Ein leises Rascheln lässt mich aus meinen Gedanken schrecken, und bevor ich realisiere, was passiert, wird der schwere Stoff einer Jacke über meine Schultern gelegt.
Mir war nicht bewusst, wie kalt mir ist.
„Kleine Runde durch den Park?", fragt eine Stimme, deren Klang sich mit einer unglaublichen Geschwindigkeit in meinen Körper ausbreitet.
„Ich habe nur mein Nachthemd an", sage ich, meine Stimme ist heiser, Sprechen fühlt sich so ungewohnt an, auch wenn es nur wenige Stunden gewesen sein können, in denen ich wach lag und geschwiegen habe.
Stumm hält er mir die Hose hin, die ich vor dem Schlafengehen achtlos auf dem Boden vor meinem Bett habe liegen lassen.
Ein unfassbar erleichterndes Gefühl durchströmt mich.
Nein, Avi hat mich nicht verlassen.
Avi hat uns eine Chance verschaffen, in Ruhe miteinander zu reden und zu schweigen.Zwischen uns ist unglaublich viel Platz, als wir den Parkplatz der Halle verlassen, dem Wächter in seinem kleinen Häuschen kurz zunicken.
„Fährst du weiter mit?", fragt Avi dann, völlig aus dem Nichts, er konfrontiert mich mit dem Thema, vor dem ich selbst so viel Angst habe.
„Ja", antworte ich.
Es ist eher instinktiv als durchdacht, und doch fühlt es sich tief in mir drin richtig an.Ich kann nicht schon wieder fliehen.
„Auch mit uns?", hakt er nach, in dem Tonfall, den nur er immer perfekt trifft, so beruhigend und vorsichtig.
Und doch brauche ich diesmal länger, um ihm eine Antwort zu geben.
„Ich fühle mich so belastend, Phips hat ihren kompletten Tagesablauf geändert, um irgendwie auf mich aufpassen zu können, ihr versorgt mich einfach mit, und ich mache gar nichts dafür. Es fühlt sich so falsch an", meine ich schließlich.
Von Avi ernte ich nur ein leises, freundliches Glucksen.
„Ganz genau: Wir versorgen dich einfach mit. Und das ist das Mindeste, was wir tun können", erwidert er und schaut mich von der Seite an.
„Wann realisierst du, dass du unser Leben gerettet hast?", fragt er dann und bleibt stehen, mitten auf der Straße, die ins Nirgendwo führt.
„Nie."
„Dann werden wir dich auch nie gehen lassen", lächelt er sanft.
„Wie geht es dir mit Amavi?", platzt es dann aus mir heraus, und der Druck, der den ganzen Tag über schwer auf meinen Schultern lastete, fällt mit einem Mal von mir ab.
Nur, um einem ganz neuen Gefühl Platz zu machen: Ich habe Angst.
Am liebsten würde ich die Frage wieder zurücknehmen, das Gewicht wieder auf mich laden, doch Avi setzt bereits zur Antwort an.
„Irgendwann wäre es sowieso dazu gekommen", sagt er, zuckt mit den Schultern.
In mir zerreißt etwas, winzig klein, aber dennoch so schmerzhaft.
Ich nicke langsam, bis ein Seufzen die Stille zerbricht.
„Ich meine, dass ich bis jetzt mit Gerüchten am besten davongekommen bin. Pentatonix wächst immer weiter, es war nur eine Frage der Zeit, bis etwas über mich auftaucht. Und eigentlich sollte ich froh sein, dass es Amavi ist, weil es viel schlimmer hätte kommen können. Dass ich ein Stadtmensch bin oder so."
Unwillkürlich muss ich grinsen.
„Ich hätte erwartet, dass du wütend auf mich bist", gestehe ich, als wir weiterlaufen.
„Weil ich die Leute dazu gebracht habe, Gerüchte zu verbreiten? Glaub mir, ich war eher wütend auf mich selbst, weil ich dich in eine solche Situation gebracht habe. Und auf Scott. Der hätte dich ruhig erst mal fragen können, bevor er dich auf die Bühne geholt hat."
Er schüttelt den Kopf, wie um die Gedanken zu vertreiben, und schiebt mich mit einem Lächeln auf den Lippen um die Ecke, in Richtung Park.„Du kannst übrigens auch gar nicht getrennt von uns weiterfahren", sagt er irgendwann schmunzelnd, „Weil du die Fotos machen musst."
Das ist der Moment, in dem er nach meiner Hand greift und sie drückt.
Und ich lasse es geschehen, denn es gibt mir endlich wieder die Sicherheit, die mir seit meinem zweiten Lebensjahr gefehlt hat.~~~~~~~~~~
Plottwist! Ich hätte euch den Cliffhanger vom letzten Kapitel wirklich gerne länger gelassen, aber ich fahre morgen nach Polen und kann bis zum 24.09. nicht updaten - Also wird das jetzt der Cliffhanger für die nächste Woche bleiben ;)
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Nahaufnahme
Fanfiction{Pentatonix FanFiction} „Wir kennen sie alle. Und sein wir ehrlich, nicht von irgendeinem normalen Konzert." Nachdem Amari der A-Capella-Gruppe Pentatonix zum zweiten Mal in ihrem Leben richtig gegenüberstand, geht ihr Plan erst richtig los - Die An...