13. Kapitel

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Die Sonnenstrahlen fallen durch den dünnen Vorhang gedämpft auf mein Bett und wecken mich langsam auf.
Ich gähne und schaue müde die Decke an, bis mir einfällt, dass ich gerade geschlafen habe.
Und dass es eben noch nachmittags war.
Nicht morgens.
Verdammt.
Ich habe verschlafen.
Oder?
Ich habe gerade ein Konzert von Pentatonix gegen Schlaf eingetauscht.
Das hätte nicht sein müssen, wirklich nicht. Ich bin wegen Pentatonix hier, nicht wegen ein bisschen Schlaf.
Aber wenn ich wirklich durchgeschlafen habe... Dann brauche ich den Schlaf wahrscheinlich.

Ob sie mich vermisst haben?

Ob sie gemerkt haben, dass ich nicht da war?

Eigentlich bin ich doch immer noch eine Fremde.

Aber wenn Avi schon so durchgedreht ist, wie Nathan gesagt hat?

Und dann fällt mir noch etwas ein.
Ich muss heute noch weiter. Heute Abend ist noch ein Konzert.

In Rosemont.

Fluchend springe ich auf und schnappe mir die Sachen, die noch im Zimmer herumliegen.
Angezogen bin ich ja schon - oder eher noch - und für Make-Up bleibt absolut keine Zeit mehr.
Ich bin schon fast auf dem Hotelflur, als mir einfällt, dass ich vielleicht erst mal schauen sollte, wann ich fliege.
Hektisch krame ich den Zettel aus meinem Koffer und suche nach dem heutigen Datum.

Um 7:05 Uhr.
Das ist unmöglich.
Es ist zwar erst 6 Uhr, aber bis ich am Flughafen bin, ist der Flieger wahrscheinlich schon lange in Rosemont angekommen.
Bitte nicht.
Ich greife nach meinem Koffer und renne einige Meter weit, bis mir auffällt, dass ich eindeutig keinen Koffer in meiner Hand habe.
Fluchend stürze ich zurück und starte den nächsten Versuch, loszurennen.
Diesmal klappt es und keine Minute später stehe ich draußen und versuche, ein Taxi aufzuhalten.
Ich weiß, ich wollte sichergehen, dass ich rechtzeitig in Rosemont ankomme und auf das Konzert gehen kann, aber dass ich verschlafen könnte, habe ich wohl nicht bedacht.
Frustriert schnaube ich und stürze erleichtert zu einem Taxi, welches in diesem Moment an den Straßenrand fährt.
„Ich muss ganz, ganz schnell zum Flughafen", sage ich und der Fahrer schaut mich kurz mit hochgezogenen Augenbrauen an, bis er realisiert, wie ernst ich es meine.
Ich muss sagen, es vergehen keine zehn Sekunden, bis ich bereue, dass ich ihm klargemacht habe, wie eilig ich es habe, denn er fährt so schnell, als würde es um Menschenleben gehen.
Geht es im Prinzip auch; die Fußgänger und Autos, die ausweichen müssen, tun mir ehrlich leid.
Auch wenn der Flughafen eigentlich mindestens eine halbe Stunde normale Fahrt vom Hotel entfernt ist, sind wir in etwa einer Viertelstunde da.
Ich will nicht wissen, wie viele Verkehrsregeln der Fahrer gebrochen hat, und dafür habe ich auch keine Zeit.
Hektisch drücke ich ihm Geld in die Hand und warte gar nicht erst, bis er mir das Rückgeld geben kann, sondern stürze direkt in den Flughafen.
Jetzt darf ich nur nicht den Überblick verlieren, dann klappt das vielleicht noch.

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