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26. Kapitel

„Wieso deine Pflegemutter?", fragt Kevin vorsichtig.
Ich weiß, dass er mir nicht zu nahe treten will, immerhin kennen wir uns noch keine 24 Stunden richtig, und doch macht er dies mit den drei winzigen Worten, die so bedeutungsschwer sind und bezwecken, dass mir schlecht wird.
Aber ich kann ihm dafür nicht die Schuld geben, immerhin habe ich meine Pflegemutter selbst erwähnt.
Ich weiß, dass ich es nicht hätte tun sollen.
„Weil... Ich... Ich lebe nicht mehr bei meiner richtigen Mutter", weiche ich aus.
Dass ich das nicht freiwillig mache, sondern dazu gezwungen wurde, weil sie tot ist, verschweige ich.

Ich will sie nicht jetzt schon so sehr beunruhigen.
Avis Blick ruht auf mir und ich bekomme Gänsehaut.
Nein, er schaut mich nicht einfach nur an. Ich habe das Gefühl, als würde er in mir lesen können wie in einem offenen Buch, als würde er mich durchschauen und alles wissen.
Mein Herz klopft schneller, als ich mich abwende.
Zum Glück merken alle, dass das kein Thema ist, über welches ich jetzt schon reden will, und lenken das Gespräch zurück zur Fotografie.
„Du hast gesagt, dass du uns noch was fragen musst", meint Mitch jetzt, der wohl schon genau weiß, worum es geht.
„Das ist lächerlich", versuche ich, mich herauszureden.
Ich kann sie doch nicht jetzt schon fragen, ob ich Fotos von ihnen machen kann, um sie bei einem Wettbewerb einzureichen.
Was ohnehin sinnlos wäre, weil ich vorhatte, zu gewinnen – Ein Fotoshooting in einem professionellen Studio mit einem Star meiner Wahl, wenn es denn möglich ist.
Würde ich dann ein Foto von Mitch einreichen, um ein Shooting mit ihm zu gewinnen?
„Ich habe eine bessere Idee", grinse ich geheimnisvoll, als mir einfällt, wie ich auf ganz normalem Wege mein Fotoshooting mit Mitch bekommen kann.

„Phips? Hey, warte mal", rufe ich der jungen Frau hinterher, die gerade das Gelände verlassen will.
„Willst du mir Gesellschaft beim Einkaufen leisten?", fragt sie erfreut, nach dem ich sie irgendwie eingeholt habe. Mein Fuß ist wirklich keine große Hilfe dabei.
Eigentlich war das nicht mein Plan, aber dann kann ich wenigstens versuchen, ihr meine Idee beizubringen.
Am Besten möglichst schonend, schließlich weiß ich nicht, ob sie so begeistert davon ist, mein auserkorenes Model zu sein.
Und so bringe ich etwas Abstand zwischen mich und Pentatonix, was eindeutig dazu beitragen sollte, dass ich einen klaren Kopf bekomme. Was gerade dringend notwendig ist, sonst erzähle ich ihnen aus Versehen von einem Anschlag oder dem Tod meiner Mutter oder davon, dass ich meinen ehemaligen Dad auf ihrem Konzert in Frankfurt gesehen habe.
Ich schüttele den Kopf, wie um die Gedanken loszuwerden, und laufe neben Phips her, die genau zu wissen scheint, wo wir entlang müssen.
Dass es wirklich nur so scheint, fällt mir eine knappe halbe Stunde später auf, als wir zum zweiten Mal an dem selben Park vorbeikommen.
„Sag mal, weißt du eigentlich, wo wir hin müssen?", frage ich etwas verwirrt.
„Einkaufen", antwortet Phips, ist sich ihrer Sache dabei anscheinend aber auch nicht mehr so sicher.
„Und wo müssen wir dafür genau hin?", hake ich nach.
Wenn wir uns jetzt wirklich verirrt haben, drehe ich durch.
Ich dachte, das ist mein verstecktes Talent, wieso macht Phips es mir jetzt streitig?
„In die Stadt", meint Phips und ich verdrehe innerlich die Augen.
„Und wo ist die Stadt?"
„Das ist eine gute Frage", grinst Phips.
Ich seufze und will auf meinem Handy eine Karte aufrufen, doch keine zehn Sekunden später ist der Akku leer und ich bin genauso schlau wie vorher.
„Lass uns einfach irgendjemanden fragen", meint Phips schulterzuckend.
Sie hat wohl auch erkannt, dass sie keinen guten Orientierungssinn hat.
„Quatsch. Wir schaffen das", grinse ich und laufe los.
Wenn sich Phips, mein Handy und die Umgebung gegen mich verschwören, nehme ich die Herausforderung mit dem größten Vergnügen an.

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Jetzt, wo die Schule angefangen hat, schreibt es sich doch viel leichter... xD
Entgegen meines Vorsatzes: Ein neues Kapitel.
Eigentlich will ich ja nur, dass ihr endlich wieder die Cliffhanger bekommt... ;) <3