47. Folgen

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"Harry?" fragte ich mit zitternder Stimme. Ich konnte ihn seufzen hören, als er mit seinen Daumen die Tränen von meinen Wangen strich."Ja. Alles gut. Es ist vorbei." In der Hoffnung, das würde den Schmerz etwas lindern, presste ich die Lippen zusammen und versuchte ganz vorsichtig durch die Nase einzuatmen, doch musste ich mir eingestehen, dass es trotzdem wehtat. Als ich durch die Dunkelheit und den Tränenschleier dann endlich sein Gesicht erkennen konnte, konnte ich nichts dagegen machen, dass ich erneut aufschluchzte und neue Tränen meine Wangen hinabliefen.
Besorgnis spiegelte sich in seinen Augen wieder, als er mir vorsichtig die Haare aus der Stirn strich. Das Blut, welches aus der Wunde an meiner Stirn lief, war zwar mittlerweile getrocknet, aber dennoch war der Schmerz beständig.

Nur den Bruchteil einer Sekunde später, zog er mich in seine Arme. Bei dem Schmerz kam ich nicht drum herum einmal kurz aufzuzischen. Dennoch war ich froh, dass er hier war, und genau deswegen krallte ich meine Hände in den Stoff seines Pullovers. "I-Ich hatte s-solch-" Augenblicklich verstärkte sich sein Griff um meinen Rücken und meinen Kopf und er drückte mich näher an sich. "Shh.. Es ist alles ok. Ich bin hier."

Unter Tränen biss ich mir auf die Lippe und presste mein Gesicht an seine Brust. Ich wusste nicht wieso, aber sein Geruch sorgte dafür, dass der Schmerz etwas abebbte und auch die Angst wurde weniger. Das dumpfe Geräusch, als würde jemand einen erstickten Laut von sich geben, riss uns aus unserer Zweisamkeit und wir sahen nach rechts, wo ich jetzt auch Zayn erkannte - allerdings anders, als mir lieb war.

Der schwarzhaarige der drei Männer, hatte ihm einen Arm um den Hals gelegt und selbst durch mein geschwächtes Sichtfeld, erkannte ich, dass er ihn würgte. Gerade wollte der Mann dazu ansetzen etwas zu sagen, als Zayn allerdings nach dem Kragen des Mannes griff, sein Bein hob und ihn im nächsten Moment über seine Schulter nach vorne zog.

Ein Knall und ein Keuchen ertöhnten, als der Mann auf dem Boden aufkam und Zayn ihm nochmal in die Seite trat. Vorsichtig löste Harry seine Arme von mir und erhob sich. "Ich komm gleich wieder", meinte er noch kurz leise zu mir, ehe er sich die Jacke von den Schultern zog und über meine legte. Ich beobachtete ihn dabei, wie er zu Zayn ging und die Männer mit irgendwas zusammenbanden. Schnell griff ich nach dem Fetzen, der mal meine Unterhose war und zog sie mir notdürftig wieder über die Beine. Die Seiten waren jeweils zerrissen, aber das hinderte mich nicht daran, sie wieder zusammenzukoten. Vorsichtig richtete ich mich auf und stemmte mich auf die Beine. Mein gesamter Unterleib schmerzte bei jedem wackeligen Schritt, den ich auf die Jungs zumachte. Noch dazu, war mein Sichtfeld verschwommen. Kaum war ich bei den beiden angekommen, drehte Zayn sich zu mir um und kurz danach konnte ich spüren, wie meine Beine unter mir wegbrachen.
Mein lauter Herzschlag schallte durch meinen Kopf und mein ganzer Körper war schwer wie ein Stein. Noch dazu wechselte mein Sichtfeld von weiß zu schwarz. Ich konnte noch die tiefe Stimme von Zayn hören, wie er nach Harry rief, dann umgab mich komplette Dunkelheit.

