Ich habe mich abgeschottet.
Eingesperrt.
Die Realität ausgesperrt.
Ich verweigere jeglichen Einfluss aus sozialen Netzwerken.
Lucia und meine Mutter sind die Einzigen, die ich an mich heranlasse.
Mehr oder weniger.
Mein Gehirn weigert sich, zu verstehen.
Es will nicht.
Und ich will auch nicht.
Auch wenn Lucia versucht, mich davon zu überzeugen, was passiert ist.
„Nicht einschlafen, Süße", reißt mich ihre Stimme aus den Gedanken.
„Ich glaube, ich breche ab", seufze ich und wende mich vom Fenster ab.
„Das sagst du mir seit dem letzten Konzert. Und was sage ich dir jedes Mal?", fragt Lucia.
„Ich hasse dich" knurre ich und bleibe mitten im kleinen Zimmer stehen.
„Nein. Ich sage dir, dass du das jetzt nur sagst, weil etwas passiert ist, was du nicht vorhergesehen hast. Nur weil etwas nicht so läuft, wie du es in deinem hübschen Köpfchen geplant hast, musst du nicht gleich aufgeben. Wenn du morgen zurückkommst wirst du es übermorgen bereuen! Außerdem, was willst du hier? Du gehörst gerade zu Pentatonix. Du musst deinen Plan durchziehen. Kopf hoch, ja?"
„Lucia, ich kann das nicht! Das haben die letzten Wochen bewiesen!", seufze ich.
„Tu mir einen Gefallen, Amari", meint meine beste Freundin erstaunlich energisch.
„Was?", frage ich und befürchte, dass sie wieder versucht, mich dazu zu überreden, bis zum Ende bei der Tour zu bleiben.
„Geh heute Abend auf das Konzert. Mach es einfach. Geh rechtzeitig los, stell dich in die erste Reihe und bleibe bis zum Ende dabei. Wenn du danach noch der Meinung bist, dass es nichts bringt, dann komm wieder nach Deutschland. Aber denke nicht, dass ich die Entscheidung unterstützen würde", sagt sie, verabschiedet sich und legt auf, bevor ich reagieren kann.Keine Stunde später stehe ich vor dem deckenhohen Spiegel neben meinem Bett und lege mir die Kette mit der silbernen Fledermaus um den Hals.
Meine Gedanken schweifen immer wieder ab, immer wieder sehe ich grüne Augen vor mir, und obwohl mein Kleiderschrank gut gefüllt ist, finde ich doch nichts zum Anziehen.
Lucia anrufen kann ich jetzt auch nicht, sonst würde sie sich nur bestätigt fühlen.
Oder?
„Was gibt's?", fragt meine beste Freundin keine zehn Sekunden später.
„Ich habe keine Ahnung, was ich anziehen soll", seufze ich.„Alles klar bei dir?"
Das hätte ich mir auch denken können. Dass ich hier nicht nur auf Pentatonix treffe, sondern auch auf Leon.
„Was soll sein?", frage ich und zwinge mir ein Lächeln auf.
„Ich habe dich letztes Mal gar nicht mehr während dem Konzert gesehen", meint er und gibt somit zu, dass er mich schon wieder stalken wollte.
„Mir war schlecht", sage ich, und das entspricht sogar der Wahrheit.
„Hör zu es... Es war nicht meine Absicht, es dir so zu sagen", seufzt er.
„Können wir da bitte wann anders drüber reden?", murmele ich und balle meine Hände zu Fäusten, sonst renne ich gleich schreiend weg.
„Klar", sagt er und hält mir einen Zettel entgegen. „Schreib mir oder ruf mich an, wenn du so weit bist, ja?"
Und dann ist er weg, er geht einfach, obwohl er doch für das Konzert bezahlt hat.
Mein Kopf stellt sich die Frage, woher er das Geld hierfür hat, doch mein Körper ignoriert sie und betritt die noch fast ganz leere Halle.
Ich kaue auf meiner Lippe und frage mich, wieso ich meine Jacke abgegeben habe. Mir ist kalt, auch wenn es hier drin stickig und warm ist.
Eigentlich müsste ich doch wissen, dass ich das Konzert nicht umgehen kann, auch wenn ich mir so viel Zeit lasse wie möglich.
Eigentlich müsste mir doch klar sein, dass ich sie wiedersehen werde, auch wenn sich in mir alles dagegen sträubt.
In exakt einer Stunde und 42 Minuten.
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Nahaufnahme
Fanfiction{Pentatonix FanFiction} „Wir kennen sie alle. Und sein wir ehrlich, nicht von irgendeinem normalen Konzert." Nachdem Amari der A-Capella-Gruppe Pentatonix zum zweiten Mal in ihrem Leben richtig gegenüberstand, geht ihr Plan erst richtig los - Die An...