An dieser Stelle möchte ich kurz noch einmal ein großes Dankeschön an NadineStenglein aussprechen, für ihre unglaublich netten Kommentare.
Jane starrte mich ungläubig an. Sie hatte wirklich zu tief ins Glas geschaut. Dann schien ihr Gesicht sich aufzuhellen so als ob sie endlich eine Idee hätte: „Stiiiiiiiimmt jaaaaaa, hicks, deine Brille ist kaputt, das heißt du kannst ihn gar nicht sehen. Hicks, es ist schon ein Wunder an sich, dass du halber Blindfisch mich gefunden hast."
„Ich bin nicht halb blind! Ich bin nur ein bisschen kurzsichtig. Eine Sehschwäche von drei Doktrinen ist jetzt nicht so schlimm."
Damian unterbrach unsere Diskussion die wahrscheinlich noch die ganze Nacht angedauert hätte. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass wir vor seinen Augen über ihn und sein Aussehen gestritten hatten. Er schien das Ganze jedoch sportlich zu nehmen, wahrscheinlich war er selbst genug von sich überzeugt, so dass er einfach nur erklärte: „Ich begleite euch beide nach Hause."
„Das kommt gar nicht in die Tüte!", rief ich entsetzt aus.
„Wieso denn nicht?", fragte Damian unschuldig und Jane bettelte: „Ooooch bitte, bitte. Du brauchst endlich jemanden."
Erneut lief ich rot wie eine Erdbeere an und zeterte: „Ich kenne dich kaum und mein erster Eindruck von dir war nicht gerade vertrauenserweckend."
Nun schien Damian fasst laut loszulachen. Leider konnte er sich das leisten, denn er hatte zu meinem großen Bedauern jeden Trumpf in der Hand. „Wie bitte willst du Jane alleine nach Hause bringen? Du hättest sie ohne meine Hilfe nicht einmal aus dem Club hinausbekommen."
Wie ich es hasste ihm Recht geben zu müssen! Ich blickte Jane an die mich mit ihren Hundeblick anflehte, dann seufzte ich schwer und gab mich endgültig geschlagen. „In Ordnung", schimpfte ich leise, aber er sollte sich ganz sicher nichts darauf einbilden, diese Zustimmung bedeutete immer noch rein gar nichts.
„Gut.", stimmte Damian siegessicher zu und hob Jane im Prinzessinnenstil hoch. Diese kicherte wie ein Kleinkind und ich runzelte die Stirn und fragte: „Wird das nicht zu schwer? Wir müssen noch gute zwanzig Minuten laufen."
Doch Damian grinste mir wieder breit zu und behauptete gelassen: „Das ist kein Problem für mich."
Seinen Enthusiasmus wollte ich nicht stören und so führte ich die beiden zurück zu unserer Wohnung.Als ich die Türe aufschloss war mir das Speise-Aufenthaltszimmer, das gleichzeitig die Funktion der Küche übernahm, etwas peinlich. Wahrscheinlich war Damian eine ganz andere Umgebung mit viel mehr Luxus gewöhnt, jedenfalls machte er diesen Eindruck. Ich gab mir jedoch einen Ruck und verscheuchte diesen sinnlosen Gedanken. Damian war ein Gast, der sich selbst eingeladen hatte, also durfte er nicht wählerisch sein, immerhin arbeiteten Jane und ich hart für unser winziges Heim. Tatsächlich hätte ich mir jedoch keine Sorgen machen müssen, denn er gab keinen Kommentar zu unserer Wohnung ab, sondern fragte stattdessen nur: „Wo kann ich sie absetzen?"
Ich blickte zu Jane, die in seinen Armen mittlerweile tief und fest schlummerte. „Ich denke ihr Bett wäre wohl die geeignetste Möglichkeit."
Damian nickte und folgte mir, als ich die schwarze Tür zu Janes Zimmer öffnete. Im Inneren standen wie auch in meinen Raum nur ein schmales Bett, ein kleiner Kleiderschrank und ein winziger Nachttisch. Im Gegensatz zu meinem Zimmer waren jedoch überall Poster und von Jane selbstgezeichnete Bilder aufgehängt, außerdem wusste ich, dass ihr Kleiderschrank gefüllt war mit Bergen von Klamotten, während sich bei mir eher die Bücher stapelten und nur ganz wenige Kleidungsstücke vorhanden waren. Damian legte Jane vorsichtig auf ihr schmales Bett und ging dann wieder aus dem Zimmer hinaus. Er wartete noch bis ich sie zugedeckt und die Türe geschlossen hatte, dann zeigte er auf den Tisch, wo die Rosen immer noch in dem pinken Plastikbecher thronten: „Du hast also mein Geschenk bekommen?"
Ich blickte ihn ungläubig an: „Die Rosen stammen von dir?"
„Ja. Aber ich hatte nicht erwartet, dass du sie aufhebst, wenn du wüsstest von wem sie kommen."
Die Rosen waren also wirklich nicht für Jane gewesen und auch kein Lieferfehler, sondern tatsächlich für mich. „Wie hast du herausgefunden wo ich wohne?" Es bereitete mir eine Gänsehaut, das ein wildfremder Mann einfach so herausgefunden hatte, wo ich lebte.
„Ich habe im Kaffee nachgefragt und erklärt ich müsste dir Blumen als Entschuldigung schicken. Deine Freundin Clary hat mir verraten, wie deine Adresse ist und auch deinen Namen Kate." Etwas in mir zog sich zusammen als er meinen Namen so liebkosend aussprach, doch ich war immer noch auf der Hut, auch wenn ich gestehen musste, dass er heute Abend einiges wieder gut gemacht hatte. Vielleicht war er doch kein so schlimmer Kerl, sondern einfach nur ein Schürzenjäger, allerdings mit einem guten Herzen.
„Dankeschön. Nicht für die Blumen, die waren unnötig, aber danke, dass du mir heute Abend mit Jane geholfen hast."
Er blickte mich lange an, bevor er mit dem Kopf eine leichte Verbeugung andeutet und erklärte: „Es war mir eine Ehre. Ich hätte es nicht gerne gesehen, wenn sie dort alleine sitzen geblieben wäre und so konnte ich auch mein Missgeschick wieder ausgleichen."
„Nein wirklich, vielen Dank. Möchtest du vielleicht ein Glas Leitungswasser oder einen natürlichen Joghurt bevor du gehst? Du hast Jane schließlich den ganzen Weg getragen." Ich musste zugeben die Auswahl war nicht sehr groß, aber zählte nicht auch ein bisschen die Geste?Damian lächelte leicht und streichelte mir, ehe ich mich zurückziehen konnte, mit einer Hand über den Kopf, bevor er samtener Stimme erklärte: „Du hast zwar zu Jane gemeint sie hätte morgen beziehungsweise heute Ausbildung, doch eigentlich ist Samstag und soviel ich weiß ist das ein freier Tag."
Ich lachte leicht verlegen. Anscheinend hatte ich bei den Versuch Jane zum Mitgehen zu überzeugen, diese Tatsache total vergessen.
„Willst du mit mir an deinem freien Tag abends etwas unternehmen?", fragte er so charmant, dass mein vermaledeites Herz schneller zu schlagen begann.
„Ich weiß nicht so genau...", antwortete ich verlegen, denn neben den zahllosen Argumenten, die mir eben mein Gehirn vorhielt, gab es auch noch das Problem, dass ich wahrscheinlich nicht einmal genug Geld besaß um ein einfaches Eis zu kaufen, selbst wenn ich es wollte.
Doch Damian ließ nicht locker: „Wie wäre es wenn wir zusammen in ein Kino gehen? Ich lade dich ein."
Oh mein Gott! Ich wurde gerade zu einem Film eingeladen! Ich war seit einer halben Ewigkeit nicht mehr in einem Kino gewesen. In diesem Moment war es mir egal, wer Damian war. Selbst wenn mich mein Erzfeind ins Kino eingeladen hätte, würde ich sofort mit ihm dorthin gehen, auch wenn es mit Sicherheit eine Falle wäre. Einen Kinofilm anzuschauen... Das konnte nur ein Traum sein! Ich strahlte Damian bis über beide Ohren grinsend an und stimmte voller Freude zu: „Klar. Ich war seit einer Ewigkeit nicht mehr im Kino, wenn du den Eintritt wirklich bezahlst komme ich gerne."
Damian lächelte raubtierhaft und erklärte: „In Ordnung, dann treffen wir uns um zwanzig Uhr. Ich hole dich ab." Dann verschwand er aus der mintgrünen Tür und ließ mich vollkommen baff und überglücklich alleine.
Aus den Chroniken der Tagwandler - Ein Bericht eines späteren Ratsmitglieds:
Heute ist es erneut passiert. Ein ausgehungerter Vampir hat ein Dorf überfallen. Die Menschen dort waren friedfertige Geschöpfe, die ihren Tribut immer abgaben und die jeden Tag hart gekämpft hatten um zu überleben. Innerhalb einer Nacht wurden sie fast alle ausgelöscht durch den Hunger eines einzigen Vampirs. Die wenigen Überlebenden flohen am nächsten Morgen zur Burg um dort Hilfe vor dem Dämon, wie sie den Nachtgeborenen nannten, zu finden. Doch statt einer helfenden Hand wurden sie mit Waffen empfangen und starben noch an diesem Abend unter den aufgehenden Mond, als sie von ihrem eigenen Burgherrn, der ihnen Schutz gegen den Tribut versprochen hatte, verspeist wurden. Ich höre die entsetzen Schreie, die von Verrat, Schmerz und Tod erzählen, immer noch tief in meinem Inneren erklingen. Doch das Geheimnis der Nachgeborenen muss um jeden Preis gewahrt werden.
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Verlorene der Nacht - 1. Band der Tagwandler Reihe
VampireUmgeben von der Dunkelheit, gefangen in den Armen eines Vampiroberhaupts und vermählt mit dem Tod, der sie auf Schritt und Tritt begleitet. Kates gesamtes Leben wurde in ein blutiges, dunkles Sein gerissen und sie steht mit all den zerbrechlichen Ho...