Kapitel 6

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Michelle P.o.V.

Gestern ist es überrascht sehr gut gelaufen mit Harry und Leni. Er hat mir wirklich alle Stunde ein update über WhatsApp geschickt. Das Fieber ist sogar ein wenig herunter gegangen. Als ich gestern abend nach Hause gekommen bin, saßen beide auf der Couch und haben etwas gegessen. Darum habe ich Harry gefragt, ob er heute noch einmal einspringen kann. Natürlich hat er zugestimmt.
Somit konnte ich beruhigt heute zur Arbeit gehen. Den morgigen Tag habe ich getauscht. Dafür muss ich Samstag arbeiten gehen. Donnerstag ist Louis wieder da und ich kann Leni zu ihm bringen, wenn es noch nicht besser ist.

Geredet haben wir gestern nicht mehr. Er hat mir nur erzählt, wie es gelaufen ist. Mir ist klar, dass wir irgendwann über die letzten Jahre reden müssen. Ich kann es nur noch nicht. Bis jetzt weiß ich nicht einmal, was das alles zu bedeuten hat. Ich bin noch ein bisschen verwirrt. Vielleicht sogar über mein eigenes verhalten. Vor ein paar Wochen konnte ich mir nicht einmal vorstellen, dass Harry je wieder in unserem Leben einen Platz haben könnte.
Ich weiß noch nicht, wie sein Platz genau aussehen soll.
Erstmal ist Harry für Leni ein Freund von mir. Dabei ist er im Moment nicht einmal ein Freund von mir. Aber was soll ich meiner Tochter sonst sagen. Ich muss erstmal für mich Klarheiten schaffen.
Harry war meine große Liebe. Er ist es immer noch. Obwohl er mich damals so verletzt hat, habe ich ihm lange hinterher getrauert. Ich habe über ein Jahr gebraucht um einigermaßen über ihn hinweg zukommen.
Natürlich wühlt sein auftauchen viel in mir auf.
Sogar ein paar Gefühle für ihn.
Ich kann nur nicht einfach vergessen. Immer wieder wenn ich daran denke, kann ich den Schmerz noch fühlen als wäre es erst gestern passiert.
Ich habe Angst, dass er mich wieder verletzt.
Sogar große Angst.

Ich habe Louis noch nicht erzählt, dass Harry mir die Tage geholfen hat.
Wahrscheinlich wäre er sofort nach London gekommen. Ich wollte ihn aber nicht beim arbeiten stören. Leni hat ab Donnerstag sogar einen Spielgefährten bei Louis. Freddie kommt zwei Wochen mit nach London, weil seine Mama einen Mädelsurlaub macht. Sie holt ihn in London auf den Rückweg wieder ab. Louis und Briana bekommen es super hin Freddie zusammen aufzuziehen. Obwohl sie nicht zusammen sind. Das müssten Harry und Ich doch genauso hinbekommen.
Zwar ist es alles damals anders gelaufen bei Briana und Louis. Trotzdem möchte ich versuchen mit Harry eine Lösung zufinden. Ich werde ihm vorschlagen, dass wir uns mal zusammen setzen können. Leni möchte ich nicht dabei haben. Ich will sie solange schützen wie möglich.

Nachdem ich Feierabend habe gehe ich direkt nach Hause. Ich bin mal gespannt wie es heute gelaufen ist. Heute morgen war Leni sehr motzig. Ich war aber auch nicht besser drauf. Wir beide hatten eine anstrengende Nacht. Leni war oft wach, weil sie Halsschmerzen oder Husten hatte. Am liebsten hätte ich noch ein paar Stunden geschlafen.
Eigentlich wollte ich Leni noch schlafen lassen. Sie hat die Nacht nur bei mir im Bett geschlafen, was ich im Halbschlaf vergessen hatte. Darum hat erstes mein Wecker laut geklingelt und ich habe beim aufstehen des Licht angemacht. Der Wecker alleine wäre kein Problem gewesen. Sobald das Licht an war, ist sie wach gewesen.
Harry kam heute morgen pünktlich zur Ablösung und zu dem Zeitpunkt war Leni noch sehr motzig. Mal sehen wie er die Motzattacken von Leni ausgehalten hat. Ich wollte Sie schon ein paar mal aussetzen, wenn sie diese Motzattacken hatte. Ich denke jede Mutter hat mal so einen Moment, dass sie ihr Kind gerne mal auf den Mond schießen will. Natürlich würde ich es nicht machen.

Ich gehe in die Haustür hinein. Es ist verdächtig leise. Meinstens stellt Leni etwas an, wenn es so leise ist. Ich kann mir nur nicht vorstellen, dass sie etwas zusammen mit Harry anstellt. Im Wohnzimmer sind die beiden nicht.
Die Couch ist nur ein bisschen zerwühlt. Mir steigt ein Duft von Essen in die Nase.
Es riecht nicht schlecht.
Ich gehe in die Küche. Dort finde ich beide. Harry steht am Topf und rührt. Meine Tochter reicht ihm Lebensmittel.
"Hier." sagt sie und Harry wirft etwas in den Topf.
"Hallo ihr zwei." begrüße ich die beiden und lehne mich an den Türrahmen.
Ich finde dieses Bild echt niedlich. Als wäre alles in Ordnung.
"Mummy, wir gleich essen fertig. Du kannst schon sitzen." sagt Leni begeistert und rennt zu mir.
Heute morgen hatte sie nur noch leichte Temperatur. Harry hatte mir vor zwei Stunden geschrieben, dass Leni kein Fieber mehr hat.
"Was gibt es den?" möchte ich wissen.
Mir macht des Nutellaglas ein bisschen Angst, das neben Harry steht.
"Nudels mit Nutellasosse. Dazu Gurke." sagt Leni fröhlich.
Ich muss ein wenig angewidert lächeln.
Die beiden können es sich ruhig schmecken lassen. Ich faste lieber.
"Es gibt auch noch Tomatensauce." erwähnt Harry und zwinkert mir zu.
Na wenigstens etwas.

"Was habt ihr zwei heute gemacht?" möchte ich wissen.
"Wir gemalt, Ball spielt und kocht." antwortet Leni mir und nimmt meine Hand.
"Komm wir Tisch machen. Hab Hunger." zieht Leni mich ins Wohnzimmer.
Im Wohnzimmer habe ich eine kleine Essecke eingerichtet. Der Tisch und die Stühle sind zwar ein bisschen in die Ecke gequetscht, für uns zwei reicht es jedoch. Falls wir Besuch zum Essen haben, müssen wir halt alles ein bisschen vorziehen.
Genau das tue ich auch nun. Ich schiebe den Tisch und die Stühle ein wenig aus der Ecke.
Danach hole ich Teller und Besteck.
Ein paar Minuten später kommt Harry mit dem Essen, dass er in Schüssel aufgeteilt hat.
Leni setze ich ihn ihren Stuhl. Mit großen Augen schaut sie das Essen an. "Du möchtest bestimmt Nudeln mit Nutellasosse." bemerkt Harry.
"Ja." quiekt meine Tochter.
Ich werde ihr erzählen, dass nur Harry diese Nutellasosse machen kann. Falls die ihr schmeckt, möchte Sie bestimmt andauernd Nutellasosse.
Ich nehme mir Nudeln und Tomatensauce. Harry probiert etwas von der Nutellasosse mit Nudeln.
Begeistert sieht er nicht davon aus. Die Gurken sind zum Glück nicht in der Nutellasosse gelandet. Sie sind in einer separaten Schüssel.
"Schmeckt so lecker." bemerkt Leni zufrieden.
"Das freut mich." sagt Harry und lächelt sie an.
Vielleicht probiere ich davon später auch mal etwas. Harry scheint nicht so begeistert zu sein, als er die Nudeln mit Nutellasosse probiert. Schluckt es aber vorbildlich hinunter.

Nachdem Essen lege ich Leni ein wenig hin. Beim Essen wäre sie fast eingeschlafen. Während ich Leni in ihr Bett gebracht habe, hat Harry schon aufgeräumt.
"Das hättest du nicht machen müssen. Du hast schon genug getan heute." sage ich zu ihm.
"Ach quatsch. Ich mache es gerne. Es ist wirklich toll mit Leni zu kochen."sagt er zu mir.
"Das hättest du früher haben können." den Satz konnte ich mir nicht verkneifen.
Er soll merken, dass ich nicht gleich auf heile Familie machen werde. Nur tut es mir im nächsten Moment schon wieder leid, weil er mich traurig ansieht.
"Sorry." entschuldige ich mich.
"Du hast ja recht." gibt er zu.
"Wir können ja nächstes Wochenende mal reden. Nur wir zwei." schlage ich vor um ein anderes Thema anzuschlagen.
"Gerne." sagt er zu mir und lächelt mich an.
Oh dieses lächeln könnte Eisberge zum schmelzen bringen. Ich schmilze gerade auch.
Nein!
Ich darf nicht dahinschmelzen. Am besten schicke ich ihn weg.
"Dann kannst du ja jetzt den Tag genießen gehen. Ich danke dir nochmal für deinen Einsprung. Du hast mir echt den Arsch gerettet." sage ich zu ihm.

Ich bringe ihn zur Tür.
Behaglich bleibt er stehen. Es brennt ihm noch etwas auf der Seele, das sehe ich ihm an.
"Was macht ihr am Sonntag?" fragt Harry mich.
"Eigentlich nichts." antworte ich ihm.
"Wenn du einverstanden bist, dann könnten wir doch etwas zu dritt machen. Ins Schwimmbad oder in Zoo zum Beispiel gehen."
Oh man!
Damit bin ich echt überfordert.
Er hat aber so nett gefragt.
Ich will außerdem nicht im weg stehen. Er scheint ja wirklich seine Tochter kennenlernen wollen.
"Natürlich können wir etwas unternehmen. Ich wäre nur für den Zoo." stimme ich zu.
Harry strahlt über beide Ohren und sagt, "Dann schreib ich dir, wann ich euch am Sonntag abhole."
"Klar mach das! Bis Sonntag." verabschiede ich mich.
"Bis Sonntag."
Endlich geht Harry.
Ich muss mich echt emotional mehr von Harry abgrenzen. Sonst bin ich wieder zuverletzlich.
Ich sollte mich nach diesem Essen ein wenig zurückziehen von Harry. Es muss einfach sein. Natürlich kann er Leni sehen. Ich muss einfach nur alles genau durchplanen, damit ich ihn nicht so oft begegne. Wie ich des genau planen soll, weiß ich leider noch nicht.


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