Häuseraufteilung

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Albus' Sicht

Die frische Nachtluft wehte durch Hogsmeade. Aber sie war auch von Stimmengewirr gefüllt. Ich suchte Rose mit den Augen.
Sie stand neben einer Laterne und unterhielt sich mit einem etwas älteren Mädchen.
Ich winkte ihr zu. James war schon längst zu seinen Freunden gegangen und hatte mich zurück gelassen.
Etwas schüchtern ging ich rüber zu Rose.
"Oh, hallo, Al!", begrüßte sie mich freudig.
"Hi", sagte ich verlegen. Warum um alles in der Welt war ich nur so schüchtern?!
Das Mädchen, mit dem Rose geredet hatte, streckte mir die Hand entgegen.
"Alice Longbottom, schön dich kennenzulernen", stellte sie sich vor. Sie hatte hellbraune Haare und blaue Augen. Auf ihrem Umhang war das Wappen von Hufflepuff.
"Hallo, Albus Severus Potter, du kannst mich aber auch einfach nur 'Al' nennen", antwortete ich.
Alice nickte. Ich glaube, wir hätten noch weitergeredet, hätte nicht eine laute, raue Stimme unsere Unterhaltung unterbrochen.
"Erstklässler zu mir!", rief jemand. Rose und ich blickten uns um.
Alice lachte.
"Das ist Hagrid, den kann man nicht übersehen!", rief sie und zeigte auf einen riesigen Mann, der aus der Menge herausstach.
Wir liefen los, um ihn nicht zu verpassen.
"Hallo Kinder!", rief er und begrüßte uns freundlich, "Ich kannte eure Eltern, wir waren gut befreundet. Es ist mir eine Ehre, euch kenn'zulernen!"
Hätte Rose nicht sofort angefangen, irgendwelche Fakten über Hogwarts zu erzählen, die sie gelesen hatte, dann wäre Hagrid bestimmt aufgefallen, wie rot ich wurde.
Es war ihm eine Ehre, uns kennenzulernen! Oh Gott, oh Gott, oh Gott! Kannten mich denn hier alle?
Es erfüllte mich natürlich auch mit Stolz, der Sohn meines Vaters zu sein, aber gleichzeitig fühlte ich mich unbehaglich. Würden die anderen von mir genau so große Taten erwarten, wie Dad sie vollbracht hatte?
"Was ist denn mit dir los?", fragte Rose, die ihren Redeschwall unterbrochen hatte, "Du siehst so blass aus?"
Ich schüttelte den Kopf.
"Es ist nichts", antwortete ich schnell, "Hab wahrscheinlich zu viel Süßes gegessen."
Rose schien sich ungewöhnlich schnell mit dieser Antwort abzufinden. Zum Glück war mir so schnell eine Ausrede eingefallen. Das war eine meiner Stärken, ich konnte unter Druck gut lügen.
Hagrid sah zu mir runter.
"Ich hoffe ma', du hast noch Platz im Bauch für das Festessen!", sagte er. Dann winkte er die anderen Erstklässler zusammen.
"Nun aber los, wir woll'n ja nich' zu spät kommen!"

Rose's Sicht

Wir blieben vor einem riesigen See stehen. Er war so spiegelglatt, dass ich ihn gar nicht als See identifiziert hätte, wäre nicht ein gigantischer Fangarm daraus emergiert .
Einige Mädchen kreischten bei dem Anblick, aber ich sah fasziniert zu dem Riesenkraken. Es waren so erstaunliche Wesen und ich wusste bis jetzt nur einige wesentliche Fakten über sie. Ich musste sofort einige Bücher darüber lesen, sobald ich in Hogwarts war!

"Immer zu Viert in einem Boot!", rief Hagrid und sofort begannen alle sich zu Grüppchen zusammenzufinden. Albus und ich stellten uns zusammen hin und hielten Ausschau nach einem freien Boot. Aber in den meisten war nur noch ein Platz frei.
Hagrid kam zu uns rüber.
"Hey, seht! Da drüben is' noch Platz!"
Er wies auf ein leeres Boot. Wir bedankten uns und rannten los.
Gerade waren wir angekommen, als wir fast mit jemandem kollidierten.
Der blasse, wasserstoffblonde Junge starrte uns nun aus seinen graublauen Augen finster an.
"Ich war zuerst hier, geht weg", sagte er feindselig.
Eine Zornesfalte bildete sich auf meiner Stirn und ich antwortete mindestens genau so bissig: "Wir sind hier nicht beim Klondike-Goldrausch der Muggel, also spielt es überhaupt keine Rolle, wer als erstes hier war."
Einen Moment lang sah mich der blonde Junge nur verständnislos an. Ich genoss die Sekunden des Trumpfes, in denen ich mit meinem Wissen angeben konnte.
Dann fixierten mich seine kühlen Augen und er antwortete: "Bleib mir mit deinen bescheuerten Muggeln fern."
Ich hob die Augenbrauen.
"Du bist also Reinblüter?", fragte ich.
"Du sagst das so, als wäre es etwas Schlechtes", entgegnete er und verschränkte die Arme vor der Brust. Dann setzte er noch hinzu: "Und ich hab bis jetzt kein einziges Wort gegen Muggelstämmige gesagt, falls es dich interessiert. Die Einzigen, die sich hier aufspielen, seid ihr. Nur weil eure Eltern ja 'so unglaublich toll' waren, heißt das nicht, dass ihr besser seid als der Rest. "
Er funkelte uns kalt an. Und obwohl ich weiterhin meine harte Miene behielt, so merkte er anscheinend doch, dass mich seine Worte verletzt hatten. Waren wir tatsächlich eingebildet, weil unsere Eltern so berühmt waren? Uns kannten fast alle und mir war klar gewesen, dass nicht alle uns mögen würden, aber dass ich schon so schnell Hass zu spüren bekam, hatte ich nicht gedacht. Ich sah mir den Jungen genauer an. Er hatte irgendetwas an sich, das mir sehr bekannt vorkam. Und gerade als ich das dachte, sagte er: "Ich heiße Scorpius Malfoy, Miss Superschlau."
Ich zuckte erschrocken zusammen und ärgerte mich sogleich über sein insolentes Grinsen. Malfoy also.
Mein Vater hatte mir gesagt, ich solle ihn bei jeder Prüfung übertrumpfen.
Mum meinte dazu nur, Dad solle mich nicht so gegen ihn aufstacheln.
Und Onkel Harry hatte mal erwähnt, sein Vater sei ein Todesser gewesen, ohne es zu wollen. Und ich solle zu Scorpius nicht unilateral sein. Vielleich habe sein Vater es ihm nicht mal erzählt, damit er eine normale Kindheit hat. Aber wie es mir vorkam, war er jetzt schon ein arroganter Idiot.

"Jetzt aber ab ins Boot!", sagte Hagrid streng und widerwillig setzen wir uns zu Dritt hinein. Selbst Malfoy hatte anscheinend keine große Lust, sich mit einem Halbriesen anzulegen.

Scorpius' Sicht

Als das Boot weiterfuhr, eine Höhle mit seetangverhangenem Eingang durchquerte und schließlich um die Ecke bog, sah ich zum ersten Mal Hogwarts. Die goldenen Fenster leuchteten in den tausenden Türmen und Erkern des gewaltigen Schlosses. Rundherum erstreckten sich ewig weite Ländereien und in der Dunkelheit waren gerade so noch die Umrisse eines tiefen, schwarzen Waldes auszumachen, der mit Geheimnissen lockte. Für einen Moment staunte ich mit weit geöffnetem Mund und vergaß Weasley und Potter neben mir ganz.
Da war nur Hogwarts, wunderschön und Macht ausstrahlend. Dad hatte mir nie erzählt, dass es so beeindruckend war, so faszinierend und magisch. Ich bekam gar nicht richtig mit, wann wir ausstiegen oder wo wir langgingen. Ich kam erst wieder zu mir, als wir alle in der großen Halle standen und der Sprechende Hut sein Lied sang:

Es versammelten sich einst vor Jahren,
Vier große Zaubere, und sie sahen,
Dass Wissen zu vermitteln war,
Gründeten einen Ort, ganz wunderbar.
Hogwarts ward geboren, ja,
Und vier Häuser man seit damals bei uns immer sah.

Und steht Mut bei dir an oberster Stelle,
Dann Gryffindor deinen Pfad erhelle!
Bist du loyal und treu,
Dann geh nach Hufflepuff, nur keine Scheu!
Weißt du an dein Ziel zu kommen, durch Ehrgeiz und List,
Dann sei dir sicher, dass du ein Slytherin bist!
Wenn Bücher und Wissen dir wichtig sind,
Dann bist du ein von Ravenclaw ausgewähltes Kind!

Das sind die vier Häuser der Gründer,
Heraus aus ihnen kamen Helden, doch auch Sünder.
Aber wenn das Licht gewinnen soll,
Dann vertraut einander voll.
Und ein großes Hogwarts kann erstrahlen,
Wenn eure Gehirne fleißig das Wissen weiterhin mahlen!

Alle begannen zu klatschen und die Ersten wurden vorgeholt. Der Sprechende Hut wurde ihnen aufgesetzt und teilte alle ein.
Dann hörte ich McGonagalls Stimme: "Malfoy, Scorpius!"
Ich trat vor und setzte mich. Mein Herz hämmerte und ich sah durch die Reihen der erwartungsvollen Gesichter. Der Sprechende Hut lag auf meinem Kopf.
"Hmm", sagte er, "das ist leicht. Du bist zielstrebig und clever und weißt, wann man kämpfen muss und wann man sich selbst rettet. SLYTHERIN!"

Das letzte Wort rief er laut. Der Haustisch in Grün und Silber begann zu klatschen. Mein Herz machte einen Sprung vor Freude. Ich setzte mich und konnte mir ein breites Lächeln nicht verkneifen.
Yes, ich war in Slytherin!

Albus' Sicht

Unruhig zappelbd stand ich da. Und während mein Name gerufen wurde, hörte ich von allen Seiten Getuschel. Meine Beine fühlten sich an wie vom Wabbelbeinfluch getroffen. Ich wischte meine schweißnassen Hände am Umhang ab. Das war meine letzte Chance, zu entscheiden, ob ich mir Gryffindor wünschen sollte. Ja oder nein? Nein oder ja?
War es nicht besser, den Hut entscheiden zu lassen? Er würde es am besten wissen, wo ich hingehöre. Ich sollte ihm vertrauen!

Und als er auf meinem Kopf war, versuchte ich alle anderen Gedanken auszublenden. Ich würde mich bei der Wahl nicht einmischen, nein. Ich wollte mir nicht vormachen, jemand zu sein, der ich nicht bin. Ich wollte die Wahrheit und keine Lüge.
"So so", murmelte der Hut in meinen Kopf hinein, "noch ein Potter. Hmm, interessant. Du bist anders als sie. Da ist ein großer Drang, sich zu beweisen. Aber auch viel Unsicherheit. Du möchtest deinem Vater nacheifern, auch große Taten vollbringen. Da ist gewiss auch unglaublicher Mut dabei. Hmm, sehr schwer... Ich würde sagen, du gehörst nach..."

____________Anmerkung_____________

Emergieren = erscheinen, auftauchen, hervorkommen

Kollidieren = zusammenstoßen, zusammenprallen

Insolent = überheblich, frech, arrogant

Unilateral = voreingenommen, Vorurteile haben

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Damm damm damm

Hallo!
Wie findet ihr es bis jetzt?

Ich habe mir das Lied des Sprechenden Hutes selbst ausgedacht, wie ist es so?

Ich freue mich immer über Votes und Kommentare.

Wenn iht wissen wollt, wie es weitergeht, immer schön lesen ;)

HP Next Generation - Harry war gestern, jetzt komme ich! Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt