40. Kapitel

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Es ist kein Artikel, wie ich gedacht hätte, sondern Twitter.
Und in der Suchleiste steht Amavi.
Die Tweets, die sich darunter aneinanderreihen, beschreiben Lucias Gefühle nahezu perfekt - bis auf die verblüffende Tatsache, dass ich keinen einzigen sehe, der wütend ist.
Aber Pentatonix' Fans waren schon immer unglaublich gut darin, zu kombinieren.
Und auf den zahlreichen Fotos, die von mir und Avi aufgetaucht sind, sieht man meine helle Strähne perfekt.
Ich möchte euch unser neustes Teammitglied vorstellen: Amari!, höre ich Scott sagen.
Natürlich kennen sie meinen Namen.
Meine Mitteilungen sind bei 99+ stehen geblieben, und ich will gar nicht wissen, was Leute mir zu sagen haben, scrolle einfach durch die Tweets, als hätte ich alles andere verlernt.

Sie sind so cute zusammen! #Amavi

#Relationshipgoals #Pentatonix #Avi #Amavi

Wieso kennen wir sie noch nicht?! #Amavi #Pentatonix

So neidisch. Aber sie sehen so gut zusammen aus... #Amavi

Nein!! Wurde mir gerade mein zukünftiger Ehemann geklaut?! <3 #Amavi

Sehe nur ich Zusammenhänge zwischen #Frankfurt und #Amavi?

Es ist eine endlose Aneinanderreihung von Bildern, Sprüchen, Glückwünschen, und es überfordert mich so sehr, dass ich mich stark zurückhalten muss, um nicht in Tränen auszubrechen.
Das war es nicht, was Avi wollte, als er gestern einen Arm um mich gelegt hat.
Das war es nicht, was ich mir vorgestellt habe.
Das ist nicht, was hätte passieren sollen.
Lucia schickt noch ein Bild, einen Screenshot, und ich öffne ihn, weil ich Ablenkung haben will, weg will von Twitter.
„Amavi ist in den weltweiten Trends", hat Lucia darunter geschrieben, was nicht unbedingt dazu beiträgt, dass es mir besser geht.
„Was hat er sich dabei gedacht?!", kommt die nächste Nachricht, und zum ersten Mal an diesem Tag stocke ich.
Er.
Avi.
Nicht ich.
Sie ist nicht wütend auf mich.
„Nichts. Genau wie ich", antworte ich.
„Läuft da was zwischen euch?"
„Er ist 9 Jahre älter als ich", schreibe ich ihr.
Das wird niemanden davon abhalten, Amavi weiterzuverbreiten.
„Das muss nichts heißen."
Noch nicht mal Lucia hält es davon ab.
„Trotzdem nicht."
Ich zucke zusammen, als es klopft, schrecke zurück in die Realität.
Bevor ich die Tür öffne, schaue ich in den Spiegel, sehe einige Tränen, die sich ohne mein Wissen den Weg nach draußen gebahnt haben.
Mit meinem Oberteil trockne ich sie, bevor ich WhatsApp schließe und auf Kevins Stimme reagiere.
„Alles okay bei dir?", fragt er, als er mich sieht.
Hoffentlich sind meine Augen nicht rot.
Als ich nicke, lächelt er leicht.
„Kommst du noch eine Runde mit raus? Wir sind später mehrere Stunden hier drin gefangen", schlägt er vor.
„Klar", stimme ich zu, erleichtert davon, ein wenig Abstand von Twitter und Instagram zu bekommen.

Als wir jedoch vom Parkplatz gehen, nur Kevin und ich, und immer noch Stille herrscht, fürchte ich zu wissen, was Sache ist.
„Warst du heute schon auf Twitter?", fragt der Beatboxer in diesem Moment.


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