8. Kapitel

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Wieder verschwindet jemand.
Zu Pentatonix.
Diesmal ist es ein Raum, abgetrennter als letztes Mal, als nur die Trennwand in das Foyer gestellt wurde.
Vielleicht haben sie vorhergesehen, dass ich kommen werde, vielleicht wollten sie nicht so öffentlich mit mir sprechen.
Oder sie hatten hier einfach die Möglichkeit, in den Raum zu gehen, und letztes Mal nicht.
Ich atme tief durch und ignoriere das Zittern, welches sich tief in mir drin ankündigt, als die nächste Person zu ihnen darf.
Drei weitere sind noch vor mir, durchgedreht, hysterisch und vor lauter Übelkeit mucksmäuschenstill. Jedenfalls hoffe ich, dass es von der Übelkeit kommt.
Plötzlich wird auch mir schlecht, ich habe Angst, will nicht, dass heute wieder etwas passiert.
Ich weiß nicht, ob ich es noch einmal schaffen würde, sie zu retten.
Es ist doch viel wahrscheinlicher, dass ich wieder versage.
Ich schlucke meine Angst hinunter und tausche sie durch Entschlossenheit.
Wenn heute etwas passiert, werde ich wenigstens versuchen, sie zu retten.
Ich könnte es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, wenn ihnen etwas zustößt.
Wieder wird die Schlange kürzer.
Einen Schritt nach vorne.
Nur noch wenige Minuten.
Hier sind mehr Leute als letztes Mal, heißt das nicht auch, dass sie hier weniger Zeit haben?
Wahrscheinlich.
Noch einen Schritt näher an die Tür heran.
Die junge Frau, die so unglaublich ruhig ist, obwohl ihr Tränen in den Augen schimmern, betritt den Raum.
Nathan hält mich zurück und lächelt mich kurz an.
Er muss wohl aufpassen, dass niemand den Raum stürmt.
Irgendwie tut er mir leid, mit seiner Rolle.
Andererseits muss es jemand tun, und so begeistert wie er ist, passt er perfekt.
Ich kann ihn mir so gut im Team vorstellen.

Immer tiefer sinke ich in meine Gedanken, weiß nicht, ob ich mich eigentlich nur ablenken will.
Bis ich eine leichte Berührung am Arm spüre und in die Realität zurückschrecke.
Ich bin dran.
Nathan zwinkert mir zu, und das gibt mir den restlichen Mut, der mir eben noch gefehlt hat, um den Raum mit gesenktem Kopf zu betreten.
„Du bist zu früh, Avi ist noch nicht wieder zurück. Aber hallo!", ruft Mitch grinsend, doch als ich meinen Kopf hebe, wird er still.
Kirstie holt tief Luft und wirft Scott einen kurzen Blick zu, der dennoch so bedeutungsschwer ist.
Kevin beobachtet ihre Reaktion genau, ein wenig angespannt.
Scott erwidert erst den Blick der Sängerin, dann dreht er sich zu mir und lächelt.
Sanft und ein wenig traurig.
Ich fühle mich verunsichert. Gilt diese Traurigkeit mir?
Was ist damals passiert, von dem ich nichts weiß?
Mitch setzt zum Sprechen an, bricht aber ab, bevor ein Laut seine Lippen verlassen kann.
Als ich mich umdrehe, sehe ich den Grund dafür.
Avi steht hinter mir, die Haare aus seinem Gesicht gekämmt und zusammengebunden, in seinen grünen Augen sehe ich die Überraschung.
Mit wenigen Schritten ist er bei mir und schlingt seine Arme um mich, und als ich mich aus der Umarmung lösen will, hält er mich einfach weiter fest.
Jetzt besteht wirklich kein Zweifel mehr: Sie erkennen mich.
Sonst würde sich Avi nicht wie eine Klette an mich hängen.
Bei dem Gedanken muss ich lachen, woraufhin mich der Basssänger loslässt.
Dass er trotzdem nicht von meiner Seite weicht, stört mich nicht weiter.
„Hey", seufze ich und grinse schief in die Runde.

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Ich habe gehört, dass ihr die Cliffhanger vermisst? Dieser hier sollte bis zum 20.06. halten, Freitag kann ich leider nicht updaten. Und nächste Woche müssen wir das eventuell nochmal machen. Bis dahin: Viel Spaß mit diesem überhaupt nicht netten Ende. ;)

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