Scorpius' Sicht
Während ich auf den Eingang des Manors zuging, wurde ich zunehmend unruhiger. Ich hatte die dunkle Vorahnung, dass etwas passieren würde. Irgendetwas war nicht wie sonst.
Ich drückte die Klinke runter. Die Tür schwang auf.
Nicht zugeschlossene Türen, ein ganz schlechtes Omen.
Irgendeine unbekannte Kraft zwang mich, leise zu sein.
Das erste, was mir auffiel, war ein gelblicher Brief auf dem Schuhschrank in der Eingangshalle. Er war nicht zugeklebt, also öffnete ich ihn leise und las ihn durch.Draco und Astoria,
Es tut mir unendlich leid, aber ich werde über Weihnachten nicht kommen können.
Es sind einige Dinge mit Lucius dazwischengekommen, die ich dringend klären muss. Man sieht das du-weißt-schon-was wieder. Ich hoffe, bei dir nicht und ich wünsche euch noch einige schöne und erholsame Feiertage,
Deine dich liebende Mutter Narzissa ♡Ich legte den Brief zurück. Was war mit Lucius? Mein Großvater war doch gestorben, bevor ich geboren wurde?
'Nur irgendein Papierkram, Testamente, Erbzeugs und so', versuchte ich mir einzureden. Aber was konnte es sein? Und was war wieder zu sehen? Es musste irgendetwas sein, dass mein Vater auch hatte. Ein seltenes Artefakt? Ein verschollenes Buch? Ich wusste es nicht.
Plötzlich durchbrach ein klagender Laut die Stille. Ich zuckte erschrocken zusammen, traute mich aber nicht, einen Ton von mir zu geben. Wieso war niemand da? Wo waren meine Eltern? Sogar die Anwesenheit von unserem nervigen Hauselfen hätte jetzt etwas Vertrautes an sich.
Ich schlich auf das Wohnzimmer zu, aus dem der Laut gekommen war. Ich machte das Licht nicht an, aus Angst, ich könnte entdeckt werden.
Ich bückte mich an das Schlüsselloch und sah hindurch.
Für einen Moment entspannte ich mich. Mein Vater saß auf der Couch, meine Mutter neben ihm. Ich konnte nicht sehen, was sie anschauten, aber ich verstand ihre Stimmen.
"Tut es sehr weh?", fragte Mum.
"Nein...nein, geht schon", presste mein Vater unter zusammengebissenen Zähnen hervor und ich wusste, dass er log.
Plötzlich krümmte er sich und schrie fast, während Mum verzweifelt versuchte, ihm zu helfen.
Ich spürte, wie mich die Angst packte.
Eine Gänsehaut zog sich über meine Arme und ich zog die schwarze Jacke aus Drachenleder enger um mich. Was war geschehen? Ich hasste es, jemanden von meinen Eltern leiden zu sehen. Und mir wurde bewusst, dass dies der Grund sein musste, wieso sie nicht gekommen waren, um mich abzuholen. Und mir wurde noch mulmiger bei dem Gedanken an das, was sie aufgehalten hatte. Es musste etwas Schreckliches passiert sein, normalerweise taten meine Eltern alles für mich.
Auf einmal ging die Tür auf und ich stolperte schnell einige Schritte zurück in die Eingangshalle.
Mum und Dad kamen gerade aus dem Wohnzimmer. Mein Vater zog sich den Ärmel über den linken Arm und knipste das Licht an. Ich tat so, als wäre ich gerade angekommen und hätte nichts mitbekommen.
Sofort begannen die Entschuldigungen, wie sehr es ihnen leid täte. Im St Mungo hätte Lockhart versucht, aus dem fünften Stock zu springen und danach sei noch jemand mit der Griselkrätze eingeliefert worden. Ich hörte zu wie sie logen, nickte aber einfach nur. Mir entgingen Mums Augenringe und Dads noch bleichere Gesichtsfarbe als sonst nicht, aber ich sprach sie nicht darauf an.
Ich nickte nur und erklärte brav, wie ich hergekommen sei und dass alles okay war.
"Ich geh hoch, meinen Koffer auspacken und komm dann gleich wieder", sagte ich und begann damit, die Treppen zu meinem Zimmer hochzusteigen. Es waren lange Wege und Malfoy Manor ein riesiges Anwesen. Groß und dunkel und mächtig. Früher gefiel es mir so. Ich meine, jetzt ist es auch nicht schelcht. Es hat diese geheimnisvolle Aura und ich liebe die schier unendliche Bibliothek mit seltenen und ganz besonderen Büchern, aber im Moment kam mir das ganze Gebäude sehr leblos vor. Kein Kinderlachen, kein Geschrei, keine Schritte. Nichts. Es war nicht wie in Hogwarts, wo es laut und voller Leben war. Plötzlich fühlte ich mich sehr klein und einsam in diesem gigantischen, alten Gemäuer.Mein Zimmer war groß, größer als die der meisten anderen Kinder. Und ich hatte Dinge im Überfluss, dass ich gar nicht wusste, wohin damit.
Mein Bett hatte einen Baldachin und wenn ich nachts dalag, konnte ich die Sterne zählen. Doch in diesem Moment machte mich selbst das traurig. Denn es gab so viele Sterne da oben und ich war allein.
Ich packte provisorisch mein Zeug aus, zog mir Hausschuhe an und machte mich auf den Weg in die Küche. Mit ein bisschen warmen Essen im Magen und gemütlichem Kerzenschein würde es mir sicher gleich viel besser gehen.Ich blieb am oberen Ende der Treppe stehen, als ich die Stimmen meiner Eltern hörte.
"Und wenn es schlimmer wird?", fragte Mum, "Du solltest Hilfe holen!"
"Nein", entgegnete Dad, "Es ist schön, wie du dich um mich sorgst, aber ich komme klar. Vertrau mir, Astoria."
"Nein, Draco. Ich kenne dich und du würdest lieber sterben, als zuzugeben, dass du Hilfe brauchst. Und genau deswegen musst du jetzt jemanden anrufen!"
"Aber ganz bestimmt nicht ihn!"
"Doch, Draco. Ich dachte, ihr hättet eure Feindschaft schon vor Jahren begraben. Du musst über deinen eigenen Schatten springen!"
"Und Scorpius? Was ist mit ihm, wenn sie mich mitnehmen? Er braucht seinen Vater!"
"Und genau deswegen solltest du ein gutes Vorbild sein. Er braucht einen Vater, der ihn beschützen kann und nicht jemanden, der ihm nur im Weg steht. Ich finde auch so, du hättest es ihm längst sagen sollen!"
"Nein, er wird mich hassen! Es ist besser, wenn er es nicht weiß."
"Draco, mit Lügen kommt man nie weit. Früher oder später wird er es erfahren und dann wird er nur noch mehr verletzt sein. Bitte, Draco, du musst etwas tun!"
Er atmete aus und dachte einen Moment nach, bevor er sagte: "Gib mir das Telefon, Schatz. Ich tu's?"Albus' Sicht
Wir saßen am Küchentisch und aßen Abendbrot. Wir waren vor einer halben Stunde zu Hause angekommen und seit dem wurde nur geredet.
"Mum, bitte! Was hättest du getan, wenn du kein Quidditch spielen dürftest? Du wärst doch sicher wahnsinnig geworden!", bettelte James unsere Mutter an, dass sie das Verbot zurückzog. Doch bevor sie antworten konnte, schaltete Dad sich lachend dazwischen.
"James, man kann nicht wahnsinnig werden, wenn man es schon ist!", meinte er.
"Harry!", empörte sich Mum, "Nicht vor den Kindern!"
"Als hätten wir nicht schon längst mitbekommen, dass ihr verrückt seid", murmelte James und ich musste mir ein Lachen verkneifen.
Dann schaltete sich Lily noch dazu und alle riefen kunterbunt durcheinander. Nur ich saß ruhig da und machte mich, unbemerkt von den anderen, schon mal an den Nachtisch.
"Hey, Al", meinte Dad plötzlich und ich ließ ertappt die Kuchengabel fallen, schluckte den Bissen schnell hinunter und schaute rüber.
"Du hast uns noch gar nicht erzählt, was dir so passiert ist", meinte er und ich wusste nicht recht, was ich sagen soll.
"Ich...bin Sucher beim Quidditch", meinte ich dann.
"Das ist ja klasse!", freute sich Dad, aber ich war mir nicht sicher, ob er es ernst meinte. Denn ich war Sucher von Slytherin.
James, der zugehört hatte, fand darin jedoch ein neues Argument:
"Siehst du, selbst Albus darf Quidditch spielen! Ich dachte, ihr wollt eure Kinder gleichberechtigt erziehen!"
"Ist das etwa emotionale Erpressung?", fragte Mum lächelnd.
"Nein, nur strategisches Ausnutzen der Standpunkte der gegnerischen Partei", meinte James grinsend.
"Ach so nennt man das", meinte Ginny lächelnd, "Aber wenn es dir so viel bedeutet, schick ich Professor McGonagall eine Eule mit der ausdrücklichen Erlaubnis, dass du wieder ins Team kannst."
"Wirklich?!", fragte James, der sein Glück nicht fassen konnte. Mum nickte.
"Danke, Mum! Ich mach sogar den Abwasch für die restliche Woche!", rief er freudig.
"Hättest du zwar nicht gemusst, aber ich nehm dein Angebot gerne an, James", lächelte Mum.
"Kacke!", fluchte James, der sich das nun selbst eingebrockt hatte.
"Sagt man nicht!", rief Lily und grinste von einem Ohr zum anderen.
Und während die anderen sich lautstark unterhielten, sagte ich kein Wort. Meinem Vater fiel es auf und er sah mich besorgt an.
"Ist alles okay?", fragte er
"Ja, was soll sein?", antwortete ich so lässig wie möglich.
"Gefällt es dir nicht in Hogwarts?"
"Doch, doch. Es ist super", beteuerte ich und es war nicht mal gelogen.
"Was sonst? Hast du denn Freunde?", blieb er hartnäckig.
"Ja", antwortete ich kurz angebunden und musste kurz bei dem Gedanken an Scorpius lächeln.
"Wer denn?"
Und schon gefror mir das Lächeln.
Und ich wusste nicht, was ich getan hätte, wenn James an dieser Stelle nicht für mich geantwortet hätte.
"Der kleine Malfoy", sagte er nur schnell und nahm einen großen Bissen Sahnetorte mit Extrasahne, wofür er von Mum einen warnenden und von Lily einen neidischen Blick erntete.
Für einige Sekunden war es ganz still am Tisch und ich wusste, dieses Schweigen galt mir. Das war der Punkt, an dem es darum ging, dass ich nicht wie der Rest der Familie war. Ich wünschte, dieses Gespräch würde nicht stattfinden, aber es war unumgänglich.
"Und...wie ist er so?", fragte Dad. Ihm missfiel es eindeutig. Doch Mum trat ihn unterm Tisch und meinte: "Dann habt ihr jetzt schon viel mehr geschafft, als eure Väter in über dreißig Jahren. Es ist schön, wenn ihr euch gut vertragt, er ist sicher ein netter Junge."
Nun war Dad an der Reihe, etwas zu sagen. Doch da klingelte das Telefon und rettete ihn."Ja?...oh...verstehe...Draco...okay, ich bin gleich da!", sprach er in den Hörer.
Bei Dracos Namen grinste James und meinte: "Wenn man von Teufel spricht!"
Aber niemand beachtete ihn.
Plötzlich war Dad sehr in Eile, zog sich einen Mantel drüber, schnappte sich seinen Zauberstab und sagte nur: "Ginny, ich muss los. Es gibt ein Todesser-Problem."
Dann apparierte er.
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HP Next Generation - Harry war gestern, jetzt komme ich!
FanfictionAch ja, die Zukunft. Sie ist schneller da, als man denkt. Und schon ist es für Albus Severus Potter, Rose Weasley und Scorpius Malfoy soweit, nach Hogwarts zu kommen - und dort wartet das nächste Abenteuer auf sie! Aber hier ist es um einiges schw...