. Er nickte nur. Irgendwie hatte dieser Moment etwas magisches an sich. Ich nahm meine Luftmatratze und wir gingen raus. Zusammen legten wir uns wieder in den Sand. Calum nahm wieder seinen Rucksack. Er nahm eine Packung Chips heraus. „Willst du?", fragend sah er mich an. Eigentlich hätte ich nichts gebraucht, da ich in der Früh und am Abend genug gegessen hatte, doch ich wollte nicht wie eins dieser magersüchtigen Mädchen rüberkommen. „Danke." „Es ist schon Wahnsinn wie schnell die Zeit vergangen ist. Ich kann mich noch erinnern als ich dich zum ersten Mal sah." Ich lachte. Auch er lachte. Ich hatte mich damals im Sand vergraben. So, dass meine Arme und Beine vom Sand verdeckt gewesen waren. Ich glaube du weißt was ich meine. Auf jeden Fall war ich da so vergraben dagelegen. Dann kam dieser Junge angerannt, und hatte mich nicht gesehen. Er war über mich gestolpert und war mit seinem Gesicht in den Sand gefallen. Natürlich hatten wir beide zu weinen begonnen. Ich war aufgestanden, zu ihm gegangen und hatte an seiner Hand gezogen. „Aua?", hatte ich ihn gefragt, als er vor mir gestanden hatte. Er hatte den Kopf geschüttelt. „Du Aua?" Ich hatte auch den Kopf geschüttelt und dann haben wir angefangen zu lachen. Seit diesem Tag waren wir unzertrennlich gewesen. „Ich habe dich echt nicht gesehen", verteidigte er sich. „Komm schon, so blind kannst du doch gar nicht sein", konterte ich. Sofort verstummte ich. Das war ein absolutes Tabu-Wort. Er weiß es nicht, erinnerte ich mich sofort wieder. Es ist in Ordnung dies zu sagen. Er wird kein Mitleid haben. „Nein, eigentlich nicht. Ich bin halt sehr verträumt", plapperte er schon amüsiert weiter. Wir lachten noch ein wenig. „Ich frage mich so oft, was wäre, wenn", sagte er auf einmal ernster. Ja, das fragte ich mich auch öfters. „Was wäre, wenn ich nicht über dich gestolpert wäre? Vielleicht hätten wir uns ja auch so getroffen, oder auch nicht? Oder was wäre wenn du mit mir in die Schule gegangen wärst? Wie hätte dann mein Leben ausgesehen?", er seufzte. „Mhmm, du wärst auf jeden Fall ein Außenseiter", stellte ich fest und nahm mir noch einen Chip. „Das war ich auch schon so", er lachte kalt. „Und selbst wenn nicht, hätte mich das bestimmt nicht aufgehalten. Aber jetzt im Ernst. Außenseiter? Du?", er sah mich fragend an. Ich nickte und starrte aufs Meer. Die Wellen beruhigten mich irgendwie. Er legte einen Arm um mich. „Dann wären wir die Außenseiter des Jahrhunderts! Das sind wir sowieso. Wir zeigen denen schon, wie blind die alle sind", versuchte er mich aufzuheitern. Ich bekam eine Gänsehaut. Wenn du doch nur wüsstest! Sie haben ihren Grund! Und ich werde es niemanden zeigen. Mein Leben ist keinesfalls das Beste. Ich lächelte ihn dankbar an. „Klar werden wir es ihnen zeigen! Oh man, ich würde gerne die Gesichter von deinen Hatern sehen." „Ich auch", bestätigte er. Ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter. Mit ihm hätte mein Leben ganz anders ausgeschaut. Das wusste ich. Irgendwie war ich auf die Leute neidisch, die es mit ihm bisher verbringen konnten. Wir blieben eine Weile einfach so sitzen. „Wie spät ist es eigentlich schon", fragte er, nahm seinen Arm weg und nahm sein Handy. „Was? Mein Handy spinnt", stellte er verblüfft fest. „Warum, was zeigt es an?" „5 Uhr." „Das kann nicht sein. Warte", ich sah auch nach. 5:07 Uhr. „Nein, dein Handy spinnt nicht." Das konnte doch nicht sein. „Ich muss langsam zurück, bevor meine Mom mich noch als vermisst meldet." Zusammen packten wir die Luftmatratzen ein, nahmen unsere Sachen und gingen zurück. Es war inzwischen schon ein wenig kühler geworden. Schweigend ging ich neben Calum. Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Ihm schien es ähnlich zu gehen. „Es war wieder wunderschön, Ayleen, vielen Dank", sagte Cal als wir an unserem Ort angekommen waren. „Mir hat es auch sehr gefallen", stimmte ich ihm zu. Ich drehte mich um und ging. „Warte!", rief er auf einmal.
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Broken pieces
FanfictionAyleen hasst ihr Leben. Und das aus mehreren Gründen: in vorhersehbarer Zeit wird sie erblinden, was sie zum Mobbingopfer ihrer ganzen Schule machte. Dazu hatte ihre Vater sie verlassen. Es gab nur zwei Lichtblicke: Ihre Lieblingsband 5 Seconds of...