~~

Ich war eingehüllt. Eingehüllt in einen weichen Stoff. Vorsichtig öffnete ich die Augen, schloss sie aber gleich wieder, als mich ein schrecklicher Schwindel erfasste. Ich atmete einmal laut durch die Nase aus, musste aber feststellen, dass mir irgendwas in der Nase steckte. Panisch riss ich die Augen auf, kämpfte gegen den Schwindel an und versuchte mich aufzurichten. Allerdings wurde ich gleich danach wieder zurück gedrückt. Mein Blick flog nach links, wo ich zu meiner Überraschung Niall entdeckte. "Alles gut. Bleib ruhig."
Fragend sah ich mich in dem Raum um, in dem ich lag und musste feststellen, dass es sich um ein Krankenhauszimmer handelte.

"Wieso bin ich hier?" fagte ich sofort und setzte mich wieder auf. Ich trug eines von diesen Krankenhaushemden, was mir überraschender Weise stand. Seufzend strich Niall mir die Haare aus dem Gesicht. "Du hast das Bewusstsein verloren, nachdem du... vergewaltigt wurdest. Zayn und Harry haben die Polizei und einen Krankenwagen gerufen und sind jetzt mit auf der Wache um ihre Aussage zu machen." Ich schluckte schwer, als ich an die Situation zurückdachte. Eine eiserne Gänsehaut breitete sich auf meinem Körper aus und ich verschränkte die Arme vor der Brust. Ich wollte eigentlich nicht mehr daran denken. Es war schlimm genug, dass es überhaupt geschehen war. Zu schwach um mich zu wehren, musste ich es über mich ergehen lassen. Ich wollte mir gar nicht ausmalen, was die noch mit mir gemacht hätten, wenn Harry und Zayn nicht aufgetaucht wären.

Wahrscheinlich hätten sie sich alle an mir Gütig getan und mich anschließend getötet oder mich verletzt, geschwächt und verängstigt zurückgelassen. Ich zuckte zusammen, als eine Hand meine Wange berührte. Niall hatte sich auf die Kante des Krankenhausbettes gesetzt und sah mich an. "Es ist alles in Ordnung. Er konnte sein... Werk nicht beenden, also musst du dir keine Sorgen machen." Seufzend ließ ich die Arme sinken. Offenbar wurde ich operiert oder irgend so was in der Art, denn ich konnte wieder befreiter atmen, auch wenn es noch immer ein wenig scherzte. "Es ist nichts in Ordnung, Niall. Gar nichts." Mit brennenden Augen sah ich meinem Bruder ins Gesicht und schüttelte den Kopf.

Was sollte an dieser Situation in Ordnung sein? Geschweige denn gut? Fein, dann war er eben nicht zum Höhepunkt gekommen und ich war nicht schwanger, aber das änderte nichts daran, dass es überhaupt zu dieser Sache gekommen war! Ich hätte mich einfach zusammenreißen sollen und mich so lange wehren, bis Hilfe kam, aber ich war zu schwach. Ich würde immer zu schwach sein. Und genau das war das Problem: Meine Schwäche.
Es konnte wieder passieren. Wer weiß, vielleicht sogar in den nächsten zweiundsiebzig Stunden. Und wieder könnte ich nichts ausrichten. Müsste das alles wieder über mich ergehen lassen.

Den Schmerz.

Die Demütigung.

Die Angst.

Das Gefühl, jeden Moment zu sterben.

Alles.

"Hey. Nicht weinen. Ich bin noch nicht lange offiziell dein Bruder, ich weiß nicht, wie man mit sowas umgeht. Geschweige denn, was ich jetzt machen soll", meldete sich Niall nach ein paar Minuten gekränkt zu Wort. Ich kam nicht drum herum, dass sich ein kleines Grinsen auf meinen Lippen bildete. Als Bruder wirkte er noch so verloren. Ich hob den Kopf und sah ihn an. "Nehm mich einfach in den Arm."
Das tat er und ich konnte nicht leugnen, dass es mich ungemein beruhigte.


Ein ziemlich kurzes Kapitel, aber nachher kommt bestimmt noch eins, denn ICH.HABE.MORGEN.KEINE.SCHULE ♥_♥
Das heißt schön lange wach bleiben und morgen dann bis in die Mittagsstunden schlafen^^ Aber jetzt muss ich erstmal eine Gruppe erstellen, wegen Julia's Geburtstag :))
Hach ja... Wenn sie wüsste :'D♥
L.G♥

The Story of one Friendship // ✔✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt