Plaudern mit Portraits

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Rose's Sicht

Ich hielt das Buch in meinen bebenden Händen. Ich konnte es nicht glauben. Luna Scamander! Die berühmte Naturforscherin und das Mädchen, nach dem Lily Luna Potter bennant wurde!
Wieso hatte ich noch nie ein Buch von  ihr gelesen?! Sie schrieb so schön, als würde ich sie wirklich kennen.
Sofort begann ich die Regale nach anderen Büchern von Luna zu durchsuchen. Ich spürte plötzlich den innigen Drang, jedes dieser Worte in mich aufzusaugen, als wären sie Medizin für meine Seele. Ihre Worte klangen so schön und hatten eine so beruhigende Wirkung. Es kam vor, als würde ich diese Welt vollkommen vergessen können, wenn ich nur ihre Bücher las und als könne ich in eine perfekte, kleine Welt aus Tagträumereien verschwinden.
Ich fand tatsächlich noch drei weitere Bände und betrat den Gemeinschaftsraum mit vier dicken Büchern. Ich legte mich in mein Bett und schlug das erste Buch auf. Ich atmete den frischen Duft von Papier und Druckerschwärze ein und begann mich in ihren Worten zu verlieren.
Ich schwebte weit abseits von allem und jedem, ließ die Probleme hinter mich und spürte tiefes, reines Glück...

Albus' Sicht

Scorpius und ich standen im Gemeinschaftsraum, die Nacht war angebrochen und der Plan konnte beginnen.
"Und ihr sagt keinem ein Sterbenswörtchen, verstanden?", fragte Scorpius an Damian und Joel gewandt. In seiner Stimme klangen Panik und Wut mit, ein bisschen machte mir der drohende Unterton Angst.
Joel nickte brav und tat so, als würde er seinen Mund zuschließen. Damian hingegen hob eine Augenbraue.
"Wieso sollten wir?", fragte er.
"Tut es einfach!", zischte Scorpius.
"Und wenn nicht?"
Ich sah, wie Scorpius Geduldsfaden strapaziert wurde.
"Das wollt ihr gar nicht wissen!"
"Ach, jetzt drohst du uns auch noch?! Scorpius, wir kennen uns seit dem Kindergarten, ich kenne dich. Das ist alles nur Bluff", provozierte Damian ihn nur noch mehr und ich überlegte, ob ich eingreifen sollte. Dass Damian jetzt nicht mitmachen wollte, hatten wir nie in Erwägung gezogen. Er hatte immer getan, was Scorpius wollte. Dass er sich ausgerechnet jetzt auflehnte, hatten wir nicht erwartet.
"Denkst du ernsthaft, dass wir immer nach deiner Pfeife tanzen werden?", setze Damian erneut zum Angriff über, "Nenn mir einen plausiblen Grund, wieso ich das hier tun sollte?"
"Weil ich es sage!"
"Oho, weil du es sagst! Was glaubst du, wer du bist, dass du mit allen reden kanns, wie es dir gerade passt, Scorpius Malfoy?"
Und der Geduldsfaden riss.
Bevor ich reagieren konnte, hatte Scorpius seinen Zauberstab schon rausgezogen und hielt ihn Damian ans Kinn.
"Hey, Leute, hört auf!", rief ich und zog sie auseinander. Scorpius ließ den Zauberstab sinken und atmete aus.
Damian starrte ihn wütend an, während ich unschlüssig daneben stand.
"Bitte", begann ich, "Könnt ihr lügen, wenn irgendjemand fragt, wo wir sind?"
Ich hoffte, dass ich sie mit dieser Methode überzeugen konnte und setzte noch einen drauf: "Ihr würdet sogar sozusagen den wichtigsten Job haben!"
Joel hüpfte nun aufgeregt auf seinem Bett rum.
"Oh ja, komm Damian!", rief er und versuchte ihn zu überreden, weswegen ich ihm echt dankbar war.
Scorpius stand mit verschränkten Armen daneben und musterte Damian mit hochgezogenen Augenbrauen.
Damian schaute von mir zu Scorpius und wieder zurück.
"Von mir aus", murmelte er dann grimmig und mir fiel ein Stein vom Herzen, "Aber nur, weil Albus nett gefragt hat!"
Scorpius verdrehte die Augen.
"Ja ja, und wir müssen jetzt los", murrte er und kramte den Tarnumhang hervor. Wir hatten ihn und die Karte des Rumtreibers zum Glück behalten, auch wenn ich die ganze Zeit ein schlechtes Gewissen deswegen hatte. Ich hatte James verzweifeltes Gesicht gesehen, als er sein Zeug immer wieder danach durchwühlte.
Aber sorry, James, wir mussten hier die Welt retten.

Scorpius und ich schlichen unter dem Tarnumhang durch das nächtliche Hogwarts. Ich hatte leichte Gänsehaut, denn das alte Gemäuer sah bei Dunkelheit viel furchteinflößender aus als sonst. Schatten von knorrigen Bäumen fielen durch die Fenster, die wie Arme von Inferi aussahen. Irgendwo schrie eine Eule, der Wind brachte die Fenster von außen zum Klirren und jeder unserer Schritte hallte im Treppenhaus wieder.
Scorpius fluchte leise vor sich hin.
"Ich meine, Damian muss doch verstehen, dass er keine zwei Schritte gehen kann, ohne irgendwas runterzuschmeißen! Er wäre vollkommen ungeeignet für so eine Mission!", empörte er sich.
"Schon, aber du hättest nicht gleich so wütend werden sollen, wenn ich den großen Scorpius Malfoy mal kritisieren darf", flüsterte ich mit einem versöhnlichen Lächeln.
"Ich bin halt etwas...angespannt", murmelte er und schaute weg.
"Ich doch auch", gab ich zu, "Ich meine, wir riskieren hier einen Rauswurf. Wenn mein Dad das mitbekommt, schießt er mich hinter Pluto!"
Scorpius lächelte amüsiert und bevor wir uns versahen, waren wir schon vor dem riesigen Greifen angekommen, der das Büro bewachte.
"Muggelsüßigkeiten", flüsterten wir das Passwort, das wir in mühesamer Kleinstarbeit herausgefunden hatten. McGonagall hatte irgendwie eine Erinnerung an Dumbledores Passwort haben wollen.
Die Tür schwang auf und eine gewundene Treppe wurde sichtbar.

Das Büro von McGonagall war ein beeindruckender Ort. Wir sahen uns ehrfürchtig um, bevor wir den Tarnumhang abnahmen und sofort spürte ich neugierige Blicke im Rücken. Wir drehten uns um und entdeckten zwei Zauberer in ihren Portraits. Der eine hatte silbriges Haar und einen langen Bart und in seinen blauen Augen stand viel Weisheit geschrieben.
Der andere hatte schulterlange, schwarze Haare und beobachtete uns kritisch.
"Was machen zwei Schüler zu so später Stunde noch hier?", fragte Snape. Ich spürte, wie ich aufgeregt wurde.
Scorpius trat vor und begann mit zittriger Stimme: "Hallo, also ich meine  Guten Abend, ... ähm...wir sind Scorpius Hyperion Malfoy und Albus Severus Potter und-"
Er brach ab, denn plötzlich ruhten die Blicke der beiden auf mir. Ich fühlte mich sichtlich unwohl in meiner Haut, aber alles, was Dumbledore zu mir sagte, war: "Oh, Slytherin. Wer hätte das gedacht?"
Ich spürte wie mir heiß wurde und erkannte aus dem Augenwinkel ein schmales, stolzes Lächeln auf den Lippen von Snape. Doch als ich rübersah, versteckte er es schnell.
"Nun, was wollt ihr hier?", fragte er stattdessen.
Dumbledore kicherte in der Ecke.
"Dass sich Kinder zweier Feinde befreunden, zeigt, was für ein seltsames Ding das Herz doch ist...", murmelte er in seinen Bart hinein und Scorpius und ich sahen ihn entgeistert an.
Snape schüttelte den Kopf.
"Beachtet ihn nicht", sagte er, "Und nun: Ich habe euch eine Frage gestellt?"
Scorpius räusperte sich.
"Nun, wir sind hier,weil...wir einige Fragen haben-"
"Und was erweist uns die Ehre, dass ihr die Antworten von uns wissen wollt?", fragte Snape.
Scorpius geriet ins Schwitzen.
"Es ist so, dass...", doch wieder wurde er unterbrochen. Diesmal lächelte Dumbledore und fragte: "Weil es etwas Geheimes ist und niemand sonst davon wissen darf?"
Wir nickten erleichtert.
"Ja, danke...ähm", traute ich mich endlich, etwas zu sagen, "Vielleicht ist es Ihnen noch nicht aufgefallen, aber hier geschehen Dinge, die wir uns nicht erklären können und..."
"Oh, es sind uns sehr wohl Dinge aufgefallen, Mr Potter", sagte Snape, "Die Frage ist nur, ob wir Ihnen da helfen können."
Unsicher sahen Scorpius und ich uns an. Hieß das, alles war umsonst?
"Aber", setzte Scorpius noch mal an, "Sie könnten es doch versuchen? Sie müssten doch wissen, was möglicherweise im Gange ist?"
Snapes Blick ruhte eine Weile auf ihm. Dann blickten seine dunklen Augen zu mir und er holte Luft.
"Ich habe tatsächlich einige Hinweise für euch. Ich bin mir der Sache noch nicht sicher, aber ihr solltet wissen, dass Parsel zwar eine sehr seltene Gabe ist, aber man kann es erlernen. Wenn man es spricht, heißt das nicht unbedingt, dass man mit Salazar Slytherin und damit auch mit Voldemort verwandt ist."
Er sah Scorpius durchdringlich an, als wüsste er mehr, als er uns verriet.
"Und zweitens", setzte Snape seinen Monolog fort, "Solltet ihr durchaus darüber informiert sein, dass Voldemort nicht der Einzige war, der den Tod fürchtete."
Wir hielten den Atem an. In meinem Kopf rasten die Gedanken auf einer fünfspurigen Autobahn, doch mehr als ein geheimnisvoller Ausdruck auf Snapes Gesicht war nicht zu erkennen.
"Ihr solltet jetzt gehen", sagte Snape.
Wir nickten.
"Danke", stammelte Scorpius und wir drehten uns um. Wir wollten gerade die Tür zumachen, als Dumbledore etwas rief.
"Und Harry, ich meine Albus. Dein Vater hat nie Ruhm gewollt. Seid vorsichtig mit dem, was ihr tut, denn die Folgen unseres Handelns kennen wir immer erst hinterher."
"Okay, danke", sagte ich verwirrt und die Tür viel ins Schloss.

HP Next Generation - Harry war gestern, jetzt komme ich! Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt