Lucius Malfoy

213 20 6
                                    

Scorpius' Sicht

Wir gingen auf das Gefängnis zu. Jeder Schritt wurde schwerer. Ich fühlte eine tiefe Traurigkeit in mir aufsteigen. Mir war unwohl.
Wie betraten die Eingangshalle.
Mein Vater ging zum Tresen, wo ein missmutiger Angestellter wartete.
"Die Besuchszeit ist bald vorbei", informierte er uns.
"Wir haben noch etwas Zeit", entgegnete Dad kalt.
"Okay. Zu wem wollen Sie?", fragte der Angestellte genervt.
"Lucius Malfoy", antwortete Dad.
Der Angestellte wies in eine Richtung.
"Dalang und dann rechts abbiegen", meinte er. Er machte sich nicht die Mühe, uns hinzuführen. Aber wer verübelte ihm das schon?  Das hier war sicher nicht der Traumjob von...eigentlich jedem. Das Gebäude zog einen irgendwie runter. Früher hatten sie Dementoren gehabt, hatte ich gelesen. Jetzt gab es nur noch das Gerücht, sie wären für die ganz schlimmen Fälle. Und wie es mir so vorkam, schien das Gerücht zu stimmen. Und mein Großvater war einer dieser ganz schlimmen Fälle.
Je tiefer wir gingen, umso kälter und trostloser wurde es. Dad ging zielstrebig voran. Ich folgte ihm.
Ich versuchte nicht zur Seite zu schauen. Zelle an Zelle reiten sie sich einen ewig langen Gang entlang. Hexen und Zauberer, die meisten wahrscheinlich Mörder und Todesser, schienen langsam den Verstand zu verlieren.
Ich sah ihnen nicht in die wirren Augen. Einige riefen uns Sachen zu. Andere langten durch die Gitterstäbe nach mir. Ängstlich und angeekelt wich ich aus.
Wir kamen an das Ende des Ganges und bogen rechts ab, wie der Angestellte uns gesagt hatte.
Im rechten Gang wurde es noch kälter. Ich zitterte. Ob vor Kälte oder Unbehagen wusste ich nicht.
Dad wurde langsamer. Schließlich hielt er an.
"Draco!", krächzte eine raue Stimme. In der Zelle vor uns hockte ein alter Mann. Seine langen Haare waren fettig, aber so blond wie auch meine und die meines Vaters. Er war ungepflegt. Seine Sachen waren mottenzerfressen und von Dreck übersät. Er war abgemagert. Er umklammerte die Gitterstäbe mit langen, dünnen Knochenfingern. Seine Fingernägel waren lang und schmutzig, seine Handgelenke so hager, als stünde eine Leiche vor uns. Oder ein Inferius.
Er grinste seinen Sohn an und ich sah seine gelben Zähne. Doch die Augen, die waren am gefährlichsten von allem. Denn sie waren nicht trüb, sondern hellwach und von solch einem durchdringenden Grau, dass es mir kalt den Rücken runterlief. In ihnen glänzten gefährliche Funken. Ich sah meinen Dad an, wie sehr Selbstbeherrschung es ihm abverlangte, hier zu stehen.
"Vater", sagte er tonlos. Er hatte die Hände zu Fäusten geballt und die Knochen traten weiß hervor.
"Draco, was verschafft mir die Ehre dieses Besuches?", fragte Lucius. Seine Stimme war ein widerliches Schnarren, voll mt Hinterhältigkeit.
Dann viel sein Blick auf mich. Er musterte mich. Ich versuchte mich so klein wie möglich zu machen, aber es funktionierte nicht.
"So so", sagte Lucius, ohne den Blick von mir zu wenden, "Ist das dein Sohn, Draco?"
Aber er wartete gar nicht auf die Antwort.
"Natürlich ist er das", beantwortete er sich die Frage selbst, "Er sieht genau so aus wie du, Draco. Wie alt mag er schon sein? Elf? Zwölf? Du hast mir verschwiegen, dass du ein Kind hast. Dabei bin ich doch dein Vater..."
"Du bist nicht mein Vater!", presste mein Dad heraus.
"Ach nein? Wer denn sonst?"
Nun schien ich vollkommen von der Bildfläche zu verschwinden.
"Du!",rief mein Vater, "Du bist der Mann, der mein Leben zerstört hast. Wegen dir hatte ich nie eine glückliche Kindheit! Und du wunderst dich, dass ich dir nie etwas erzählt habe? Ich habe nun meine eigene Familie, eine Familie, die ich vor Leuten wie dir schützen muss!"
"Leuten wie mir?", fragte Lucius mit seiner schleimigen, fiesen Stimme, "Wir teilen das selbe Blut, Draco. Das weißt du ganz genau. Ein Teil von mir wird immer in dir stecken und auch in deinen Kindern und deinen Kindeskindern. Du kannst nichts dagegen machen!"
"Ich kann- ich kann", suchte mein Dad angespannt nach Worten.
"Du kannst nichts, Draco. Nicht das kleinste bisschen", antwortete Lucius, "Das war schon immer so. Und nun bist du erwachsen. Hälst dich für etwas Besonderes. Vielleicht auch für einen guten Menschen. Aber soll ich dir etwas verraten? Das bist du nicht!  Du warst noch nie einer von ihnen. Und das wirst du auch nie sein!"
Während er sprach, spürte ich, wie der Hass und die Verzweiflung in Dad wuchsen. Er biss die Zähne aufeinander. Das erkannte ich an seinen Wangenknochen. Er stand Lucius gegenüber, die Hände an den Gitterstäben. Man erkannte die Familienähnlichkeit.
"Draco, du hast noch nie zu irgendjemandem gehört. Du warst weder das eine, noch das andere. Du hast nie dazugehört..."
Lucius sprach langsam und mit Nachdruck. Seine Worte gingen einem durchs Mark. Und sie nisteten sich in die Köpfe derer, die sie hörten.
Eindringlich sprach er weiter: "Draco, du bist ungeeignet. Ungeeignet für alles. Du warst ein furchtbarer Sohn."
"Ich habe immer versucht, der Sohn zu sein, den du haben wolltest! Und das hat mich zerstört. Und dich, dich hat es gar nicht interessiert! Du bist nicht mein Vater!"
Dads Stimme brach.
"Draco, das hatten wir doch alles schon. Du bist schwach, viel zu schwach..."
"Das bin ich nicht! Ich-ich bin viel stärker, als du es je warst!"
"Und was macht dich da so sicher?"
Ich sah, wie mein Dad gegen die Worte ankämpfte. Er rang mit sich und versuchte Lucius zu trotzen. Aber er wurde schwächer.
"Du bist ein Niemand, Draco", sagte Lucius, "Du gehörst nirgendwo hin. Niemand liebt dich, Draco!"
Mein Vater war verkrampft. Die Verzweiflung schien ihn aufzufressen. Die Worte rissen vor langer Zeit vernarbte, aber nie wirklich geheilte Wunden wieder auf.
Und Lucius streute noch mehr Salz in seine Wunden.
"Du weißt, was du bist, Draco. Egal wie sehr du es versteckst, es bleibt immer ein Teil von dir. Du bist nichts wert. Du bist ein schmutziger Fleck in unserer Familie, das schwarze Schaf..."
"Du bist das Übel, nicht ich!", startete mein Dad seinen letzten, schwachen Widerstand.
Doch Lucius lachte nur.
"Draco, Draco. Ich hatte versucht, etwas aus dir zu machen. Aber du warst unbrauchbar. Du warst ei  unbrauchbarer, missratener Sohn. Und das weißt du. Du hast alle enttäuscht. Ist es nicht so? Alle, die du liebst, hast du enttäuscht!"
Er sah zu mir. Und ich wusste, was er meinte.
"Dad, nein!", flüsterte ich, aber es war viel zu leise. Viemehr bewegte ich nur stumm meine Lippen.
"...und nun bist du allein, Draco. Niemand, der allein ist, kann gewinnen. Du bist nicht mehr als ein schwacher Überrest davon, was du mal warst!"
Und dann schnappte er den Arm meines Dads und zog ihn durch die Gitterstäbe.
"Nein!", schrie Dad, während er an das Gitter gepresst wurde.
"Komm, Draco!", rief Lucius, "Erweise uns noch einen letzten Dienst, bevor du stirbst!"

Und damit zog er den Ärmel meines Dads hoch. Das dunke Mal pusierte auf seiner blassen Haut. Die Schlangen krümmten sich mordlustig.
Es war dunkler als je zuvor in den letzten 19 Jahren. Es war wieder klar und deutlich, als wäre es nie weggewesen.
"Nein!", schrie Dad. Lucius drückte drauf. Mein Dad krümmte sich und schrie.
"Nein! NEIN!"
Er versuchte sich loszureißen, doch schaffte es nicht.
Lucius' Nägel bohrten sich in sein Fleisch und Dad schrie.
"NEEIIIN! SCORPIUS, LAUF! LAUF!!!"
"Aber Dad!", rief ich. Ich wusste, er würde sterben, wenn ich jetzt ging.
"SCORPIUS! LOS, LAUF! LASS MICH! DU MUSST DICH SELBST RETTEN! LAUF!!!"
Ich warf einen letzten Blick auf ihn. Dann sank Dad zu Boden.
"Nein!", wimmerte ich mit Tränen in den Augen, "Dad!"
Ich kniete mich zu ihm nieder.
Aber ich hätte laufen sollen.
Denn Lucius hatte den Zauberstab meines Dads genommen.
"Dummer Junge!", rief er.
Ich stolperte rückwärts.
"Dad!", schrie ich, als Lucius seine Fesseln löste und sich von seiner Zelle befreite. Aber er hörte mich nicht.
Ich griff nach meinem Zauberstab und stolperte nach hinten.
Schützend wies ich mit ihm auf Lucius. Aber ich wusste genau so gut wie er, dass ich keine Chance hatte. Ich schwitze furchtbar und mein Herz explodierte fast. Mein Verstand setzte aus. Das war auch der Grund, wieso ich einen weiteren Schritt zurück tat.
Mein Rücken berührte die Gitterstäbe auf der anderen Seite des Ganges.
Ich stand direkt an der Zelle, die sich gegenüber der von Lucius' befand.
Eisige Händ packten mich von hinten.
Ich schrie.
Lucius kam auf mich zu, den Zauberstab drohend auf mich gerichtet.
"Nun", flüsterte er bedrohlich, während er immer näher kam, "Du hast mir noch gar nicht deinen Namen verraten?"
Ich überlegte. Hatte er Dad nicht vorhin meinen Namen schreien hören? Oder war er inzwischen so verrückt, dass er es gar nicht mitbekommen hatte?
"S-", sagte ich, doch brach ab.
"Wie bitte?"
Ich sollte ihm besser nicht meinen echten Namen verraten.
Lucius stand nun direkt vor mir. Er bohrte den Zauberstab in meine Wange. Von hinten brach mir die Hexe fast die Arme.
"Sprich!", rief Lucius und drückte mit dem Zauberstab meinen Kopf noch weiter zur Seite.
"S-Severin", log ich.
"Severin?", fragte Lucius. Ich nickte. Hoffentlich würde er es schlucken. Mir war einfach nichts besseres eingefallen.
"Du dummer, dummer Junge", lachte Lucius, "Du lügst! Das sieht man dir an!"
Ich geriet noch mehr ins Schwitzen. Verzweifelt versuchte ich mich zu befreien. Ich versuchte den Zauberstab unauffällig auf die Hexe hinter mir zu richten. Doch Lucius bemerkte es.
"Expelliarmus!"
Der Zauberstab wurde mir entrissen.
"Gib ihn zurück!", schrie ich und trat um mich. Die Hexe grub ihre Finger tiefer in meine Arme. Ich schrie auf.
"Du bist so dumm!", rief Lucius, "Crucio!"

HP Next Generation - Harry war gestern, jetzt komme ich! Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt