Endlich - 2

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„Hey, alles in Ordnung?" Elfe war dicht hinter mich getreten. Wir waren vor der Baracke angekommen, doch ich war vor der Tür stehen geblieben. Rasch fing ich mich wieder und schritt in die Baracke.
„Klar alles prima", antwortet ich, während meine Augen versuchten in der nun noch stärkeren Dunkelheit etwas zu erkennen. Der Mondschein drang kaum durch die kleinen Fenster und so sah man nicht einmal die Hand vor Augen. Trotzdem fand ich den Weg zu meinem Bett mühelos, da ich ihn schon so oft gegangen war. Zu meinem Erstaunen folgte Elfe mir.
„Also vollkommen in Ordnung siehst du für mich nicht aus. Hat es etwas mit der Ankunft des Vampir Oberhaupts zu tun?"
Ich lachte. Ich konnte Elfe einfach nicht anlügen. Wir hatten zu viel gemeinsam durchgemacht in letzter Zeit, aber die Wahrheit wollte ich ihr trotzdem nicht aufs Auge binden und so schwieg ich.
„Er hat dich lange gemustert und du hast ihn angestarrt...", fuhr sie nach einer kurzen Weile fort.
Ich wurde leicht rot, hoffentlich konnte sie mein Gesicht wirklich nicht in der Dunkelheit nicht sehen.
„Kanntest du hin schon von früher?"
„Nein, ähm doch, nein, Ja...", gab ich mich schließlich geschlagen.
Ich hörte wie Elfe leise kicherte. Würde sie mich nun auslachen? Klar sie war eine Schönheit, jeder Mann würde ihr sofort verfallen und ich...
„Du bist ja so süß!", flüsterte sie mir zu.
„Wie, was!?", stotterte ich ziemlich laut.
Ich hörte wie Bär, der in unserer Nähe stand, etwas wie ein leises Kichern von sich gab.
„Hey! Was ist denn los? Ich will es auch wissen!", rief Einstein von den anderen Seite des Raums sofort rüber zu uns.
„Wenn es Bär zum Kichern gebracht hat, will ich es auch erfahren! Den bringt doch sonst nichts aus seiner Ruhe heraus, weder der beste Witz, noch ein Raketeneinschlag direkt neben ihm!", stimmte Schlange zu.
Ich wurde rot und schaute zu Boden, doch Elfe ergriff das Wort: „Habt ihr noch nie etwas von den berühmt berüchtigten Frauengesprächen gehört? Wenn ihr jetzt nicht sofort alle euch wegdreht und weghört, dann bringe ich jeden einzelnen von euch um! Manche Geheimnisse müssen Frauen unter sich haben und da wir nicht raus können, werdet ihr so höflich sein und uns nicht belauschen! Geht am besten gleich in die Ecke!"
Es setzte ein verdrossenes Murmeln und Gekicher ein, doch alle schlürften brav in die Ecke, damit wir unser Gespräch fortführen konnten.
„Setz dich", befahl Elfe und deutet auf mein eigenes Bett.
Ich lachte etwas nervös, doch niemand wollte Elfe wiedersprechen, wenn sie gerade in „ich übernehme jetzt die Kontrolle" Laune war. Sie war zu gut in Kampftechniken, so dass sie deinen Körper eh überall hinschmettern konnte, wo sie ihn hinhaben wollte.
„Ich werde keine weiteren Fragen stellen. Oder doch, noch eine, du musst sie allerdings nicht beantworten. Wie weit ist es schon zwischen euch beiden? Habt ihr euch schon mal geküsst oder habt ihr bereits...."
Ich unterbrach sie, indem ich ihre Schultern packte und heftig den Kopf schüttelte.
Dann fiel mir der Kuss im Café ein und ich wurde knallrot. Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen, doch Elfe lachte fröhlich auf. „Aha, ich verstehe. Ganz so weit seid ihr als noch nicht vorgedrungen, dabei dachte ich immer die Vampirgesellschafft wäre in solchen Dingen sehr schnell." Ich wurde noch röter. „Aber einen Kuss gab es wohl schon. Na gut. Ich lass dich jetzt in Ruhe mit meinen Fragen, nicht dass ich dieses wacklige etwas von Verbindung zwischen euch zerstöre. Aber ich muss dich warnen. Damianos scheint mir nicht gerade ein Milchbubi zu sein. Er ist gefährlich und mächtig, eine sehr schwierige Kombination, die es in sich hat, besonders weil ich seinen Charakter nicht vollkommen einordnen kann. Das bedeutet jedoch nicht, dass ich gegen die Beziehung bin. Im Gegenteil, ich glaube es würde dir sogar gut tun, doch lass dich nicht von ihm auffressen."
Während des Gespräches hatte sie geschickt angefangen mein Haar mit ihren Fingern zu ordnen und trotz der Dunkelheit schien sie nun irgendeine Frisur, mir ihren sanften, doch auch von der starken körperlichen Arbeit rauen, Händen zu flechten.
Als sie an der Reihe kam mit Damian zu sprechen, band sie meine Haare mit etwas zusammen, doch als sie wiederkam, flocht sie weiter. Jeder der bereits mit Damian gesprochen hatte, schien danach tief in Gedanken versunken zu sein. Die Gespräche, die am Anfang noch aus der „Männerecke" kamen, wurden immer leiser bis schließlich selbst Einstein, der immer wieder freche Bemerkungen eingeworfen hatte, gehen musste.
In mir entstand eine riesige Anspannung. Gleich würde ich Damian sehen. Was würde er wohl sagen? Würde ich mit ihm alleine sein oder würde der Sergeant dabei sein? Hatte Damian noch Interesse an mir? Was würde geschehen? „Kate! Beruhig dich", dachte ich verzweifelt. Mein eigener Name schien mir für einen Moment leicht fremd. Kate war ich seit einer Ewigkeit nicht mehr genannt worden. Hier war ich nur noch Polarfuchs. Doch ich schüttelte die leichte Trübsal, die mich überfiel ab. „Es ist nur ein Name!", ermahnte ich mich zur Ordnung. „Und Damian ist nur hier, weil er mit dir deinen Trainingszwischenstand besprechen will, mehr nicht!" Ein Stich der Enttäuschung ging durch meine Brust bei diesem Gedanken. Statt Muschelsplitter fühlte es sich jetzt wie eine lange Nadel an mit der man kurz in mein Innerstes stach.
Dann hörte ich Schritte. Einstein kam zurück! „Warte noch einen winzigen Moment", flüsterte Elfe. Sie löste meine Haare so schnell sie konnte aus den Zopf und ich runzelte verwirrt die Stirn.
„Männer stehen meistens auf offene Haare. Da es hier ein gewisses Pflegeproblem gibt, die kalte Dusche frühs ist ein richtiger Haarkiller, habe ich deine Haare so hochgesteckt, dass sie nun in Locken fallen. Es ist fast so, als ob du einen Lockenstab benutzen tätest, nur hält es nicht so lange. Es braucht auch viel länger bis die einzelnen Strähnen eingedreht sind und es ist nicht so intensiv. Aber ich bin mir sicher es wird ihm gefallen und nun lauf!"
Das letzte war ein Befehl, doch den hätte sie gar nicht aussprechen müssen, denn meine Beine bewegten sich wie automatisch. Als ich die Tür erreichte, trat Einstein gerade erst ein. Die Anspannung hatte wohl meinen Gehörsinn verstärkt, so dass ich ihn schon vorhin bemerkt hatte, doch das war jetzt nicht so interessant. Wichtiger war was auf mich wartete, beziehungsweiße wer auf mich wartete. Einstein flüsterte mir etwas zu, doch ich hörte es nicht mehr.
Mit schnellen Schritten, sodass ich halb lief, halb rannte, bewegte ich mich auf das Haus zu. Ein Fenster im ersten Stock war erhellt. Ich lief noch schneller, doch als ich endlich die Haustüre langsam öffnete, begannen meine Beine zu zittern. Ich spähte vorsichtig in das Innere hinein, doch der Flur lag leer vor mir. Ich ging an dem Speisesaal mit der angrenzenden Küche und den auf der anderen Seite liegenden Duschräumen mit dem eiskalten Wasser vorbei, auf die Treppe genau vor mir zu. Die Stufen, die nach unten führten ignorierte ich und beäugte die, die sich nach oben wandten. Bis jetzt war ich noch niemals dort oben gewesen, weder im ersten noch im zweiten Stock. Ich hatte vermutet, dass dort die Schlafräume des Sergeants und der Angestellten wie zum Beispiel der zwei Köche und der Wachleute waren. Doch ich musste falsch gelegen haben, wenn ich nun nach oben gerufen wurde. Ob Damian allein in diesem Raum wartete? Ich seufzte, wenn ich jetzt nicht endlich diese Treppe hinauf steigen würde, würde ich es nie erfahren. Langsam setzte mein Körper sich in Bewegung und nahm vorsichtig eine Stufe nach der anderen. Die Treppe schien nicht aufzuhören. Wenn ich mich doch einfach nur in den zweite Stockwerk teleportieren könnte. Als ich jedoch oben angekommen war, wünschte ich die Stufen lägen alle noch vor mir.
Ich befand mich auf einem kleinen Gang. Zu meiner rechten war eine Zimmertür nur angelehnt und aus dem Spalt drang ein heller Lichtschein hervor. Mein Herz begann zu rasen. Nervös schlucke ich und trat ein paar Schritte auf sie zu. Doch kurz davor stoppte ich wieder. Meine Hände fingen an zu zittern. Meine Atmung beschleunigte sich auf ein rasantes Tempo. Ich war unglaublich nervös! Mit den Händen klopfte ich mir einmal gegen die Wangen, schloss dann die Augen und atmete tief durch. Doch mein Herz wollte nicht aufhören zu rasen und pumpte das Blut weiterhin wie wild durch meinen Körper. Alles ist gut, versuchte ich mir immer wieder einzureden, doch nun fingen auch meine Beine an zu zittern. Die gesamte Situation war lächerlich. Ich hatte heute eine lebensgefährliche Prüfung absolviert, auch wenn Wolf mir dabei geholfen hatte, aber nun fürchtete ich mich davor eine Tür zu öffnen und einfach in einen Raum zu gehen. Das konnte doch nicht wahr sein! Entschlossen atmete ich rasch aus, dann griff ich ohne zu zögern nach dem Türgriff und öffnete die Tür ganz.


Verlorene der Nacht - 1. Band der Tagwandler ReiheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt