Ich starrte Damian entsetzt an. „Dienerin?!", fragte ich panisch nach. „Was hast du mit mir gemacht!?" Die Frage war unsinnig, doch sie musste gestellt werden.
„Ich habe deinen Treueid angenommen", erklärte Damian mit einem höhnischen Grinsen. „Das heißt du gehörst jetzt mir. Mit Leib und Seele."
Ich schluckte schwer, während mir die Bedeutung seiner Worte so langsam dämmerte. Ich hatte gerade eben gewaltigen Fehler begangen, der wohl kaum wieder rückgängig zu machen war.
Damian starrte mich fasziniert an, während meine Gesichtszüge von Unverständnis zu Grauen, dann langsam zu Verstehen und dann wieder zu Unverständnis wechselten, denn ich hatte wirklich keine Ahnung, was jetzt von mir verlangt wurde.
„Du musst noch einiges lernen", seufzte er schwer, als läge diese Arbeit in seinem Aufgabenbereich und nicht in meinem.
„Um deine Grundausbildung werde ich mich natürlich nicht selbst kümmern. Das muss jemand anderes übernehmen, denn so viel Zeit kann ich nicht opfern. Dies stellt jedoch kein Problem dar." Er schien in die Ferne zu schauen, so als zöge er alle möglichen Leute gerade in Frage, die mich, aus welchen Grund auch immer, in irgendetwas ausbilden sollten.
Auf einmal begriff mein Verstand was passiert war. Ungläubig stotterte ich: „Du... Du... Du bist ein Vampir?"
Er seufzte leicht gequält auf und flüsterte wahrscheinlich mit Absicht laut genug, damit ich es mitbekam: „Du hast wirklich noch viel zu lernen, aber..." Seine Worte stoppten und auf einmal stand er vor mir. Sein Oberkörper beugte sich zu mir herab, sodass seine Hand eine der zahllosen wirren Strähnen hinter mein Ohr streichen konnte. Mit sanfter Stimme fuhr er fort: „Aber dann wirst du ein Schmuckstück selbst eines Königs würdig sein."
Ich schluckte und versuchte dabei so viel Angst wie nur möglich hinunterzuwürgen. „Ich bin kein Schmuckstück", stieß ich kurz darauf wütend hervor.
„Nein, dass bist du nicht", gab Damian mit einem wölfischen Grinsen zu, doch sofort setzte mit einem noch breiteren Lächeln fort: „Noch bist du ein Rohdiamant, der darauf wartet von einem Meister geschliffen zu werden."
„Ich bin auch kein Edelstein!" Mir viel Jane wieder ein. Im Eifer des Gefechtes hatte ich ganz vergessen, welche katastrophalen Umstände mich in diese noch katastrophalere Lage gebracht hatten „Und was soll das Ganze überhaupt?! Vergiss nicht, dass ich das Alles nur für Jane tue, also hilf ihr! Ein Vampir mit irgendwelchen Superkräften sollte dazu doch locker in der Lage sein!"
Damian lachte. „Ich bin nicht irgendein Vampir, sondern dein Meister. Für so eine Unverschämtheit wirst du das nächste Mal hart bestraft werden. Außerdem habe ich nur gemeint, dass ich dir helfe, nicht dass ich die Sache für dich erledigen werde. Ich werde dir die Mittel und Ausbildung bereitstellen, die du brauchst um die Sache selbst in die Hand zu nehmen."
Egal was er für eine Ausbildung meinte, sie würde sicherlich nicht morgen früh fertig sein und Jane braucht jetzt Hilfe und nicht erst in zwei Jahren! „Das dauert viel zu lange und es ist nicht einmal sicher, ob ich irgendwann dazu in der Lage bin!" Die zwei Männer von vorhin hatten mich so behandelt, als sei ich eine nervige Fliege. Selbst Narbengesicht hatte in Gegensatz zu mir unglaubliche Kräfte und dieser Typ hatte sogar furchtbare Angst vor der Polizei! Wie sollte ich Jane jemals alleine retten können?
„Deine Argumente sollten wohl als Motivation ausreichen. Beile dich bei der Ausbildung und gib dein Bestes. Wer weiß, was sonst mit deiner Freundin Jane passiert?" Er grinste mich breit wölfisch an und ich fluchte.
„Das war nicht unsere Vereinbarung!", schrie ich ihn an.
„Doch das war es. Wenn sie dir nicht passt, hättest du dich nur klarer ausdrücken müssen", erklärte Damian gelassen, mit einem amüsierten Seitenblick auf mein verzweifeltes Gesicht.
„Du betrügst!", warf ich ihm vor.
„Wir leben in einer ungerechten Welt und jeder wird mit gezinkten Karten spielen. Wer das nicht tut ist ein Narr oder jemand der gerne verliert. Was bist du ein Narr oder ein Verlierer?"
„Nichts von beiden!", zischte ich.
„Na dann gibt es ja kein Problem. Bist du kein Narr hast du gewusst, dass ich dein nicht Problem für dich lösen werde. Bist du kein Verlierer, weißt du dass du die Ausbildung in Rekordzeit und mit Bravour schaffst, um dann Jane zu retten", erklärte er in einem arroganten Tonfall, als spräche er mit einem nichts verstehenden Kleinkind.
Ich schüttelte angewidert den Kopf. „Ich hasse dich", spuckte ich schließlich voll kaltem Zorn aus. Wie hatte er mir nur jemals gefallen können? Er war so schön wie eine Statue aus Eis von einem Meister geschaffen, doch er war auch so kalt und besaß kein Herz.
„Das ist doch ein guter Anfang um das Leben in der Finsternis zu beginnen. Hass ist einer deiner wenigen Freunde hier, die dir helfen zu überleben."
Ich fluchte ihn erneut an, doch da hatte er bereits etwas aus seinem langen schwarzen Mantel hervorgeholt. „Verzeih mir bitte, doch es gibt im Moment wohl keine andere Möglichkeit, um dich ruhig zu stellen. Du wirst wieder aufwachen, wenn ich es will. Solange werde ich dafür sorgen, dass dein Körper alles bekommt, was er braucht."
Ängstlich blickte ich ihn an. Ich sah nicht seine Handbewegung, doch auf einmal stach etwas in meinen Hals. Etwas hatte meine Haut durchdrungen kurz unter der Stelle, wo er mich gebissen hatte. Ich zuckte zusammen und spürte den vertrauten Druck, der einsetzte, wenn einem etwas unter die Haut gespritzt wurde. Ich versuchte mich zu wehren, schlug, trat und biss, doch schon bald wurde ich müder. Meine Hände sackten auf meinen Schoss und mein Kopf fiel nach vorne gegen Damians Brust.
„Was... hast... du... mir... an... getan...", brachte ich noch schwach, heißer flüsternd hervor, bevor mein Sichtfeld schwarz wurde.
„Ein Schlafmittel. Keine Sorge. Du bist in guter Obhut", erklärte er ruhig und behutsam.
Das bezweifelte ich, doch meine Zunge war bereits zu schwer, als dass ich antworten konnte.
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Verlorene der Nacht - 1. Band der Tagwandler Reihe
VampirosUmgeben von der Dunkelheit, gefangen in den Armen eines Vampiroberhaupts und vermählt mit dem Tod, der sie auf Schritt und Tritt begleitet. Kates gesamtes Leben wurde in ein blutiges, dunkles Sein gerissen und sie steht mit all den zerbrechlichen Ho...