Vergiss mich nicht - 3

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„Und das war's schon?", fragte ich leicht irritiert. Wenn ich einfach nur als Verhandlungsperson später auftreten sollte, wieso wollte er dann das ich all dieses Zeug hier lernte? Wieso sollte ich die körperlichen Leistungen eines Profisportlers erfüllen können und besser schießen als jeder andere normale Soldat? Es war mir klar, dass ich für diese Aufgabe sicherlich viele Sprachen lernen musste du auch einiges über Wirtschaft und Politik verstehen musste. Aber wieso musste ich wissen wie ich Leute umbringen konnte? Lernte ich das nur wegen unserem Deal, damit ich eines Tages Jane retten konnte?
„Was meinst du mit „das war's schon"? Das wird eine sehr schwere Aufgabe werden, bei der du eine Führungsposition einnehmen wirst." Damian wirkte ehrlich erstaunt über meine Antwort.
„Ich verstehe", brachte ich vor, doch um ehrlich zu sein war ich mehr verwirrt als er. Ich hatte mir unter meinem späteren Leben irgendwie etwas vollkommen anderes vorgestellt, jedenfalls nach diesem Training hier. Wahrscheinlich sprachen wir beide aneinander vorbei und meinten etwas Unterschiedliches.
Damian schaute auf seine Armbanduhr und knurrte. Er schien die Zeit erschrecken zu wollen, so dass sie vor Angst stehen blieb. „Wir haben nur noch wenig Zeit." Mit einem Mal legte sich wieder ein raubtierhaftes Lächeln auf sein Gesicht. „Wir sollten diese letzten Minuten noch einmal ausnutzen, findest du nicht?", fragte er mit verführerischer Stimme.
Ich spürte wie mein Herz zu hüpfen begann. Ich wollte es zur Ruhe ermahnen, doch die Schmetterlinge in meinem Bauch begannen bereits zu tanzen. Doch ich zögerte noch. Ich war mir nicht sicher wo ich bei ihm stand. Wieso wollte er gerade mich? Konnte er nicht jede andere Frau auf dieser Welt haben?
„Du grübelst zu viel. Wir sollten diese letzten Minuten wirklich genießen, bevor ich wieder gehen muss. Noch bist du nicht fertig mit deiner Ausbildung. Du bist noch nicht stark genug um mich ganz zu ertragen, mit all den Verantwortung, die ich mitbringe, aber für diesen winzigen Moment wirst du es schaffen. Du bist stärker geworden." Er kam näher und ich spürte wie sein Atem über mein Haar hinwegstrich. „Und wer wird denn gegen ein bisschen Spaß etwas einwenden? Auch wir dürfen uns einen Moment des Nichtdenkens erlauben und einfach nur das tun, was wir wollen. Oder etwa nicht?"
Ich schaute hinauf in seine grauen Augen. Das Licht im Zimmer verfing sich in ihnen, als er mich mit Wohlgefallen musterte.
„Erlaube es mir. Nur kurz, nur für einen Moment, das zu tun, was wir beide uns doch so wünschen." Seine verführerische Stimme vibrierte in meinem Inneren. Ich war verloren. Wie ein Schmetterling hatte ich meine Flügel in seinem Netz verfangen und konnte ihm nun nicht mehr entkommen. Ich spürte wie mein Blick weich wurde. Ganz leise, sodass nur er meine Stimme hören konnte, flüsterte ich: „Ich erlaube es dir."
Damian verschwendete keine weitere Sekunde mehr. Seine Arme umschlossen meine Taille und zogen mich an seinen festen Körper heran. Zärtlich küsste er mich auf mein Haar und flüsterte: „Danke."
Dann bewegte er seinen Mund weiter abwärts. Erneut knabberte er leicht an meinem Ohr, bevor er es mit einem sanften Kuss bedeckte. Seine eine Hand wanderte etwas weiter abwärts und streichelte sanft meine Oberschenkel und schließlich meinen Po. Erschrocken blickte ich zu ihm auf und wollte ihn schon bitten wieder aufzuhören, doch seine Lippen verschlossen die meinen in einem sanften Kuss und all meine Bedenken flogen davon.
Kurz holte ich Luft und seine Nasenspitze berührte für einen winzigen Moment meine Stirn. Damian atmete tief ein, so als wolle er die Luft schmecken, dann beugte er sich wieder zu mir herab und küsste mich erneut. Diesmal waren seine Lippen drängender. Seine Zunge stupste sanft gegen meinen Lippen und bat um Einlass. Ich öffnete meinen Mund langsam. Als seine Zunge die meine berührte stöhnte ich auf. Ich krallte meine Finger in seinen Rücken und schloss die Augen in vollkommenen Genuss. Es fühlte sich so gut an. Eine Hand streichelte mir durch das Haar, die Wange entlang. Nicht irgendeine Hand, sondern die Hand von Damian. Dann löste er den Kuss. Ich schnappte nach Luft. Für einen Moment sah ich funkelnde Sternchen durch den Raum flitzen und kein klarer Gedanke wollte sich in meinem vernebelten Gehirn bilden. Ich blickte in Damians wunderschönes Gesicht. Sein Mund war wieder zu diesem raubtierhaften Lächeln geschwungen und seine Stimme schien fast zu schnurren als er mir zuraunte: „Du bist wunderschön. Ich begehre dich so sehr. Du bringst wieder Leben in meine Welt."
Was meinte er damit? Ich blinzelte verwirrt und runzelte die Stirn. Mein benebelter Verstand versuchte die Worte zu begreifen, doch Damians wunderschönes Gesicht irritierte mich zu stark. Ich blickte zu Boden um mich einen winzigen Moment besser fokussieren zu können. Was meinte er damit, dass ich wieder Leben in seine Welt bringen würde? Doch Damian ließ mein Grübeln nicht lange gewähren. Mit zwei Fingern hob er mein Kinn sanft an und tadelte mich: „Du denkst schon wieder zu viel. Nur fühlen für diesen einen winzigen Moment."
Er setzte einen sanften Kuss auf meine Stirn, dann wand er sich wieder meinen Mund zu und alle Gedanken lösten sich in Rauch auf. Ich spürte nur noch seine so perfekten Lippen auf meinen, fühlte seine großen Hände, die sanft über meinen Körper strichen und mich hielten, damit ich nicht zu Boden fiel. Seine hypnotische Stimme flüsterte mir die köstlichsten Worte ins Ohr, die in meinem Inneren vibrierte und alles in mir zum Klingen brachte.
Auf einmal hämmerte jemand gegen die Tür. Erschrocken fuhr ich zurück und schaute ertappt zu Boden. Meine Wangen waren erhitzt und ich war bestimmt so rot wie eine Tomate. Ich musste schrecklich aussehen und meine Haare erst! Rasch versuchte ich sie mit den Fingern zu ordnen. Ich hatte gar nicht bemerkt, wie chaotisch sie geworden waren. Damian wandte seinen Blick keine Sekunde lang von mir ab, als er rief: „Was ist?"
„Sir, Ihr Helikopter ist startklar. Sie werden gebraucht", hörte man die Stimme des Sergeants durch die Tür hindurch. Hätte ich es nicht besser gewusst, hätte ich gedacht das Damian für einen Augenblick entnervt die Augen verdrehte, doch seine Stimme war ruhig und kühl als er antwortete: „Ich habe verstanden. Ich werde sofort kommen. Richten Sie das bitte aus."
„Natürlich Sir!", rief der Sergeant noch einmal, bevor man Schritte vernahm, die sich rasch entfernten.
Langsam strich Damian mir über mein Gesicht. „Ich muss dann gehen", erklärte er leise.
Ich nickte. Nun war es nicht mehr ein kleiner stechender Schmerz, der durch meine Brust fuhr, sondern es fühlte sich so an als piesackte man mein Herz mit einem Dutzend spitzer Nadeln. Ich wollte nicht, dass er ging. Ich wollte nicht, dass Damian mich hier allein ließ.
„Hey" Seine Stimme war sanft.
Ich schaute zu ihm auf. „Vergiss mich nicht", bat ich flehentlich, dann umarmte ich ihn. Ich wusste nicht woher ich den Mut nahm, doch ich ging noch einen Schritt weiter und stellte mich auf die Zehnspitzen. Rasch hauchte ich ihm einen Abschiedskuss auf die Wange. Ich wollte schon gehen, doch Damian schloss die Arme um mich. Er drückte so fest zu, dass ich für einen Moment kaum Luft bekam. Doch es war gut so. Ich genoss diesen einen winzigen Augenblick noch, dann machte ich mich los: „Du musst gehen."
Er nickte. „Viel Glück bei deiner restlichen Ausbildung."
„Danke", flüsterte ich heißer, dann ging er aus dem Zimmer hinaus. Er stürmte so schnell die Treppe hinunter, dass ich keine einzelnen Schritte mehr wahrnahm, sondern nur ein verschwommenes Geräuschmischmasch. Er schien fast vor diesen Zimmer zu fliehen, so als traute er sich selbst nicht über den Weg, nicht noch einmal hierher zurückzukehren.



Aus den Chroniken der Tagwandler - Ein Bericht eines späteren Ratsmitgliedes:


Sie sind tatsächlich alle gekommen. Jeder einzelnen aus jedem erdenklichen Teil der Welt, den ich angeschrieben habe, versammelt sich unter dem blassen Mond auf einem Hügel etwas weiter weg von dem menschlichen Dorf. Einige haben sogar weitere Freunde und Interessierte mitgebracht. Wir sind nun sechzig Vampire, die alle bereit sind für die Rechte der Menschen zu kämpfen. Bald wird die Versammlung beginnen. Ich werde sie leiten und hoffentlich werden wir nach drei Tagen auf ein Ergebnis und einem Plan blicken können, auf den wir alle Stolz sein werden.

Verlorene der Nacht - 1. Band der Tagwandler ReiheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt