22. Kapitel

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Langsam frage ich mich, ob Phips mich vergessen hat.
Oder ob sie mich vorhin nur zum Spaß gefragt hat.
Die Kälte kriecht langsam durch meine Jacke, und müde bin ich auch.
Das Konzert ist seit einer halben Stunde vorbei.
Ich gähne, als ich das Klacken höre und die Tür geöffnet wird.
Phips grinst, als sie mich sieht.
„Ich hätte schwören können, dass du nicht kommst", meint sie.
„Bist du deswegen so spät oder wolltest du mich erfrieren lassen, damit du Pentatonix nicht mit mir teilen musst?", frage ich und gehe mit schnellen Schritten wieder in das Gebäude.
Phips verzieht das Gesicht.
„Nein, sie haben mich direkt mit zum Abbau eingespannt. Ich konnte mich erst jetzt heimlich davonschleichen", erklärt sie und verdreht die Augen.
„Muss ich jetzt etwa auch noch helfen?", frage ich skeptisch.
„Nicht, wenn wir langsam laufen", meint Phips und fängt sofort damit an, sich nur noch im Schneckentempo fortzubewegen.
„Wenn wir so weitermachen, schlafe ich ein bevor wir da sind", seufze ich und gähne zur Bestätigung ein weiteres Mal.
„Okay, dann lass uns normal gehen. Ich denke, die sind sowieso schon fertig. Jedenfalls wenn Mitch sich endlich dazu bequemt hat, zu helfen. Er ist so schlimm! Das denkt man gar nicht, weil er so unglaublich lieb wirkt, aber in Wahrheit drückt er sich so gerne vor dem Abbau!", erzählt Phips, woraufhin ich lachen muss.
„Pass auf, wir sind gleich da. Es weiß übrigens niemand was davon, dass du uns besuchst, das ist doch nicht schlimm?", fragt sie, als wir um die letzte Ecke biegen und ich mich an der Seite der Bühne wiederfinde.
„Ähm... Nein, gar nicht schlimm", meine ich überfordert und bleibe automatisch im Halbschatten stehen, als ich Pentatonix sehe, die auf der Bühne die letzten Dinge zusammentragen.
„Wieso helfen sie?", frage ich etwas verwirrt und ernte dafür ein Lachen von meiner Begleiterin.
„So bekommen sie ihren Schönheitsschlaf viel früher, als wenn wir vom Team das alleine machen würden, glaub mir", grinst sie und fragt mich dann, ob ich nachkommen will, wenn ich bereit bin.
Ich nicke zögernd und hoffe einfach, dass ich irgendwann bereit sein werde und nicht die ganze Zeit hier verbringe.
„Phips! Hattest du wieder keine Lust auf aufräumen?", beschwert sich Mitch lautstark, als die junge Frau auf die Bühne geht.
„Ja", bestätigt sie grinsend und hilft dem Tenor, der gerade umständlich versucht, das riesige Plakat der Vorband, UsTheDuo, aufzurollen.
„Ich will zehn weitere Hände oder noch jemanden, der hier hilft", jammert Mitch und gibt mir damit quasi das Kommando, auf die Bühne zu kommen.
„Das lässt sich machen", meine ich und laufe wie selbstverständlich los, um ihm zu helfen.
Die Blicke, die ich dabei auf mich ziehe, sind grandios.
„Warte. Amari?", fragt Kevin verwirrt, während Phips mir grinsend zuzwinkert.
„Nein, ich bin der Weihnachtsmann. Siehst du das nicht?", frage ich entrüstet und stelle mich neben Mitch, der mich noch immer fassungslos ansieht.
„Wer hat dich reingelassen?", fragt Kirstie genauso verwundert.
„Ich komme durch den Schornstein, ich brauche niemanden, der mich reinlässt", sage ich, während Phips sich etwas kleinlaut meldet und somit meinen Plan zerstört.
„Okay, okay, ich gebe es zu. Ich bin nicht der Weihnachtsmann! Ich bin einfach ein übermüdetes, aufgedrehtes... Äh." Ich breche meinen Satz ab, weil ich nicht weiß, wie ich ihn beenden soll, aber das stört wohl niemanden.
„Äh. Keine Angst, das sind wir alle. Vor allem das Äh", lacht Scott.
„Nein, du nicht. Du bist der Schotte", korrigiere ich ihn und versuche dabei, mit Phips das Plakat aufzurollen.
Mitch hat von der Aufgabe abgelassen und sich an den Bühnenrand gesetzt, um uns zu beobachten.
„Mitch! Du kannst dich nicht beschweren, dass ich nicht da bin, und dann selbst gehen!", meint Phips fassungslos und lässt das Plakat fallen.
Auf meinen Fuß.
Ich verziehe das Gesicht und frage mich, ob es wirklich so dringend notwendig war, das riesige Ding um eine Metallstange wickeln zu wollen.
Vorsichtig ziehe ich meinen Fuß unter der Rolle hervor und versuche dabei, den stechenden Schmerzen in meinem Gelenk zu ignorieren.
Wobei das nicht so leicht ist, wie gedacht.
„Alles klar?", fragt Avi leise und eilt auf mich zu, während die anderen gespannt den Schlagabtausch zwischen Mitch und Phips verfolgen.
„Bestimmt", sage und versuche, meinen Fuß zu bewegen, was unglaublich schmerzhaft endet.
„Wir gehen dich mal verarzten. Dann müssen wir hier nicht weiter helfen", gluckst Avi leise und stützt mich, damit wir uns leise von der Bühne schleichen können.

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Heute kommen ausnahmsweise ein paar Kapitel, weil ich ab morgen in England bin und nicht updaten kann. Später wird noch Kapitel 23 kommen, aber das muss dann auch bis zum 11.08. reichen, teilt euch das also schön auf! :D

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