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„Tut es fest weh?" Ich wusste nicht, ob ich es wirklich hören wollte. „Nein. Nachdem ich gestern gesehen habe, wie tapfer du bist, dürftest du es kaum spüren." Ich lehnte mich seufzend an seine Schulter. Automatisch verschränkten sich unsere Hände. „Wenn du willst, können wir es gleichzeitig machen lassen oder getrennt." „Gleichzeitig", sagte ich sofort. Falls es doch sehr fest weh tut, würde ich es Calum sofort ansehen, und ich kann mir nicht vorstellen, dass ich, wenn ich anfangen würde noch zwei Stunden auf ihm warten würde wollen. Gleichzeitig wäre perfekt. „Das dachte ich mir auch gleich", stimmte er mir zu. Das Taxi hielt. Zusammen stiegen wir aus. Vor dem Gebäude blieben wir stehen. Ich atmete tief ein und aus. Cal ging voran und öffnete mir die Tür. Drinnen erwartete uns sofort warme Luft. Mein Freund ging zu einem Mädchen. „Hi, Camille, wir haben einen Termin." Sie stand auf. „Ich habe dich ja eine Ewigkeit nicht mehr gesehen", sagte sie freudig, und umarmte ihn. „Tom hatte etwas von einer Freundin erzählt, ist sie das?", sie sah mich gespannt an. „Ja, das ist meine Freundin Ayleen." Camille kam zu mir und umarmte auch mich. „Ist das dein erstes Tattoo?", fragte sie. Ich nickte etwas nervös. „Das ist ja schön." Sie lächelte mich ermutigend an. Auch sie war mir sofort sympathisch. „Folgt mir doch bitte", sie ging in einen Raum. Hand in Hand gingen wir ihr hinterher. „Calum!", rief ein etwas älterer Mann. „Tom!" Man erkannte sofort, dass sie ziemlich gut befreundet waren. „Was soll es denn dieses Mal sein?", fragte er. Der Mann saß auf einen Tisch und sah uns fragend an. Wir setzten uns ihm gegenüber. „Wir würden gerne ein alive hier", Cal zeigte auf seinen Oberarm, „haben. Am Besten in Großbuchstaben." Der Mann nickte. „Beide?" Jetzt sah er mich an. „Ja." „Okay, ich würde vorschlagen, dass wir dein Tattoo kleiner machen, weil dein Arm viel dünner wie der von Calum ist. Sonst würde es um den ganzen Arm gehen. Oder wie hast du es dir vorgestellt?" „Ja, ich will es nur auf der oberen Seite." „Gut." Er öffnete eine Schublade und holte Vorlagen heraus. „Welche Schriftart soll es sein?" Es gab fünf verschiedene. Ich wusste sofort welche ich wollte. Es waren zwar ziemlich normale Druckbuchstaben, doch es soll ja nichts verspieltes sein. Gleichzeitig deuteten wir auf die eine Schriftart. Wir sahen uns grinsend an. „Perfekt." Tom wirkte amüsiert. „Wie wollt ihr es jetzt machen?" „Gleichzeitig", antwortete Calum. „Ist es okay, wenn Camille es bei dir macht und ich bei Ayleen?" Er sah uns beide an. Keiner hatte etwas dagegen. „Nein, natürlich nicht." „Okay. Dann legt euch bitte hin." Wir vier standen auf, und Cal und ich legte uns nebeneinander auf eine Liege. Tom kam zu mir und lächelte mich freundlich an. „Welcher Arm soll es sein?" „Rechts." Calum wollte es links. So konnten wir ohne Probleme nebeneinander liegen bleiben. Tom nahm die Schablonen und begann es mit einem Stift auf meine Hand zu übertragen. Nach circa fünf Minuten war er fertig. „Okay, dann schau, ob es so passt. Ich bin gerne bereit alles weg zu wischen, falls es nicht passt. Denn jetzt oder nie." Ich sah auf meinen Arm. Genau so hatte ich es mir vorgestellt! Es war perfekt. „Zeig her", sagte Cal, der noch nicht ganz so weit war. Ich zeigte ihm meinen Arm. „Es passt echt gut zu dir", meinte er. „Es ist so perfekt, danke", sagte ich. „Gut. Dann wird es jetzt kurz kalt." Er sprühte ein Desinfektionsspray auf meinen Arm. „Okay, dann geht es jetzt los." Da ich nicht hinsehen wollte, drehte ich meinen Kopf zu Cal und drückte fest seine Hand. Auch er sah zu mir. Es tat schon ziemlich weh. „Okay, passt es so?", fragte Camille Calum. Auch dieser sah sich seinen Arm an. „Wie findest du es?", fragte er mich. „Wunderschön", flüsterte ich. „Hast du toll gemacht, Camille", meinte mein Freund. „Würdest du vielleicht ein Foto von uns machen?", fragte er sie und gab ihr sein Handy. „Nein, bitte nicht",wiedersprach ich. „Zur Erinnerung", flüsterte er und sah mir tief in die Augen.

Broken piecesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt