Autsch

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Albus' Sicht

Auch wenn Scorpius es sich nicht anmerken ließ, so hatte ihn das Schlafwandeln doch mitgenommen.
Er hatte in den folgenden Tagen sogar eine Art Paranoia entwickelt und darauf bestanden, dass wir eine "Aufweck-Alarm-Anlage" bauen mussten.
Das war eigentlich ein Strick, den er sich um den Fuß band und welcher dann an seinem Bettpfosten durch einen Flaschenzug ging und an dessen Ende eine kleine Glocke befestigt war.
Der Strick war extra so abgemessen, dass Scorpius sich noch genug bewegen konnte, aber sollte er aus dem Bett gehen, würde der Strick gespannt werden und die Glocke würde läuten. Und wenn er davon nicht aufwachte, dann würde ich es tun und könnte ihn wecken.
Ich hielt es für keine besonders gute Idee, aber immerhin hatte ich ihn überreden können, sich den Strick nicht um das Handgelenk zu binden. Denn ich hatte da ein ganz schlechtes Gefühl und wir wollten ja nicht, dass er sich aus Versehen erwürgt!
Aber trotz dessen schlief er meistens viel zu spät ein und war vor allen anderen wach.
Und seit dem war er total müde und unausgeglichen und hatte tiefe Augenringe
Wir saßen gerade in Verwandlung zusammen mit den Gryffindors und McGonagall wollte, dass wir Tassen in Mäuse verwandelten.
Sie ging gerade durch die Reihen, um zu schauen, wie wir uns machten.
Scorpius und Damian hatten die Plätze getauscht, so dass Scorpius nun neben mir saß. Oder besser gesagt: lag.
Er hatte den Kopf auf die Tischplatte gelegt und beachtete seine Tasse kaum.
"Scorpius!", zischte ich und rammte ihn mit dem Ellenbogen in die Seite.
"Lass mi' schlaf'n!", murmelte er.
Aber zu spät.
McGonagall stand mit strengem Blick vor uns.
"Ah, Mr Malfoy kann uns doch sicher zeigen, wie diese Verwandlung geht, oder?", fragte sie.
Scorpius schreckte auf.
"Ja..ähm...was, bitte, noch mal?", stotterte er hastig.
McGonagalls Blick verfinsterte sich.
"Zehn Punkte Abzug für Slytherin!", sagte sie. Die Slytherins stöhnten, während die Gryffindors ihre Schadenfreude zu verstecken versuchten. Scorpius starrte McGonagall sauer an.
Diese sagte aber nur unbeeindruckt: "In letzter Zeit haben Ihre Leistungen nachgelassen, Mr Malfoy. Früher waren Sie mit einer der besten Schüler Iheres Jahrgangs. Gibt es einen bestimmten Grund für diese Verschlechterung?"
Und ihr Blick durchbohrte Scorpius, dass ich Angst bekam, sie wüsste etwas.
"Ähm, nein, ... nichts, Professor", schüttelte er schnell den Kopf.
McGonagall runzelte die Stirn, dann fixierte sie mich mit ihrem Adlerblick.
Auch ich schüttelte den Kopf.
"Nein, ich weiß von nichts, Professor!", stammelte ich schnell.
Ein amüsierter Ausdruck trat auf ihr Gesicht.
"Mr Potter, dass Sie diesen Namen tragen, verleiht Ihnen noch lange nicht das Recht, mich anzulügen."
"Ich lüge nicht!", rief ich mit hinter dem Rücken gekreuzten Fingern.
Okay, ich hatte noch nie meine Lehrer angelogen, aber das hier war doch ein Notfall! Und die ein oder andere Notlüge war ja doch sicher erlaubt...
Plötzlich hörte ich ein Kichern aus den anderen Reihen. Scorpius und ich drehten uns um. Rose. Wer sonst?
Ich hätte sie zum Mond schießen können!
"Was ist so lustig, Miss Weasley?", fragte McGonagall.
"Nichts", beeilte sie sich zu sagen, "Nichts, Professer!"
"Guuut", sagte McGonagall gedehnt. Dann wandte sie sich um und sagte: "Wenn das geklärt ist, können wir ja mit dem Unterricht fortfahren."

"Mann, das war knapp", sagte Scorpius nach der Stunde zu mir, "Die Alte ist ja beinahe  vollkommen ausgerastet!"
"Klappe!", flüsterte ich, "Du kannst nie wissen, wo sie lauert..."
Und dann mussten wie grinsen.
"Das war aber auch unmöglich!", lachte ich ihn an, "Im Unterricht einschlafen, das kannst  auch nur du bringen!"
Scorpius schubste mich freundschaftlich zur Seite. Das Problem dabei war jedoch, dass ich gegen eine Gryffindor fiel, die stolperte und Rose ins Taumeln brachte.
"Seid ihr Vollpfosten zu dumm, um auf euren eigenen Beinen zu stehen?!", keifte sie wie eine wütende Harpyie.
"Nein", entgegnete ich, "wenn, dann bist du diejenige, die zu dumm dafür ist!"
Und damit schubste ich sie. Möglicherweise etwas zu dolle. Denn Rose flog gegen die Wand. Ihr Kopf knallte gegen den harten Stein ( Scorpius: "Klingt ganz schön hohl!") und sie schrie auf.
"Sorry!", rief ich und zog Scorpius weg.
Als wir um die nächste Ecke bogen, sah mich Scorpius erstaunt an.
"Willst du nicht schauen, ob sie sich verletzt hat?", fragte er.
Ich schüttelte den Kopf.
"Hast du sie noch alle?! Die zerfleischt mich!", rief ich. Oh ja, vor Rose's Wutausbrüchen sollte man sich besser in Acht nehmen. Sie konnte ganz schön ... heftig werden.
"Und jetzt komm, wir haben noch andere Dinge zu erledigen!"

Rose' Sicht

Ich hielt mir den schmerzenden Schädel. Alles dröhnte und ich stolperte durch den Gang. Ich hörte die anderen Schüler reden, aber die Geräusche kamen nur verzerrt bei mir an.
Mein Kopf tat weh. Aber das war noch längst nicht der größte Schmerz, den ich empfand. Viel mehr tat es weh, dass Albus Severus Potter mir das angetan hatte.
Ich hatte gewusst, dass wir keine Freunde mehr waren. Aber das?!
Das hätte ich nicht mal von ihm erwartet.
Aber genau das zeigte mir, dass ich ihn noch weniger kannte, als ich je geglaubt hatte.
Ich schleppte mich müde die Treppe hoch. Vor meinen Augen verschwammen die Stufen. Ich machte einen Schritt nach vorne.
Schnapp!
Ich knickte um, während mein Fuß in einer Trickstufe stecken blieb. Und dann wurde alles schwarz...

Ich habe auf dich gewartet - und endlich gehörst du miiirrr!

"Ahh!", ich schreckte auf und hielt mir die Hände vor den Mund. Was war passiert? Wer hatte das gesagt? Wo war ich?
Verwirrt blinzelte ich, dann konnte ich mehrere Gesichter erkennen. Und die Wände des Krankenflügels.
"Miss Weasley, gut, dass Sie wieder zu sich gekommen sind", sagte Madam Pomfrey und ich nickte.
Dann hörte ich noch eine eine andere Stimme.
"Das ist alles nur deine Schuld!", rief ein Mädchen jemandem zu und ich erkannte die braunen Augen von Lina.
"Lina!", lächelte ich glücklich.
Linas Augen wurden ganz groß. Sie wandte sich ab von demjenigen, mit dem sie gesprochen hatte und grinste mich von einem Ohr bis zum anderen an.
"Merlin sei Dank!", rief sie und stürzte sich sofort auf mich, um mich in eine stürmische Umarmung zu ziehen.
"Lina! Du...erwürgst...mich!", keuchte ich. Schnell ließ sie los und lächelte mich entschuldigend an.
Dann sah ich die anderen beiden Gesichter. Das eine mit unverkennbar grünen Augen, das andere mit weißblonden Haaren. Potter und Malfoy. Warum um alles in der Welt waren die beiden hergekommen? Um mich in meinem geschwächten Zustand noch mehr zu demütigen? Ich zog die Augenbrauen wütend zusammen.
"Rose", begann Potter, "Es tut mir leid! Ich hatte nicht gedacht, dass sowas passieren würde!"
Aber ich schnitt ihm das Wort ab.
"Albus", flüsterte ich leise.
"Was?", fragte er und beugte sich zu mir.
"Das", krächzte ich schwach, hob meine Hand hoch und nahm all meine Kraftreserven zusammen. Dann klatschte ich ihm mit voller Wucht ins Gesicht.
"Das", sagte ich nun grimmig und mit festerer Stimme, "Das ist dafür, dass du so ein A****loch bist!"

HP Next Generation - Harry war gestern, jetzt komme ich! Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt