Charmant gefährlich oder Schürzenjäger mit guten Herz - 2

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Im Inneren hämmerte ein dumpfer Bass und ließ die Luft stetig vibrieren. Unzählig viele Menschen tanzten zu diesem Beat und die Masse, die Wärme, das Licht, die Lautstärke hätten mich fast erschlagen und wieder zurücktaumeln lassen, doch ich biss tapfer die Zähne zusammen. Für keinen anderen auf dieser Welt außer für Jane würde ich freiwillig in eine solche Hölle gehen.

Der Mann hinter mir schien mein Unwohlsein bemerkt zu haben. Er legte mir einen Arm um die Schultern und führte mich durch das Chaos. Die Menge macht uns Platz und so entstanden immer wieder neue Durchgänge durch die wir die Halle nach Jane absuchen konnten. Ich war sehr froh darum, doch um ehrlich zu sein fand ich das Zurückweichen der Leute auch als etwas Gruseliges und Erschreckendes. Wieso verschaffte ihnen der Mann der mich führte so viel Respekt, dass sie sich für ihn ein Stückchen zurückzogen, denn ich konnte ihnen diese Art von Haltung sicherlich nicht einflössen? Ernsthaft in diesen Schuppen war es so voll, dass es ein Wunder war, dass sie sich überhaupt zurückziehen konnten. Wahrscheinlich traten sie bei jeden Schritt zurück auf die Füße von dutzenden Menschen.

Endlich kamen wir an einer kleinen Bar in der hinteren Ecke an. Normallerweise wäre ich hierfür nicht dankbar, doch dort war es etwas leerer als im restlichen Raum. Leider dröhnte mir die Musik immer noch in den Ohren und bereitet mir Kopfweh. Seufzend rieb ich mir die Schläfen und als ich wieder aufsah, konnte ich sie endlich erkennen. Jane saß auf einen Stuhl an der Bar. Sie hatte den Kopf auf ihre Arme gelegt und blickte in die tanzende Menge. Ohne mich noch länger um meinen Begleiter zu kümmern rannte ich zu ihr. „Jane!", rief ich dabei so laut ich konnte und wedelte mit den Armen wie eine Windmühle.
Aus irgendeinem Wunder heraus hatte sie mich trotz der lauten Musik gehört. Sie drehte sich mit einer fahrigen Bewegung um und ich wusste ganz genau wie bescheuert es ihr gehen musste. Entweder sie hatte Alex gar nicht treffen können und war von seinen Freunden oder dergleichen abgewimmelt worden oder er hatte ihr erneut das Herz gebrochen und gesagt, dass er sie wirklich „nicht mehr sehen konnte". Auf jeden Fall wirkten die Bewegungen meiner Freundin wie die eines müden Zombies.

„Kate... Was machst du denn hier?" Ein starker Geruch von Alkohol schlug mir entgegen und ich musste schlucken. Hier drinnen war der Alkohol sicherlich noch mal extra teuer und nachdem wie der Club aussah, gab es in der Bar wahrscheinlich keinen billigen Fussel.
„Jane, du musst hier raus. Komm wir gehen zusammen zurück zur Wohnung. Es ist alles gut. Die Tür ist wieder heil. Danny hat einen guten Job gemacht. Du musst morgen zu deiner Ausbildung, weißt du das noch? Du musst jetzt ins Bett." Ich redete auf Jane ein wie man auf ein Kleinkind einredete, doch sie starrte mich nur mit glasigen Augen an.
Ich wandte mich zum Barkeeper um. Wahrscheinlich hatten weder ich noch Jane genug Geld dabei um die Rechnung zu begleichen. In diesem Moment legte sich eine große Hand fest auf meine Schulter, so als wollte sie mir zeigen ich sei nicht allein, doch die tiefe melodische Stimme erinnerte mich wieder daran wer dieser Mann war und warum ich ihn nicht trauen sollte als er erklärte: „Ich habe die Rechnung bezahlt. Komm lass mich dir helfen sie hier hinauszutragen." Die Worte klangen zwar nett, doch der gefährliche Unterton ließ mich erschauern.

Gemeinsam packten wir Jane je an eine Seite und halb trugen, halb zogen wir sie durch die Menschenmasse, die erneut Gassen für uns bildete. Als wir endlich die Tür nach draußen durchquert hatten, seufzte ich erleichtert auf. Ich hasste wirklich solche Orte. Wir führten Jane noch ein gutes Stückchen weg, bis ich um eine Pause bitten musste. Mein Schädel dröhnte trotz der nicht mehr vorhandenen Musik weiter und alles schien leicht um mich herum zu schwanken. Die kühle Nachtluft tat zwar gut, doch das Gewicht von Jane und der bissige Geruch von Alkohol verschlimmerten die Schmerzen.
„Geht es dir gut?", fragte der Mann mit tiefer melodischer Stimme. Er wollte eine Hand ausstrecken, doch ich wich zurück.
„Mir geht es gleich wieder Bestens, kein Grund zur Sorge."
„Du bist kreidebleich.", bohrte er weiter nach.
„Ich bin einfach nicht solche Orte gewöhnt, in Ordnung? Die Musik eben war viel zu laut und es waren viel zu viele Menschen da. Nicht jeder kann ein Partyfreak sein.", fauchte ich ihn wütend an.
Er lachte leise vor sich hin und ich hatte das Gefühl als amüsierte er sich prächtig über die ganze bescheuerte Situation. Er wagte es sogar noch mit einem schelmischen Grinsen zu wiedersprechen: „Nein, nicht jeder muss ein Partymensch sein, aber es ist schon erstaunlich wie stark du auf einen einfachen Club reagierst bei dem die Lautstärke schon etwas unter dem Durchschnitt der meisten Diskotheken ist."
Ich blickte ihn entsetzt an. „Willst du etwa sagen das war leise? Ich hatte das Gefühl als ob mein Trommelfell gleich platzen würde."
Er antwortet nicht, sondern nutzte die Pause um einfach putz munter weiter Fragen zu stellen: „Du warst also noch nie an einem solchen Ort?"
„Ich glaube ich war schon einmal in einer Diskothek, aber das war an meinen sechzehnten Geburtstag. So viel ich mich erinnern kann bin ich bereits nach fünf Minuten wieder geflohen. Es ist einfach viel zu eng und laut in diesen Clubs."
Der Mann blickte mich ungläubig an, dann warf der mir ein schelmisches Lächeln erster Sahne zu und meinte mit betörend raubtierhafter Stimme: „Da wird man ja ganz neugierig was du noch so alles im Leben noch nicht ausprobiert hast. Hast du nicht vielleicht Lust es gemeinsam mit mir nachzuholen? Ich kann ein sehr guter Reiseführer sein."

Ich verdrehte nur die Augen und wandte mich zu Jane um. Diese schien nun erst mitzubekommen, dass ich sie nicht alleine getragen hatte. Ihr Blick wanderte dauerhaft von mir zu ihm, dann beugte sie sich zu mir vor so als wollte sie mir etwas zuflüstern. Ich beugt mich ebenfalls vor und sie schrie so laut in mein Ohr als läge ein ganzes Fußballfeld zwischen uns: „Wer ist denn dieser Kerl? Er sieht verdammt gut aus."
Meine Ohren klingelten von dieser viel zu laut gestellten Frage und meine Wangen färbten sich für die Janes rot, denn natürlich hatte der „Kerl" mitbekommen, was sie über sein Aussehen gesagt hatte. Doch er nahm es so gelassen hin als seien solche Bemerkungen für ihn völlig normal, obwohl er sich ganz sicher nichts auf sein Aussehen einzubilden brauchte. Er sah ... nett aus, aber das war schon alles, log ich mir zumindest zusammen. Einen Vorteil hatte Janes Frage jedoch, ich erfuhr so endlich seinen Namen als er ihr antwortete: „Ich bin Damian."
„Aha", lallte Jane nur, dann wandte sie sich wieder mir zu. Diesmal beugte ich mich nicht vor, sondern hielt etwas Abstand und als sie schreiend fragte: „Ist das dein Freund? Herzlichen Glückwunsch! Herzlichen Glück..."- ein Hicksen unterbrach ihren Satz doch sie fuhr einfach fort damit es die halbe Welt und Damian mitbekommen musste: „Ich hatte die Hoffnung bei dir schon läääääängst aufgegeben."

Ich lief bis über beide Ohren rot wie eine Tomate anund erklärte sofort: „Jane er ist nicht mein Freund!"
Jane schien wirklich enttäuscht zu sein: „Aber, hicks, er sieht doch wirklichverdammt guuuuuut aus und duuuuu", ihr Stimme wanderte nach oben als sei sieeine startende Rakete, „hattest solange ich dich kenne keinen Freund." KurzesSchweigen, dann fuhr sie erneut lallend fort um die Situation noch schlimmer zumachen: „Außer vielleicht deine Bücher mit denen du fast verlobt bist. Erkönnte dein perfekter Mr. Dursey sein."
„Der Mann heißt Mr Darcy und nein, auch ihn und all meine Bücher habe ich nichtzum festen Freund, sondern zu Wegbegleitern gemacht."
„Aber Damian", sie deutete auf Damian als sei sie der betrunkene Jack Sparrow,der unbedingt etwas erklären musste mit zu viel Rumüberschuss: „sieht dochverdaaaaaaammt gut aus."
„Tut er gar nicht."

Verlorene der Nacht - 1. Band der Tagwandler ReiheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt