Arkham

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Ich betrat das Gefängnis und stöckelte leicht unsicher auf den Bereich der Psychatrie zu, indem ich seit kurzen arbeitete. Meine langen blonden Haare trug ich in einem strengen Dutt auf meinem Kopf und meine große Brille saß perfekt auf meiner Nase, trotz dass sie mir alle paar Minuten hinunter rutschte.
"Harleen, wir haben einen neuen Patienten für sie. Er wurde vor ein paar Tagen hergebracht und stand die letzten paar Stunden unter Einzelarrest.", informierte mich ein Arbeitskollege, namens Scott, als ich unsere Abteilung gerade betreten hatte. Er war schon um die vierzig, ein netter älterer Mann. Ich hatte vor ein paar Jahren meine Studienlehrgänge absolviert und war extra nach Gotham gekommen, um hier in Arkham zu arbeiten. Psychische Erkrankungen waren für mich schon immer faszinierend gewesen, vielleicht aber auch weil ein kleiner Teil von mir, diesen Leuten helfen wollte. Sie brauchten Jemanden. Jeder braucht jemanden. Niemand will allein sein. Nicht einmal der größte Psychopath hält es ohne einen Menschen aus.
"Ist gut, wie heißt der neue Patient?", fragte ich und nahm Scott die Akte ab, welche er mir entgegen hielt.
"Man nennt ihn den Joker.", erklärte er mir.
"Joker?", fragte ich nach und zog die Augenbrauen zusammen, während ich die Akte öffnete und mir ein Bild entgegen sprang. Darauf war ein Mann, etwas älter als ich mit grünen Haaren abgebildet. Er lächelte unnatürlich fröhlich in die Kamera und seine Haut war unmenschlich bleich. Ein tätowiertes "J" unter seinem rechten Auge, so wie das Wort "damaged" auf der Stirn zierte sein Gesicht. Seine Augen waren weit aufgerissen und um sie herum fielen dunkle Schatten.
"Man weiß nichts von ihm. Keine Fingerabdrücke, keinen Ausweis. Er wurde nirgendwo im Polizeiregister registriert.", meinte Scott und führte mich einen weiteren Gang hinab. Ich mochte Arkham nicht sonderlich, die Einrichtung war noch kälter als die im Krankenhaus. Es fehlte etwas lebendiges, etwas Schönes.
"Nun gut, gibt es sonst etwas was man über ihn weiß?", fragte ich und blätterte die Akte durch, doch die Blätter waren leerer als mein Kalender in der Küche. Scheinbar war bis jetzt niemand wirklich aus ihm schlau geworden.
"Er ist ein psychotischer Killer. Er hat die Mafiabank ausgeraubt, ihn interessieren keine Gegenstände, es gibt nichts mit dem man ihn erpressen könnte. Er liebt es einfach nur Chaos anzurichten.", spottete Scott. Scheinbar mochte er den Mann nicht sonderlich.
"Gewalt in so einem Fall bedeutet meist nur ein Flehen nach Aufmerksamkeit.", schlussfolgerte ich und drückte ihm die Akte wieder in die Hände.
"Er wird ihre Aufmerksamkeit genießen, er hatte jetzt ein paar Tage nur sein Spiegelbild, er wird die Zeit mit ihnen sicher genießen.", versicherte Scott mir und ich lachte.
"Ja vielleicht.", grinste ich und wir blieben vor einer Tür mit der Nummer 154 stehen.
"Er wartet bereits auf Sie.", meinte Scott und öffnete mir die Tür. Dann auf zu dem ersten Gespräch.

Der Raum war kühl, alle Wände waren weiß und mit einer leichten Gummischicht versehen, damit man sich nicht verletzten konnte, ähnlich wie in einer Gummizelle. In der Mitte des Raumes hing über dem Tisch eine kleine Lampe, deren Licht den Raum noch kälter wirken ließ. Auf meinem Rücken breitete sich Gänsehaut aus, als ich auf den Tisch zu lief, an dem der Mann saß. Er war in eine Zwangsjacke gesteckt worden und seine Augen klebten sprichwörtlich an mir. Ich erinnere mich vage in der Akte das Wort "Clown" gelesen zu haben, nun dann war ich wohl jetzt seine Hauptattraktion.
"Dooooktor!", rief er in den Raum während ich mich ihm gegenüber setzte und einen Stift mit Block auf den Tisch legte. Ich lächelte, als ich ihn begrüßte.
"Mein Name ist Harleen Quinzel und wir werden uns nun jeden Tag hier sehen.", erklärte ich ihm und er grinste vor sich hin. Auf seinen Zähnen waren goldene Aufsätze und seine Augen fixierten meine.
"Harleen.", sprach er und danach kicherte er vor sich hin.
"Ich kenne ihren Namen nicht, wie heißen Sie?", fragte ich, aber ich hatte keine große Hoffnung, dass er mir seinen Namen wirklich verriet.
"Ich bin sicher ihre Freunde nennen sie Harley", meine er und starrte mich an, während ich meinen Kopf schüttelte.
"Ich habe hier noch nicht viele Freunde.", sagte ich und richtete meine Brille. Vielleicht wollte er erst etwas über mich wissen, bevor er mir vertraute. Solche Leute gab es oft. Soweit ich weiß hat er sowieso Lebenslänglich, also hatte ich alle Zeit der Welt mit ihm zu sprechen.
"Nun, dann hast du jetzt einen Freund.", grinste er und wippte in seinem Stuhl hin und her, nicht ohne ein leises Lachen. Für mich wirkte der Mann nicht wie ein Killer, mehr wie ein kleines Kind, das nicht still sein konnte. Es zappelte so lange bis es jemand beachtete, auch wenn es dafür Dinge kaputt machen muss. Es hielt einfach nie still.
"Nun Mister...", fing ich an.
"Mister J.", meinte er und nickte mir zu, als Zeichen, dass ich weiter reden solle.
"Mister J...eine normale Frage zuerst: Wie geht es Ihnen?", fragte ich heraus und nahm meinen Stift in die Hand.
"Haha...Mir...haha...mir geht es gut. Mir geht es gut. Mir geht es gut!", ratterte er zwischen Gelächter herunter, ehe er sich kurz räusperte und noch einmal mit fester Stimme murmelte: "Mir geht es fantastisch."
Die Frage war mehr, ob das der Wahrheit entsprach. Er wirkte glücklich, aber ein Mensch konnte doch nicht glücklich in Arkham sein. Es war die Hölle auf Erden, besonders für Gefangene.
"Sind Sie sich da sicher?", fragte ich und er nickte, ehe er hinzufügte: "Sehr sicher, Harley."
Meinen Namen betonte er besonders.
"Nun gut, Mister J. Gibt es etwas, dass sie gerne tun?", fragte ich und schrieb etwas auf das Papier.
"Spaß.", meinte er.
"Spaß? ", fragte ich und zog meine Brauen zusammen, wobei meine Brille wieder begann zu rutschen.
"Ich habe gerne Spaß.", korrigierte er sich und kicherte.
"Haben sie jetzt gerade Spaß?", fragte ich erneut und traf seinen Blick, der mich festhielt.
"Oh ja, das hier", meinte er und versuchte sich zu bewegen, "macht unheimlich Spaß, meine Süße."
"Was macht sonst noch Spaß?", fragte ich und ignorierte seinen Kosenamen.
"Vieles.", meinte er.
"Was denn so?", stocherte ich nach und sah ihn abwartend an.
"Ich könnte es dir zeigen.", meinte er langgezogen und kicherte wieder vor sich hin.
"Was würden Sie mir zeigen?", fragte ich.
"Spaß, ich würde dir zeigen, was wirklich Spaß macht.", sagte er und grinste. Sein Grinsen wirkte nicht böse, ich hatte kein Wort dafür wie er auf mich wirkte.
"Was bedeutet für Sie das Wort Spaß?", fragte er mich nun und ich lächelte.
"Etwas das mich zum Lachen bringt?", fragte ich mehr. Er nickte kurz.
"Ein Witz? Ein Clown?", fragte er. Während er sprach verzog sich sein Gesicht. Er gestikulierte scheinbar gerne.
Ich nickte: "Auch."
"Irgendwann werde ich dir Spaß zeigen meine Süße.", meinte er und dann klingelte es. Was bedeutete, dass die erste Sitzung vorbei war.
"Ich freue mich auf Morgen Harley.", sagte er und wippte wieder grinsend auf seinem Stuhl.
"Ich auch.", versicherte ich ihm und stand auf. In diesem Moment ging die Tür auf und zwei Wachen kamen herein, um ihn wieder in seine Zelle zu stecken. Ich packte den Block und Stift in meine Tasche und verließ den Raum.

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