52. Kapitel

60 9 3
                                    

„Ihr kommt nicht ewig so leicht davon", begrüßt Esther Mitch und Scott.
Ich ignoriere zum ersten Mal in meinem Leben Scömìche und laufe auf Kirstie zu, um sie wortlos zu umarmen.
„Eben hat sie sich noch schlecht gefühlt, weil sie gelogen hat", meint Phips augenverdrehend.
„Ich wusste nicht, ob das okay für dich ist", sagt Kirstie zerknirscht.
„Ich liebe dich dafür", seufze ich.
Aus dem Augenwinkel sehe ich Avi, der mit Kevin redet.
„Avi!", ruft Mitch plötzlich.
Nicht nur der Basssänger wendet sich ihm zu, alle Gespräche verstummen auf einmal.
„Was bekommen wir dafür, dass wir von Amavi abgelenkt haben?"
Esther versteht es als Erste.
Mit einem verstohlenen Grinsen wendet sie sich ab, für sie ist das Thema jetzt anscheinend geklärt.
„Ich habe noch nie jemanden gesehen, der seine Fans so leicht provozieren kann", seufzt Avi, doch ihm ist anzusehen, wie erleichtert er ist.
„Mitch! Ich hatte schon Hoffnung, dass ihr endlich vernünftig geworden seid!", ruft Kirstie empört aus.
Der Tenor zuckt nur scheinheilig mit den Schultern.
„Die können mir nicht erzählen, dass sie nur Händchen gehalten haben, weil sie sozial sein wollten", murmelt Phips mir zu und entlockt mir ein Lachen.
„Wer hat Lust auf eine kleine Party heute Abend?", fragt Mitch mit einem schelmischen Lächeln.
„Wir fahren heute Nacht weiter", ruft Esther, die gerade die leere Popcornschüssel holt.
„Das wird Mitch nicht davon abhalten", sagt Kevin trocken.
„Und ihr habt morgen ein Konzert", fügt Esther hinzu, was zu allgemeinem Aufstöhnen führt.
„Das bedeutet, dass wir uns alle einen Tropfen Alkohol teilen dürfen", erklärt Phips mir, als sie meinen verwirrten Blick sieht.
Wortlos stellt Esther eine Flasche Wein auf den Tisch.
„Glaubt mir, den heutigen Tag überlebe ich nicht ohne ein Glas Wein", meint sie trocken.


„Wahrheit oder Pflicht."
Avi und Kevin schauen sich verzweifelt an.
Vor wenigen Tagen hätte ich wahrscheinlich dafür getötet, mit Pentatonix abends im Tourbus zu sitzen, Wein zu trinken und Wahrheit oder Pflicht zu spielen, aber die Situation, in welcher ich mich befinde, ist so anders. Daran hat auch der Wein bis jetzt nicht viel ändern können.
„Ich bin für Wahrheit. Sonst endet das hier schlecht", wirft auch Kirstie ein.
Scott gibt seufzend nach und geht in die Küche, um eine Plastikflasche zu holen, nachdem wir ihm einstimmig verboten haben, die Weinflasche zu drehen.
„Amari darf anfangen", bestimmt Phips, als er zurückkommt.
Kurz überlege ich, ob ich es schaffe, die Flasche so zu drehen, dass sie auf Mitch zeigt, doch dann verwerfe ich meinen Plan.
Esther.
„Wen hier würdest du am ehesten heiraten?", frage ich.
„Phips. Ich darf doch keine Ships zerstören", lacht Esther.
Als nächstes zeigt die Flasche auf Scott, der sich sofort hinter Mitch versteckt.
„Das ist ganz klar Mitch!", ruft er.
„Würdest du Mitch heiraten?"
Als Scott wieder hinter dem Rücken des Tenors hervorkommt, schaut er schockiert.
Sein Blick lässt mich grinsen.
Diese Frage hat er von Esther ganz klar nicht erwartet.
Doch dann zuckt er mit den Schultern.
„Klar."
„Naw", meint Mitch und küsst ihn auf die Wange.
„Ich bin doch für Wahrheit oder Pflicht", seufze ich.
„Sobald jemand Amavi bestätigen will, nicht mehr", meint Kevin trocken.
Ich verziehe das Gesicht und sage darauf nichts mehr.
„Amari!", werde ich in dem Moment aus meinen Gedanken gerissen.
„WG mit Scömìche oder Avi?"
„Mit Pentatonix", antworte ich schmunzelnd, doch wenige Sekunden nachdem ich diese Worte ausgesprochen habe, bemerke ich einen Fehler in diesem Satz.
„Nein. Mit allen, die gerade hier sind."
Und damit beziehe ich nicht nur Esther und Phips mit ein, sondern auch Avi.

NahaufnahmeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt