69. Selbstkontrolle

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"Ich zieh mir nur was anderes an. Mach dir nicht gleich ins Hemd." Lachend, erhob ich mich aus dem großen Bett, schnappte mir schnell meine Unterhose und zog mir das T-Shirt über. "Zieh du dich doch auch so lange an. Du kannst immerhin nicht die ganze Zeit nur in Jogginghose rumlaufen."

Mich bückend, griff ich nach seiner Boxershorts und warf sie ihm ins Gesicht. "Ich komm ja gleich wieder." Schnell sammelte ich auch meine Hose und meine Socken auf und huschte flott aus dem Raum in den Flur.

"Echt jetzt? Schon wieder?" Ich zuckte zusammen und wirbelte in Richtung Treppe, wo ein grinsender Liam gegen die Wand gelehnt stand. Sofort breitete sich eine tiefe Röte auf meinem Gesicht aus. "E-Ehm... A-Also, ich - wir, wir haben.."

Lachend hob er die Hände. "Hey. Ihr seid jetzt zusammen. Ihr könnt so oft Sex haben, wie ihr wollt. Ist nur komisch, weil ich hier schon seit fünf Minuten warte."

Alle Luft wich mir aus den Lungen, als mir klar wurde, was er damit andeuten wollte. "D-Du hast uns ge-hört?"

"Was? Wie du seinen Namen geschrien hast? Oder das Quietschen, als du dich am Bettgeländer festgekrallt hast?" Ich keuchte. "Liam!" Noch immer lachend, drehte er sich um. "Eigentlich wollte ich euch nur sagen, dass ihr jetzt runter kommen könnt."

"Jaja. Wir kommen ja gleich. Zehn Minuten." Fluchtartig lief ich auf meine Zimmertür zu, riss sie auf und ließ mich dann dagegen fallen.

Okay, ganz ruhig. Liam hatte euch biem Sex gehört, da war doch eigentlich gar nichts dran. Immerhin hatte ich die letztes mal auch gehört - also waren wir Quitt. Mehr oder weniger.

Unterschied? Er hat keine Ahnung, dass ich sie dabei gehört hatte. Ich kniff die Augen zusammen. Ganz ruhig Jessica. Tief Atmen. Ein und wieder aus... ein und wieder aus.

In der Hoffnung, einen freien Kopf zu bekommen, ging ich in mein Bad und stellte mich unter die Dusche. Ich machte mir zu viele Gedanken. Ja. Daran lag es. Ganz sicher.

Schließlich eingewickelt in einem Handtuch, stand ich vor meinem Schrank. Draußen war es bestimmt immernoch warm, also - andererseits waren wir in London, was hieß, dass Wetter konnte sich von einer Sekunde auf die andere um 180° drehen.

Fein, dann vorsichtshalber eine lange Hose mit Löchern an den Knien, ein bauchfreies Oberteil und eine dünne Lederjacke. Endlich vernünftige Klamotten tragend, begab ich mich ins Bad, um meine Haare zu föhnen.

~~

"Ach, auch mal fertig?" Überrascht schlug ich meine Badezimmertür hinter mir zu und zuckte zu meinem Bett. "Sorry?"

Verwirrt sah ich meinen Bruder an, der sich jetzt vom Bett erhob, meine Hand nahm und mich auf den Flur führte. "Wo ist Harry?" kam ich nicht drum herum zu fragen, als wir die Treppe hinuntergingen. "Der ist mit den anderen schon draußen. Wir haben den nach draußen verdonnert, nicht dass ihr noch länger braucht, weil ihr euch nicht wieder halten konntet und wieder übereinander herfallt."

Reflexartig boxte ich Niall gegen die Schulter. "Wir hätten schon an uns gehalten", murrte ich und zog mir unten schnell meine Chucks an. "Das glaub ich dir auch total, aber bei Hazza ist das was anderes." Mit den Zähnen knirschend, folgte ich ihm vor das Haus.

Erstarrte unweigerlich danach. Vor mir stand ein blauer Renault Mégane GT, davor meine Freunde verteilt, die mich alle abwartend angrinsten. "W-Was-"

"Happy Birthday nachträglich, Jessica." Mein Kopf flog nach links, wo Simon mir lächelnd einen Schlüssel hinhielt. Komplett erstarrt, sah ich von dem Schlüssel in seiner Hand hinauf in sein Gesicht und dann wieder zum Schlüssel und zum Auto.

The Story of one Friendship // ✔✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt