Auch die anderen von meinem Team wurden einzeln bei ihren angenommenen Namen vorgerufen und jeder musste einem anderen Vampir die Treue schwören, nur bei Einstein war es eine Vampirin, doch im Gegensatz zu den meisten weiblichen Personen in diesem Raum trug sie ebenfalls schwarz und nicht weiß. Sie wirkte auch nicht elfenhaft wie die anderen weiblichen Wesen, sondern sehr hart im Nehmen. Trotz der Zeremonie meiner Freunde behielt ich die ganze Zeit Jane im Auge. Fragen um Fragen schossen mir dabei durch den Kopf und jede von ihnen wollte beantwortet werden. Wie sollte ich es schaffen mit ihr zu reden? Wieso um alles in der Welt hatte sie diesen Gesichtsausdruck aufgesetzt? Wieso schien sie mir gegenüber auf einmal nur so feindselig zu sein?
Ich musste es irgendwie schaffen mit ihr zu reden. Doch noch stand ich vor allen Anwesend auf den Podium, Damian direkt neben mir. Die Chance, dass ich irgendwie zu ihr kommen könnte um mal schnell ein kleines Schwätzchen zu halten war sehr gering, doch ich wusste ich musste es schaffen. Ganz sicher nicht würde ich Jane wieder in die Dunkelheit entkommen lassen. Nicht nach dem ich sie endlich direkt vor Augen hatte und sehen konnte wie schlecht es ihr ergehen musste. Diese verzehrte Maske aus Wut und Hass kam ganz sicher nicht zu Stande, weil ihr die letzten Wochen, was redete ich da, das letzte Jahr gefallen hatte. Im Gegenteil, sie hatte alles Recht der Welt auf mich wütend zu sein, wenn es ihr schlecht ergangen war. Ich war, nein ich bin ihre beste Freundin und neben dieser Tatsache hatte ich mich fast ein ganzes Jahr nicht bei ihr gemeldet. Ich schuldete ihr somit etwas. Es war meine Aufgabe ihr zu helfen. Wie erbärmlich ich doch gewesen war, als ich sie einfach in den Klauen von diesen Bestien zurücklassen musste, weil ich einfach zu schwach gewesen war um ihr zu helfen. Nicht einmal seelisch hatte ich ihr Hilfestellung leisten können. Wie tief ich doch gesunken war. Trotzdem verletzte mich dieser Ausdruck des Hasses auf ihrem Gesicht, obwohl ich wusste, dass ich es verdient hatte.
"Gut!", meinte Damian mit einem Mal sehr laut. "Dies war der letzte der Auszubildende und gleichzeitig war diese Gruppe die erste des neuen Jahrgangs. Ihr fünf werdet euch nun zurückziehen, gemeinsam mit all jenen, die nicht dazu befugt sind an einer Sitzung teilzunehmen."
Ich sah wie Jane und alle anderen in Grau sich umdrehten, auch einige der sehr einfach schwarz Gekleideten machten sich auf den Weg zu gehen. Ohne zu zögern ging ich los. Ich achtete darauf, dass ich in der Halle selbst nicht rannte, doch als ich endlich aus dieser draußen war stürmte ich los. Mit Hilfe von meinen Ellenbogen stieß ich mich durch die Masse durch und achtet nicht darauf wie vielen Leuten ich auf die Füße trat. Mein Blick hatte sich einzig und allein auf den einfachen grauen Mantel meiner Freundin geheftet. Ich rannte schneller und mit einem Mal bemerkte ich, dass die Menge nun vor mir zurückwich. Ich drehte mich um und konnte direkt hinter mir Bär, Schlange, Elfe und mit ein bisschen mehr Entfernung Einstein sehen. Auf jedem der Gesichter war ein angriffslustiges Grinsen, bis auf Einstein, der neben diesem Grinsen auch die Entschlossenheit zeigte uns wieder einzuholen.
"Danke.", flüsterte ich rasch und Elfe zwinkerte mir als Antwort zu.
Gemeinsam mit diesen furchteinflößenden Gestalten, schaffte ich es um einiges schneller mich durch die Menge zu kämpfen, doch Jane, die zu den ersten die Gegangen waren gehörte, hatte einen recht großen Vorsprung. Als wir sie endlich einholten, streckte ich einen Arm aus und hielt sie an der Schulter fest. Sie drehte sich um und durchbohrte mich mit einem eisigen Blick. "Was willst du?!"
Im ersten Moment stiegen Schmerz und ein bisschen Verwirrtheit angesichts dieser kalten Worte in mir auf, doch dann verstand ich, das Gefühl von Verrat, dass sie mir gegenüber haben musste, weil ich sie im Stich gelassen hatte und ein beißendes Schuldgefühl stieg in mir auf. "Ich möchte mit dir reden.", meinte ich behutsam.
"Ach ja!? Mit mir reden?! Dann sag mir eines, wieso sollte ich mit dir reden wollen!?", ihre Stimme war lauter geworden. Alle Leute die an uns vorbeigingen schauten uns nun neugierig an.
"Bitte Jane. Hör mir doch zu."
"Ich soll dir zuhören? Erklär mir mal den Grund dafür! Sag mir wieso ich auch nur ein Wort glauben sollte, das du sagst?!" Ihre Stimme wurde mit jedem Wort noch lauter.
"Ich weiß, du bist sauer auf mich, nein stinkwütend und dazu hast du allen Grund der Welt. Ich konnte in dem letzten Jahr nicht an deiner Seite sein, obwohl du mich so gebraucht hättest, doch glaube mir, ich habe das alles nur für dich gemacht. Ich habe jetzt die nötige Stärke. Ich kann dir nun helfen." Ich wusste zwar nicht genau ob ich wirklich nun schon genug Kraft hatte, doch ich war bereit alles für Jane zu geben und ich sah ihr an, dass sie ihr jetziges Leben keinen Tag länger als es sein musste leben konnte.
"Ach ja!? Alles war für mich!? Dann erklär mir das mal bitte!" Janes Augen blitzten zornig auf, doch ich versuchte meine Stimme so ruhig wie möglich zu halten, als ich zu reden begann: "Ich habe in dem letzten Jahr trainiert. Ich habe Kampf- und Verteidigungsarten gelernt und noch vieles mehr, damit ich dich befreien kann. Niemand kann sich mir nun mehr in den Weg stellen. Du wirst wieder in dein normales Leben zurückkehren und all das hier vergessen können. Damian meinte..." Ich wollte ihr erzählen, was mir Damian über den Frieden zwischen den beiden Clans erzählt hatte, dass ich sie befreien könne ohne dass dieser gebrochen wurde, doch mit einem Mal warf Jane ihren Kopf zurück und lachte. Es war ein kaltes Lachen, indem kein Schmerz, sondern blanke Wut und Unglaube mitschwang.
"Jane bitte!", versuchte ich auf sie einzureden.
Sie hörte auf zu lachen und starrte mich verächtlich an. "Glaubst du das wirklich?", zischte sie.
"Jane alles wird gut!"
"NICHTS WIRD GUT!", schrie sie mich an.
"Jane bitte, lass mir dir doch erzählen was Damian..."
Klatsch!
Jane hatte ausgeholt und mir eine Ohrfeige versetzt. Sofort waren Elfe, Schlange, Bär und Einstein bei mir. Bär hielt Jane fest, ihre Arme an die Seiten ihres Körpers gepresst, die anderen standen schützend vor mir.
Doch Janes Mund war frei und so spie sie los: "Damian, Damian, Damian!!!! Wie ich diesen Namen hasse! Damian hier, Damian dort, immer geht es nur um ihn und unsere kleine Prinzessin glaubt ihm natürlich alles. Damian, der liebe Damian! Ernsthaft! Du bist so ein vermaledeiter Vollidiot. Ich weiß gar nicht wie ich jemals dich als Freundin haben konnte! Ich musste Tomaten auf den Augen gehabt haben, um dir auch nur einen Zentimeter weit zu vertrauen. DU bist eine so treulose, verräterische, eifersüchtige Zicke! Weißt du wie ich dich zum kotzen finde!?"
Elfe zischte wütend: "Halt endlich deinen Mund oder ich schneide dir die Zunge heraus. Du scheinst sie ja nicht sinnvoll gebrauchen zu können." Auch die anderen um mich herum schienen sich kaum mehr zurückhalten zu können, doch das lag nicht daran, dass Jane das Oberhaupt der Vampirwelt beleidigt hatte, sondern weil sie mich als einen treulosen Verräter beschimpfte.
„Geht.", bat ich sie leise, doch mit entschlossener Stimme.
„Aber Polarfuchs!", meinte Einstein, doch ich ließ ihn nicht weiterreden.
„Geht! Das ist ein Befehl. Wir sollten keinen Kampf hier mitten im Gang austragen, auch wenn die anderen bereits alle weg sein sollten.", meine Stimme klang entschlossen, der Schmerz und die Trauer hatten sich nicht in ihr hineingeschlichen.
„Sei froh dass...", wollte Einstein noch Jane drohen, doch ein böser Blick von mir und er verstummte. Wütend drehte er sich um und stapfte den Gang entlang, Schlange folgte ihm mit einem letzten Blick auf das Geschehen.
„Lass sie Bitte los.", meinte ich zu Bär und er gehorcht mit einem verdrossenen Brummen.
„Danke.", meinte ich zu ihm und fügte rasch hinzu: „Richte bitte das auch den anderen aus. Ihr ward, nein seid eine große Hilfe für mich."
Bär nickte kurz und folgte dann den anderen.
Jane fing wieder an höhnisch zu reden: „Ach, also gehorchen diese komischen Freaks dir wie Hündchen, genau wie du jede Anweisung von Damian gehorchst? Sag mir, was hast du alles schon für ihn getan? Hast du bereits jemanden umgebracht?"
Sie musterte für einen Augenblick mein Gesicht, dann meinte sie lachend: „Das hast du sicherlich getan. Du hast dich ja so brav verändert. Hat es dir etwas genützt? Ach ich vergaß, nicht nur du kriechst Damian zu Füßen, sondern er nun auch dir. Ihr seid beide so lächerlich."
Elfe klopfte mir auf die Schulter. Verwirrt blinzelte ich sie an. Ich hatte ganz vergessen, dass sie noch hier war. „Ich lass euch beide dann auch mal allein." Sie zwinkerte mir zu, ging jedoch nicht den anderen nach, sondern wieder den Gang zurück von wo wir gekommen waren.
Verwirrt rief ich ihr nach: „Sicher das, dass die richtige Richtung ist?"
„Jeps, ich muss noch was erledigen.", meinte sie merkwürdig gut gelaunt.
Sie hob ihre Hand und winkte, obwohl sie nicht aufgehört hatte in Richtung des Versammlungsaals zu laufen.
„Sie ist fast so hirnlos wie du.", kommentierte Jane.
Ich schwieg. Das Elfe hirnlos war, war unmöglich, dass wusste ich aus eigener Erfahrung, doch was in Gottes Namen versuchte sie auszuhecken?
„Also gibt es noch was, was du mir sagen willst oder stehen wir hier jetzt bis zur Unendlichkeit herum? Ich habe nämlich noch was zu tun!", meinte Jane und riss mich damit aus meinen Gedanken.
„Jane", meinte ich vorsichtig. Ich musste diesen Feindseligen Ausdruck auf ihrem Gesicht herunter reißen und das ging nur, wenn ich wusste was genau sie so verletzt hatte. Ich musste sie irgendwie wütend machen, damit sie mir alles in ihrem Zorn erzählen würde, obwohl wütend war sie ja eigentlich schon genug, vielleicht konnte eine einfache Frage sie so aufregen, dass sie ihren Zorn nicht mehr in Zaum halten konnte. „Jane, wie ist es dir in letzter Zeit ergangen?"
Wie ich erwartet hatte wurde Janes Gesicht erst aschfahl und dann so rot und heiß wie glühendes Eisen. „Wie kannst du es wagen!?", zischte sie. Es tat mir weh Jane so zu verletzen, doch es war nötig.
„Wie kannst du es wagen?! Sag mal ist in dir überhaupt noch ein Fünkchen Menschlichkeit drinnen, Tagwandler!? Weißt du überhaupt wie ich mich fühle!?"
Wusste sie was der Begriff Tagwandler bedeutete? Egal, ich musst mich jetzt darauf konzentrieren alles wieder ins Lot zu rücken. „Ich weiß nicht wie du dich fühlst, deswegen frage ich ja nach."
Jane fing an zu lachen. In ihren Augen sah man einen tiefen Schmerz aufglimmen, gemeinsam mit Wut, Hass und Eifersucht.
„Du fragst wie es mir geht!? Oh das kannst du dir doch denken! Mir geht es beschissen! Du hast alles bekommen was ich jemals gewollt habe, dir fällt absolut alles zu! Von Anfang an hat das Schicksal dir nur Glück gebracht, während ich daneben mich immer nur mit Unglück abgeben musste. Du konntest obwohl du genauso arm warst wie ich studieren, deine Eltern haben dich nicht gezwungen nach der zehnten Klasse das Gymnasium zu verlassen um eine Arbeitsstelle zu finden. Nein, du konntest dein Abitur schreiben, während ich am Anfang nicht einmal eine Ausbildung machen durfte, obwohl meine mittlere Reife sehr gut war und sogar besser als dein Zehntklasszeugnis, aber nein, du durftest studieren ich nicht und wer braucht bitte englische Literatur?!"
Jane zeterte einfach weiter. Ich hörte ihr zu, ließ die Schimpftirade über mich ergehen. Doch obwohl ich nach außen hin gefasst blieb, ließen ihre Worte mich in meinem Inneren doch zusammenzucken. Sie war so ungerecht, ich hatte es auch nicht leicht gehabt, doch sie sagte all das hier nur wegen den Geschehnissen die sie durchmachen musste. Sie war verletzt worden und nun musste sie die Wut und den Schmerz an jemanden anderen weitergeben und wenn das die einzige Art war wie ich ihr helfen konnte, dann würde ich den Schmerz gern in Kauf nehmen.
„Und wenn das nicht reicht schauen wir uns mal unser Liebesleben an. Ich habe mich immer bemüht einen Freund zu finden, doch dauerhaft habe ich Enttäuschungen erlebt, aber nicht unsere kleine Madame. Nein, sie musste auf Anhieb den richtigen treffen. Oder warte, nein, du hattest davor ja einen Freund. Sorry, dein Leben ist ja doch nicht so perfekt wie ich gedacht hatte."
Ich ballte meine Hände zu Fäuste, doch das war der einzige Makel den ich in meiner Fassade erlaubte. Jane wusste haargenau, wie sehr mich mein erster Freund verletzt hatte, dass hier nun zu erwähnen um mich zu demütigen war eindeutig unter der Gürtellinie, doch sie hatte so viel mehr erdulden müssen also schwieg ich.
„Aber ja, was solls, Damian war also der zweite. Er lag dir sofort zu Füßen, hat dir allesmögliche gekauft, ist mit dir ausgegangen und du hast nur noch an ihn gedacht. Weißt du wie beschissen es mir gegangen ist? Alex, der Mann in den ich mich wirklich verliebt hatte und bei dem ich gedacht hatte, dass er mich auch wirklich liebt hat mich einfach so verlassen und du!? Du knutscht mit Damian in irgendeiner Ecke herum."
„Ich habe dich niemals vergessen. Hättest du mir gesagt, dass ich mich nicht mit ihm treffen soll, dass du mich brauchst wäre ich nie zu ihm gegangen."
„Ach ja?! Ganz sicher? Aber das ist eigentlich noch nicht das schlimmste. Ich habe mich damals halb zu Tote geschuftet um herauszufinden, was mit Alex los war, wieso er so plötzlich unsere Beziehung zerstört hatte ohne jeden Grund und rate mal was ich herausgefunden habe! Ich habe gelernt, dass Vampire wirklich existieren. Sie haben mich damals gebissen. Sie haben mich fast getötet, so viel haben sie getrunken, doch mir war es egal wenn ich so mehr über Alex herausfinden konnte. Denn die winzigste Information war mir jeden Preis recht. Ich habe gelitten, ich wäre fast gestorben um einen Eingang in Alex seine Welt zu finden. Ich setzte mein Leben aufs Spiel und versuchte dich vor diesem Leben zu beschützen, als ich bemerkte wie grausam und gefährlich es war, aber du, dir fiel mal wieder alles zu. Damian hat dich nicht verlassen obwohl er auch ein Vampiroberhaupt ist. Nein, er hat dich sogar ausbilden lassen, damit ihr zusammen sein könnt. Er hat alles für dich getan! Wusstest du dass er selbst zu Alex gegangen ist um ihn zu beten mich aus der Gefahrenzone fürs erste herauszuholen!? Ich wurde behandelt wie ein kleines Kind dank dir! Damian hat es mit seiner Bitte tatsächlich geschafft mich von diesen niederen Vampiren zu befreien, doch wäre er nur ein bisschen später gekommen wäre ich jetzt eine Vampirin und müsste mich nicht als menschliche Dienerin durchs Leben schlagen, aber nein du musstest es ja mal wieder verhindern das ich mein Ziel etwas näher kam und dir fiel wie immer natürlich alles in den Schoss. Du bekamst sofort deinen schwarzen Mantel und wirst jetzt sogar von Damian ausgebildet und das obwohl du ein Tagwandler bist. Verstehst du meine Gefühle jetzt!?"
„Jane", meine Stimme war ruhig. Innerlich blutete ich aus tiefen Wunden. Ich hatte gewusst, dass sie wütend auf mich sein würde, dass sie mich sogar vielleicht hassen würde, weil ich sie in dem letzten Jahr im Stich gelassen hatte, doch mit diesen Worten hatte ich nicht gerechnet. Ihre tiefe Eifersucht und die Beschuldigung mir würde alles in den Schoss fallen schmerzten mich. Erkannte sie denn nicht, dass ich all das für sie getan hatte. Das jeder Atemzug den ich im vergangen Jahr getan hatte nur für sie gewesen war um sie zu befreien, dass ich selbst getötet hatte für dieses Ziel!? Ich hatte alles für sie aufgegeben. Alles was ich geliebt hatte, Menschen hatten ihr Leben verloren und sie warf mir vor eigensüchtig gehandelt zu haben, mit Damian rumgeknutscht zu haben, während sie die Qualen der Welt durchleiden musste. Das sollte meine Freundin sein?! Die Freundin für die ich mein Leben geopfert hätte?! Was war ich für ein Idiot gewesen!
„Jane. Ich habe all das für dich getan, ich habe selbst für dich getötet und Damian und ich sind nicht länger zusammen. Er behauptet ich hätte ihn verraten weil ich ein Tagwandler bin, obwohl ich nicht einmal weiß was das ist! Jane ich habe niemals gebeten in diese Welt hineingezogen zu werden."
Zu meinem Erstaunen fing Kate an zu lachen. „Du hast nie darum gebeten!? Na klar doch, du hast wie immer das Glück hinterhergeschmissen bekommen und erkennst nun deine Chance nicht. Benutze mich nicht als Ausrede für deine Taten. Du hast sicherlich gemordet, doch nicht für mich, sondern einzig und alleine für dich, für deine Genugtuung, damit du weiter kommst in dieser Welt."
Ich spürte wie ihre Worte sich wie ein Dolch in mich bohrten, doch diese Verletzungen waren nicht genug für sie. Sie wollte mich leiden sehen und so nahm sie das Heft der Klinge in die Hand und begann den Dolch langsam zu drehen mit den Worten: „Du warst nie meine echte Freundin. Du hast mich nur benutzt und ich habe dich benutzt. Das war die einzige Beziehung die jemals zwischen uns existiert hat. Ich habe einige emotionale Bindungen gehabt, doch du keine einzige von daher konntest du gar nicht für mich töten. Du hast es einzig und allein deswegen getan, weil dir das Morden im Blut liegt. Du gehörst zu den Tagwandlern. Du behauptest du wüsstest nicht, wer beziehungsweise was das für Leute waren? Nun es waren Vampire die sich selbst zu Richtern ihres Volkes aufgeschwungen hatten. Die Kinder der Nacht duldeten jedoch diese nicht legitimierten Richter nicht und erkannten auch nicht ihre Urteile an. Deshalb spalteten sich diese Vampire ab, die sich selbst als Richter der Gerechtigkeit sahen und wurden zu einer fanatischen Terrorgruppe, die es sich zur Aufgabe machte Verbrecher zu bestrafen. Es gab jedoch einige Probleme bei der Ausführung der Strafen, denn Vampire bei Nacht zu besiegen ist beinahe unmöglich. Sie wollten die Vampire jedoch für ihre Taten Schmerz empfinden lassen und so vollzogen sie ein schwarzes Ritual um auch bei Tage draußen sein zu können. Sie wurden das was wir heute unter Vampirjäger verstehen. Obwohl sie einige Kräfte abgeben mussten um die Wandlung zu vollziehen und zu einem Tagwandler zu werden, hatten sie doch enorme Kräfte und schlachteten die Vampire deshalb reihenweise einfach so ab. Später paarten sich diese Tagwandler mit einfachen Menschen und aus dieser Verbindung entstanden weitere Vampirjäger, die mal stärker mal schwächer waren, wenn sie stark genug waren bezeichnete man auch sie als Tagwandler, doch im Gegensatz zu ihren ehemals vampirischen Elternteil lebten sie niemals ewig. Du gehörst zu diesen Bastardkinder, deine Vorfahren haben die Vampirwelt abgeschlachtet und trotzdem begrüßt Damian dich in den Reihen der Vampire. Hat das deine Erinnerung wieder auf Vordermann gebracht? Also sag mir nicht du seist unschuldig und wüsstest von nichts und du seist überhaupt nicht mehr mit Damian zusammen. Wie sonst solltest du bitte in die Reihen der Vampire aufgenommen werden?!"
Jane lachte.
Ich fühlte mich jedoch schrecklich. Endlich konnte ich begreifen, was Damian gefühlt haben musste auf dieser Lichtung. Ich gehörte zu den Leuten die sein Volk, seine Freunde und Verwandte umgebracht hatten. Er hatte mich nicht loslassen können, weil ich ihn aus dem Zustand der emotionalen Versteinerung gerissen hatte und er hatte sich mir gegenüber immer noch weiter geöffnet, obwohl er herausgefunden hatte was für ein Monster ich war. Er hatte mir vertraut. Als ich die Vampirin auf dieser Lichtung dann irgendwie dazu gebracht hatte das zu tun was ich wollte, musste es für ihn so ausgesehen haben als hätte ich die ganze Zeit gewusst was ich war. Als hätte ich ihn verraten. Als hätte ich die ganze Zeit mit seinen Gefühlen gespielt. Schuld und Schmerz stiegen in mir gleichermaßen hoch. Ich musste Damian sehen! Ich hatte ihn niemals verletzen wollen! Wenn ich das nur gewusst hätte! Doch wie sollte ich Damian klar machen, dass ich wirklich nichts über die Tagwandler gewusst hatte. Wie sollte ich ihn dazu bringen mir noch einmal zuzuhören, mir noch einmal zu glauben, nachdem er dachte ich hätte ihn verraten. Ich fing an leicht zu zittern und ging einen Schritt zurück. Ich war innerlich vollkommen zerstört.
„Oh! Jetzt weichst du sogar einen Schritt zurück? Hat dich es so sehr getroffen, dass ich die Wahrheit weiß, nachdem du sie mir all die Jahre vorenthalten hast, mir immer vorgespielt hast ich sie deine Freundin?!" In Janes Augen traten nun Tränen. Die Tatsache, dass sie von jemanden anderen erfahren musste, was ihre Freundin war und dass sie diese Tatsache angeblich ihr vorenthalten hatte, verletzte sie wohl am meisten.
„Jane.", flüsterte ich. „Ich habe davon nichts gewusst! Du musst mir glauben!"
„Dir glauben? DIR GLAUBEN!? Da würde ich noch eher dem Teufel vertrauen als dir!"
„Jane, bitte! Ich habe von alldem nichts gewusst!"
„Ja klar doch! Du bist so eine Lügnerin Kate! Hättest du dich nicht einmal entschuldigen können?" Tränen stiegen in ihre Augen hoch.
„Jane bitte! So hör mir doch zu!"
„Ich hör dir ganz sicher keine Sekunde länger zu und lass mich auch nicht mit deinen süßen giftigen Worten umschlingen. Du bist und warst nie meine Freundin. Ich sollte das wohl endlich einsehen. Leb wohl Kate!"
„Jane!", ich schrie den Namen aus, doch meine Freundin wandte mir den Rücken zu und ging. Ich wollte ihr hinterher rennen, doch meine Beine versagten mir ihren Dienst.
„Jane!", wimmerte ich, doch sie ging einfach weiter bis sie aus meinem Blickfeld verschwunden war. Ich war wie gelähmt und konnte nur immer wieder flüstern: "Jane" dann schluchzte ich ein leises „Damian." Ich hatte nun beide verloren und es war einzig und allein meine Schuld. Meine verdammte Schuld.
Aus den Chroniken der Tagwandler - Ein Bericht eines späteren Ratsmitglied:
Wir haben uns endlich entschlossen. Es wird einen Rat geben. Dieser Rat besteht aus zwölf Vertretern die nach der Mehrheit der Stimmen jedes Jahr gewählt werden. Diese zwölf bestimmen wiederum einen von ihnen als Ratsleiter. Steht eine wichtige Entscheidung an, die sofort getroffen werden muss, stimmt der Rat ab. Bei einem Stimmengleichgewicht muss der Ratsleiter allein entscheiden. Die erste Wahl hat bereits stattgefunden. Wir alle warten nun gespannt auf das Ergebnis. Man hat bereits beschlossen, dass die erste Sitzung des Rates sich damit beschäftigen soll, was mit uns nun passieren soll. Damit keiner von uns ausgeschlossen wird, darf jeder seine Meinung, Kritik und seine Vorschläge zu diesem Thema auf einen Zettel schreiben und sie abgeben. So kann der Rat anhand der eingetroffenen Meinungen einen guten Entschluss fassen.
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Verlorene der Nacht - 1. Band der Tagwandler Reihe
VampireUmgeben von der Dunkelheit, gefangen in den Armen eines Vampiroberhaupts und vermählt mit dem Tod, der sie auf Schritt und Tritt begleitet. Kates gesamtes Leben wurde in ein blutiges, dunkles Sein gerissen und sie steht mit all den zerbrechlichen Ho...