34. Kapitel

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„Wir sind da!", ruft Esther von vorne.
Ich löse mich aus meiner Starre.
Atmen.
„Kommt jemand mit raus?", fragt Kirstie, doch ihr Blick wandert nur kurz über uns, um dann auf Kevin zu landen.
Ich bin unfähig, zu antworten.
„Wenn du dich noch nicht mit uns blicken lassen willst, kann ich auch mit dir hier bleiben", schlägt Avi vor, als er mich so sprachlos sieht.
„Glaub mir, wenn du nicht mit den anderen raus gehst, merken sie viel schneller, dass da was faul ist. Ich bleibe gerne hier", grinst Phips scheinheilig.


Pentatonix sind schon längst mit Esther verschwunden, als Phips mich endlich richtig zurückholt.
„Was war das denn?", fragt sie belustigt.
„Ich möchte nächstes Mal bitte gewarnt werden, bevor sich diverse Ships meiner Vergangenheit vor meinen Augen bestätigen", antworte ich trocken und stehe auf, um mir etwas zu trinken zu holen.
Phips kommt mir hinterher und starrt mich an.
„Sind sie zusammen?", frage ich, bevor ich mich mit einem Glas Wasser in der Hand an den Tisch setze.
Bevor sie sich mir gegenüber setzt, seufzt Phips.
„Ich weiß nicht, wie viel ich dir jetzt erzählen kann, ohne dich zu überfordern. Du hast innerhalb von fünf Sekunden so viele Dinge gesehen, die du niemandem erzählen darfst... Wie viele Geheimnisse passen in einen Menschen?", lacht sie, auch wenn klar ist, dass sie mit der Situation selbst etwas überfordert ist.
„Ich erzähle eher aus Versehen was, wenn mir nicht alles gesagt wird", stelle ich klar.
„Wenn du mich fragst, sind sie immer noch ineinander verliebt", meint Phips nach einer kurzen Pause.
Auch wenn ich mir vorgenommen habe, möglichst vertrauenswürdig auszusehen, muss ich grinsen.
Bis mir auffällt, was sie gerade gesagt hat.
„Immer noch?", frage ich skeptisch und ungläubig.
Wohl eher ungläubig, denn Phips prustet los, als sie meinen Gesichtsausdruck sieht, doch sie wird viel zu schnell wieder ernst.
„Sie veröffentlichen bald ein Buch... Bis dahin behältst du über alles, was ich dir sage, bitte Stillschweigen. Sie bringen mich sonst um!"
Ich nicke nur.
Zu etwas anderem bin ich nicht fähig.
Scott und Mitch veröffentlichen ein Buch.
„Sie waren vor Pentatonix mal zusammen."
„Das ist nicht dein Ernst." Jetzt muss ich mich wirklich zurückhalten, um nicht begeistert kreischend durch die Gegend zu rennen.
„Oh mein Gott, ich werde mich ihnen gegenüber nie wieder normal verhalten können", seufze ich und vergrabe mein Gesicht in meinen Händen, um ungestört grinsen zu können.
„Wehe dir. Du hast das nicht von mir, okay?", sagt Phips ernst.
„Okay. Noch irgendwas, was ich wissen muss?", frage ich.
„Wen wolltest du - ach was, wenn willst du denn noch zusammen sehen?", grinst Phips.
Ich setzte gerade dazu an, Kavi zu sagen, als mir auffällt, dass das gar nicht mehr stimmt.
„Niemanden", meine ich verwirrt.
Kavi war früher, direkt nach Scömìche, mein Lieblingsship.
Was ist auf einmal mit mir los?
Phips schaut mich nur skeptisch an, doch bevor sie etwas sagen kann, hören wir draußen Stimmen.
„Kein Wort", mahnt sie mich ein letztes Mal, bevor sie abrupt das Thema wechselt und mich über Fotografie ausfragt.
„Wieso glaube ich dir nicht, dass du noch fast nie Porträtfotografie gemacht hast?", fragt sie in einem Tonfall, den sogar ich ihr abkaufen würde, wüsste ich nicht, worüber wir eben noch geredet haben.
„Halt die Klappe", antworte ich ihr, auch wenn es gleichzeitig eigentlich ein Appell an mich selbst ist, denn Mitch und Scott setzen sich gerade zu uns.
„Du bist nicht der Einzige, dem sie nichts über ihr Talent erzählen will", wendet sich Phips schmollend Mitch zu, der sie tröstend in den Arm nimmt, bis Scott ihn mit einem begeisterten Schrei unterbricht.
„Wir brauchen ein Video für Dienstag. Und dafür brauchen wir dich, Amari", grinst er.
Und keine fünf Minuten später steht fest: Ich werde einen exklusiven Blick hinter die Kulissen von Superfruit bekommen, sobald wir im Hotel angekommen sind.

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