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Albus' Sicht

"Albus!", hörte ich Rufe durch den Regen und blickte auf. Eine blonde Gestalt kam auf mich zu und hielt schnaufend.
"Albus, was-was machst du hier?", fragte Scorpius außer Atem.
Ich schüttelte den Kopf, um ihm zu zeigen, dass ich jetzt keine Lust zum Reden hatte. Mann, war ich ein schlechter Freund. Erst nahm Scorpius alle Schuld auf sich und nun wollte ich ihm nicht mal sagen, was los war. Aber das schien ihm im Moment gar nicht aufzufallen.
"Ich muss dir unbedingt was erzählen!", rief er.
Ich nickte und stand auf.
"Sollen wir rein?", fragte ich inzwischen schon völlig durchnässt und stand auf.
Scorpius schüttelte den Kopf.
"Nee", sagte er schnell und sah sich um, ob jemand in der Nähe war.
Dann senkte er die Stimme und flüsterte: "Es geht um du-weißt-schon-was!"
Ich nickte.
"Reden wir jetzt hier?", fragte ich, "Es ist eh niemand draußen."
Scorpius schüttelte den Kopf.
"Nein. Wenn uns jemand sieht, fragt er uns, worüber wir geredet haben", war sein Einwand.
"Wie wär's einfach mit Lügen?", fragte ich.
Scorpius verdrehte die Augen, als wäre ich der späteste Spätzünder der Welt.
"Ich schwänze gerade meine Strafe und danach Nachsitzen, kapiert?", stöhnte er und war wieder typisch 'Malfoy'.
"Ja ja, musst du ja nicht so laut schreien!", zischte ich.
"Ist ja schon okay, Albus. Wir gehen jetzt einfach...in die Nähe von Hagrid's Hütte?", fragte er.
"Und wenn er uns sieht?", fragte ich, denn es erschien mir nicht wie die beste Idee.
Wieder verdrehte Scorpius die Augen und stampfte ungeduldig auf.
"Ist das denn nicht logisch?", fragte er genervt, "Er hat bestimmt voll das schlechte Gewissen wegen dem Knallrümpfigen Kröter, oder?"
Ich nickte.
"Gut", erklärte er weiter, "Das heißt, dass er dir nicht auch noch Schwierigkeiten bereiten will. Denn schließlich bist du Harry Potter's Sohn und Harry Potter war Hagrids Freund. Also wird Hagrid nicht wollen, dass du und dein Vater Streit haben. Deswegen würde er uns nie verraten. Logisch, oder?"
Ich grinste.
"Du bist ein Genie, Scorpius!", rief ich.
"Ich weiß", grinste er arrogant und versuchte besonders cool zu wirken - solange das mit vom Regen nass auf die Stirn geklatschten Haaren möglich war.

Hagrids Hütte stand klein und gemütlich neben einem Kürbisbeet. Es war Herbst und bald Helloween, weswegen große Exemplare benötigt wurden. Ich wusste nicht ganz, ob ich feiern würde. Schließlich waren da meine Großeltern gestorben. Aber ohne ihren Tod wäre der dunkle Lord nie besiegt worden sein. Wir Potters waren einige der wenigen, die zu Helloween nie von Haus zu Haus gingen und sich auch sonst nicht um festliche Aktivitäten kümmerten. Meistens war das Einzige, das diesen Tag von anderen unterschied, ein schnell dahingesagtes " Happy Helloween ". Dad verbrachte die meiste Zeit dann alleine in seinem Arbeitszimmer und ging irgendwelche Dokumente durch. Mum backte Plätzchen oder Kuchen, die Lily dann verzieren durfte. Und James... er war halt James und hat jedes Jahr einen brillanten Einfall, irgendwie Stimmung in unser Haus zu bringen. Da sind dämliche Streiche noch das Harmloseste.
Ich verbrachte die meiste Zeit in meinem Zimmer und grenzte mich von der Außenwelt ab. Manchmal brauchte ich einfach Zeit zum Nachdenken. Und jetzt erst fiel mir auf, dass ich schon immer anders war. Ich war immer...etwas vernünftiger und weniger aufbrausend. Und ich achtete oft darauf, dass ich Nutzen aus meinem Handeln zog.
Ja, und ich war schon ziemlich ehrgeizig und zog die Dinge durch, die ich mir in den Kopf gesetzt hatte.
Aber bisher hatte das nie jemanden erwas ausgemacht. Rose auch nicht. Bloß jetzt stempelte sie mich als Vollidioten ab. Und es war mir egal. Inzwischen hatte ich riesige Wut auf sie und wünschte ihr wer weiß was.

"Hey, Albus, hörst du mir überhaupt zu?", fragte Scorpius plötzlich und riss mich aus meinen Gedanken.
"Sorry, was hast du gesagt?", fragte ich und machte ein betretenes Gesicht.
Plötzlich begann Scorpius zu grinsen.
"Denkt da etwa jemand an Rosie?", fragte er mit einem wissenden Gesichtsausdruck.
"Nein! Hast du sie noch alle!", schrie ich.
Scorpius hob eine Augenbraue.
"Da reagiert aber jemand sensibel auf ein bestimmtes Thema!", säuselte er.
Ich grinste und schubste ihn freundschaftlich zur Seite.
"Nein, Scorpius, interpretier da mal nichts rein!", sagte ich grinsend, auch wenn ich spürte, dass meine Wangen glühten.
Aber nein, ich war definitiv nicht in Rose verliebt! Wie kam er nur auf solche Ideen?
Da kam mir ein Einfall.
"Oho!", sagte ich mit der gleichen wissenden Miene, "Willst du etwa wissen, ob sie schon vergeben ist?"
"Du-!", drohte Scorpius grinsend und schubste mich zurück.
Dann lästerten wir noch eine Weile über meine ach so tolle Cousine, bevor wie wieder zum eigentlichen Thema zurückkamen.
"Was gab es jetzt eigentlich so Dringendes zu sagen?", fragte ich.
Augenblicklich wurde Scorpius wieder ernst und erzählte mir alles.
Ich hörte zu und in Gedanken versuchte ich einen Zusammenhang zwischen all diesen Zufällen zu finden.
"Vielleicht", sagte ich nach einer Weile, "hat Voldemort doch überlebt..."
Scorpius schüttelte den Kopf.
"Unmöglich", sagte er mit fester Stimme.
"Wieso?", fragte ich,"wäre doch möglich?"
"Überleg doch mal", begann er, "was hätte es für einen Sinn, mich da mit rein zuziehen? Was sollte Voldemort mit einem Erstklässler?"
Gutes Argument.
Ich überlegte. Und dann rutschte mir fast eine Info heraus, die Scorpius besser nicht kennen sollte.
Sein Vater war ein Todesser.
Also lag es nahe, dass Voldemort Draco Malfoy mit seinem eigenen Sohn erpressen wollte, wieder als Todesser zu agieren. Falls es wirklich Voldemort war, der für all das zuständig war?
Ich sah Scorpius an. Würde er die Wahrheit über seinen Vater je erfahren? Und würde er damit zurechtkommen?
Plötzlich lastete die gesamte Masse dieses Geheimnisses auf mir. Ich durfte es ihm nicht sagen. Aber er verdiente es doch, die Wahrheit zu wissen? Doch sollte man sich nicht vor der Wahrheit auch schützen? Oder jemand anderen schützen?
Ich dachte daran, was mein Vater mir mal gesagt hatte.
Er hatte erzählt, dass Dumbledore ihm verschwiegen hatte, dass er der letzte Horcrux war. Und er hätte es getan, um ihn schützen. Denn die Wahrheit kann wehtun. Sehr sogar.
Und vielleicht war es wichtig, Scorpius im falschen Glauben zu lassen. Ich meine, wenn mein Vater von Anfang an gewusst hätte, dass er sterben musste, hätte er dann überhaupt weitergekämpft?
Und wenn Scorpius erfahren würde, dass sein Vater ein Todesser war, würde er dann wissen, dass es immer eine Wahl zwischen gut und böse gibt? Oder würde er denken, dass er auch auf die dunkle Seite wechseln müsste, falls das Böse aufersteht?
Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken, als mir klar wurde, mit welch einer Selbstverständlichkeit ich gerade an die Auferstehung des Bösen gedacht hatte. Plötzlich schien es mir gar nicht mal so abwegig, dass bald etwas passieren würde. Erwas Großes, Böses, Weltveränderndes.
"Scorpius?", fragte ich und mir war trotz des Regens ganz heiß.
"Ja?", fragte er.
"Wir müssen aufpassen", sagte ich.
"Wieso?"
"Weil", versuchte ich zu erklären, "Weil ich glaube, dass sich die Dinge sehr bald verändern werden."
"Welche Dinge?", fragte Scorpius unnötigerweise.
"Du weißt, was ich meine", antwortete ich und er nickte. Wir wussten es beide. Im Grunde hatten wir es von Anfang an gewusst.
Der Regen wurde stärker und durchnässte uns. Irgendwo hörten wir Donnergrollen. Ein Sturm braute sich zusammen. Und ich redete nicht vom Wetter.
Ich sah in Scorpius' Augen und wusste, dass er das Gleiche dachte wie ich: Die Gefahr kam immer näher.
Und wie zur Bestätigung zuckte ein Blitz über die grauen Gewitterwolken und zerriss den Himmel.

HP Next Generation - Harry war gestern, jetzt komme ich! Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt