53. Kapitel

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Behind his mask - 53.Kapitel

POV Tim

"Stegi?"

Unsicher blickte ich zu dem blonden Jungen, welcher, den Rücken zu mir gewandt, vor dem offenen Fenster auf dem Fensterbrett saß und in die dunkle Nachtluft starrte.

Ich wusste nicht, was mich dazu bewegte ihn, für meine Verhältnisse, so sanft anzusprechen.
Vielleicht war es, weil er mir irgendwie leid tat.

Es war das erste Mal, dass ich ihn wirklich ansprach, seit er mich - nein, seit wir uns geküsst hatten. 

Ich hatte keine Ahnung, was heute mit dem Jungen losgwesen war, er war irgendwie komisch gewesen.
Stiller als sonst.

Vielleicht hatte es was mit dem zu tun, was Herr Trist mit ihm besprechen wollte.

Vielleicht hatte er mich doch verraten. Und Herr Trist hatte ihm nicht geglaubt.

Aber das glaubte ich eigentlich nicht, immerhin war es letztes Mal auch jemand anders gewesen, der mich verraten hatte... Ich musste unbedingt noch mit dieser Person ein Wörtchen reden.

Dennoch, Stegi verhielt sich seltsam.

Natürlich, er redete auch sonst nicht, aber er hatte irgendwie sich allgemein stiller verhalten, stiller geweint, genau genommen hatte er nicht einen einzigen Laut von sich gegeben, als ihn immer und immer wieder Schläge trafen.

Wenn ich so darüber nachdachte, hatte er sogar nicht einmal geweint.
Seine Augen waren "bloß" rot angeschwollen gewesen, die Augenringe waren deutlicher denn je zu sehen.

Doch das schlimmste war mit Abstand sein Blick gewesen.

Er war nicht angsterfüllt, nicht kalt oder voller Hass.
Nicht ein einziges Gefühl zeigte er an diesem inzwischen kalten Tag.

Seine Augen waren einfach leer.

Wenn man ihn so ansah, bekam man das erschreckende Gefühl in eine leere Hülle zu schauen, in tote Augen.

"Stegi?" fragte ich erneut, wieder reagierte er nicht.

Mit vorsichtigen Schritten näherte ich mich dem Blonden. "Alles okay?" - Stille.

Wollte er mich bloß verarschen?
Wollte er mir nur ein schlechtes Gewissen machen?

Aber selbst wenn, was für eine Antwort erwartete ich überhaupt?

Ein "alles okay" definitiv nicht.

Er war soeben verprügelt worden. Von einem Jungen, den er vor noch wenigen Tagen geküsst hatte.
Von einem Jungen, der ihm noch vir wenigen Tagen seine Jacke gegeben hatte.

Von einem so schrecklichen Jungen, wie mir.

Kopfschüttelnd wandte ich mich wieder von Stegi ab.
Wieso machte ich mir überhaupt Sorgen?

Gerade wollte ich mit schnellen Schritten das Zimmer verlassen, als mich ein unterdrücktes Schluchzen innehalten ließ.

Dann herrschte wieder Stille im Raum.

Ich war wie erstarrt.

Klar, ich hatte den Jungen schon einige Male heulen sehen (Heulsuse), aber jedes mal hatte er still geweint. Manchmal war da ein ganz leisen Schluchzen gewesen, aber diese Schluchzer waren jedes mal so minimal, dass sie eigentlich nicht auffielen.
Stegi hatte die Schläge einfach hingenommen, sich nichtmal gewehrt.

Nie hatte er sich gewehrt.

Ohne ein Wort zu verlieren, lief ich langsam wieder auf den Blonden zu und stellte mich stumm schräg hinter ihn.

Behind his mask ~ StexpertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt