29. Kapitel

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„Jetzt geht es richtig los", sage ich, als ich das Bild entdecke.
„Irgendjemand kennt das übrigens schon, ihr habt das nämlich geliket", grinse ich.
„Das warst du?", fragt Scott fassungslos.
„Das ist nicht schön", stelle ich fest und verziehe das Gesicht.
Ich erinnere mich noch genau daran, wie ich mich gefreut habe, als ich gesehen habe, dass Pentatonix mein Bild geliket hat - Bis ich es nochmal genau unter die Lupe genommen habe.
„Das nächste Foto war auch in Osaka", lenke ich schnell ab und tippe auf das nächste Bild.
Der Bildschirm, auf dem die Werbung für Pentatonix zu sehen ist, überstrahlt alles, auch wenn sich die Sonne in den zahlreichen Fenstern bricht und kleine Lichtflecken auf die Stadt wirft.
„Die haben Werbung für uns gemacht?", fragt Mitch verwundert.
„Einflüsse eines Managers", meint Esther trocken.
„Wow", sagt Mitch einfach nur, und ich klicke weiter.
Es ist die Collage.
Das Summer Sonic Festival in Osaka.
„Das war mein erstes Konzert danach", meine ich nachdenklich.
„Dann war das Feuerwerk bestimmt hilfreich", stellt Avi fest und legt eine Hand auf meinen Rücken, eine Geste, die mich wahrscheinlich beruhigen soll, aber das genaue Gegenteil bezeugt.
„Naja, das war der eine Teil der Tour. Danach hatte ich zwei Wochen Pause, von euch kann man das denke ich nicht behaupten. Aber ich hatte dann ganz viel Zeit zum Fotografieren", lächele ich und rufe das nächste Bild auf, wie um mich abzulenken.
„Oh. Mein. Gott", wispert Phips.
Ich schaue stumm die junge Frau an.
Das Bild sieht so unglaublich echt aus.
Ist mir das jemals aufgefallen?
Die Ruhe in ihren Augen, das hauchzarte Lächeln auf ihren Lippen, das Glück, welches das Foto ausstrahlt.


Ich weiß nicht, wie lange wir so dasitzen, doch irgendwann drücke ich unglaublich leise weiter.
Es ist der zerfallene Tempel im Wildpark in Osaka.
Der Tempel, zu dem mich der Mann geschickt hat, nachdem ich von Rehen umzingelt wurde.
Mit einem leichten Lächeln schaue ich das Meisterwerk der Natur an.
Wurzeln krallen sich in die Steine, junge Pflanzen strecken sich nach den Sonnenstrahlen, die durch die dichte Decke brechen, welche die Blätter und Tannennadeln einige Meter über dem Waldboden formen.
„Wieso waren wir da nicht?", fragt Mitch und bringt die anderen zum Lachen.
„Das war irgendwo weiter abseits, im Wildpark. Jemand hat mich dort hin geschickt, und ich muss sagen, es war wirklich ein guter Geheimtipp", lächele ich, bevor ich weiterklicke.
Scott klatscht begeistert, als die Bilder der Beyoncé-Plakate erscheinen.
„Ich habe dich sogar getaggt, aber du warst anscheinend mit wichtigeren Dingen beschäftigt", grinse ich.
„Wichtiger als Beyoncé?", fragt Scott misstrauisch.
Kevin beugt sich zu mir und springt zum nächsten Bild, woraufhin Kirstie ihn belustigt ansieht.
„Leute? Wir müssen noch eine zweite Welttournee machen", meint Avi ernst und auch ich überlege, ob ich nochmal nach Kuala Lumpur fahren sollte.
Der Orchideenpark war Gold wert.
Und die Fotos sind es auch.
„Das ist unglaublich faszinierend", murmelt Esther.
„Sagt, dass ihr euch Adelaide angeschaut habt, das war auch schön", meine ich und suche nach den Fotos, die ich dort gemacht habe.
„Ich liebe diesen Kontrast von den Parks zur Stadt", sagt Mitch.
Nur Natur ist schöner. Aber du kannst das wahnsinnig gut umsetzen", lächelt Avi.
„Das war auch in Adelaide", erkläre ich, nachdem ich das nächste Foto aufgerufen habe und wir es für eine kleine Weile schweigend beobachtet haben.
Mit diesem Bild habe ich den Fotografie-Wettbewerb gewonnen.
Die Spiegelung der Sonne auf dem Wasser, die grünen Zweige der Natur im Vordergrund, hinten die schwarze Silhouette der Stadt.
„Du bist mir zu talentiert", beschließt Phips und tut so, als würde sie gehen, doch keine fünf Sekunden später ist sie wieder zurück.
Anschließend klicke ich mich durch die Bilder von Konzerthallen und Konzerten, bis wieder eine nächtliche Skyline auftaucht.
„Das ist in Neuseeland", ruft Avi, noch bevor ich irgendein Wort sagen kann.
Ich scrolle ein Stück nach unten, um seine Aussage zu überprüfen, und was ich dort finde, lässt mich die Luft anhalten.
Bis Avi mich umarmt.


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