Kapitel 45 1/2

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Harry P.o.V.

"Ich kann dich endlich verstehen, dass du meine Schwester hast sitzen lassen. Zwar toleriere ich es noch lange nicht. Aber ich kann es besser verstehen." seufzst Joe und nimmt einen Schluck von seinem Whisky.
Wir sitzen am späten Abend bei uns Zuhause und trinken Whisky. Joe hat vor ein paar Stunden von Abby die freudige Nachricht bekommen, dass sie schwanger ist. Er hat dazu nur gesagt, "Dass er weg muss" und ist zu mir gefahren.
Abby sitzt nun aufgelöst mit Michelle bei ihr zu Hause. Sollte Joe sich heute nicht mehr entscheiden nach Hause zugehen, schläft Michelle bei Abby. Zumindest weiß meine Verlobte, dass Joe bei mir ist. Diese Informationen habe ich ihr geschrieben.
Joe und Ich trinken Whisky, damit er langsam wieder runterkommt.

"Ein Kind. Ich werde Vater. Ich wollte nie wirklich Kinder haben." seufzst Joe herum und legt die Hände unter sein Kinn.
"Jetzt wirst du Vater. Du musst dich wohl an diesen Gedanken gewöhnen. Außerdem kannst du gut mit Kindern. Leni ist total begeistert von dir." Ich versuche ihn ein bisschen Mut zu zusprechen.
"Leni ist etwas anderes. Sie ist meine Nichte und ich kann sie euch immer wieder abgeben."
Da muss ich ihm schon zustimmen. Er muss Leni nicht Stunden um sich haben. Vorhin hat sie nicht ins Bett gehen wollen.
Das sind so Momente, wo ich Leni manchmal echt an die Wand klatschen könnte.
Ich habe nicht so die Geduld wie Michelle. Oder besser gesagt, bin ich nicht so konsequent in der Hinsicht. Darum habe ich mit Leni solange Fernsehen gesehen, bis sie eingeschlafen ist.
Michelle hätte mir etwas erzählt, wenn sie dagewesen wäre. Sie hätte Leni einfach ins Bett gelegt und sie wahrscheinlich weinen lassen. Vielleicht bin ich einfach sanfter zu Leni, weil ich ein paar Jahre verpasst habe. Manchmal bereue ich es noch, dass ich nicht von Anfang an alles mitbekommen habe. Ich hätte so gerne ihre ersten Schritte selbst gesehen. Michelle hat zwar noch Videos. Es ist nur nicht desselbe.
"Mach einfach nicht den gleichen Fehler wie ich damals. Du bekommst die verpassten Momente nie wieder. Darum entscheide dich lieber für dieses Kind. Immerhin dauert es neun Monate um sich darauf vorzubereiten." rate ich ihm.
Ich hoffe er nimmt meinen Rat an.

Gleich werde ich mal Michelle fragen, ob sie heute noch nach Hause kommt. Ich mag es nicht, wenn sie woanders ist.
Am liebsten schlafe ich neben meiner Verlobten ein. Sollte Michelle wirklich heute bei Abby übernachten, dann hole ich mir Leni ins Bett. Die kleine Maus ist auch ein Ersatz. Obwohl ich öfters eine gewischt von ihr bekomme, wenn sie bei mir im Bett schläft. Leni dreht sich sehr komisch im Schlaf und ich hab schon öfters eine Hand oder Fuß ins Gesicht bekommen. Irgendwie bekomme ich nur diese tritte oder schläge ab. Michelle bekommt nie etwas ab, wenn Leni bei uns im Bett schläft.
"Ich brauche eine sehr gute Entschuldigung für Abby." seufzst Joe und wuschelt sich durch seine langen brauen Haare. Ich würde mir gerne auch wieder meine Haare lang wachsen lassen. Nur wahrscheinlich würde Leni mich frisieren wollen. Und darauf stehe ich überhaupt nicht.
Ich habe es ja schon bei Michelle gesehen. Soviel glitzer und rosa Spangen stehen mir wirklich nicht.
Was Leni nicht interessieren wird.
Wenigstens stehen meine Chancen sehr gut, dass Michelle heute noch nach Hause kommt.
"Kauf einen Strauß Blumen und geh zu ihr und entschuldige dich. Sag einfach, dass du schockiert warst und nicht richtig reagiert hast." schlage ich vor.
Umso schneller er wieder zu Abby geht, umso schneller kommt Michelle wieder.
"Blumen sind echt gut. Nur wo bekomme ich noch Blumen her?"
Gute Frage!
"An der Tankstelle." Was anders fällt mir echt nicht ein.
Obwohl!
Ich hab Michelle vorgestern einen Strauß Rosen geschenkt. Den könnte ich Joe geben. Ich hol Michelle morgen einfach einen neuen und doppelt so großen Strauß Rosen wieder.
"In der Küche ist ein Strauß Rosen. Nimm den und gib ihm Abby."
"Das ist cool. Danke Bro." bedankt sich Joe und wirkt froh darüber, dass ich ihm den Strauß überlasse.

Ich gehe in die Küche und hole den Strauß. Zum Glück sieht der noch wie frisch gekauft aus. Ich bringe Michelle mindestens einmal die Woche einen Strauß Rosen mit. Sie liebt Blumen und freut sich jedesmal so sehr darüber. Ich liebe es ihr eine Freunde zumachen, darum bringe ich ihr immer Blumen mit. Leni bekommt natürlich auch eine Kleinigkeit mitgebracht. Meinstens ein kleines Filly Pferd. Die mag sie im Moment so gerne. Sobald Leni im Alter ist, dass sie reiten lernen kann, bekommt sie Reitstunden. Meine Tochter liebt Pferde und ich möchte ihr gerne ermöglichen reiten zu können. Vielleicht sollte ich mich mal erkundigen, ab wann sie reiten kann.
Ich gehe aus der Küche, wieder ins Wohnzimmer. Irgendwie vermisse ich  unsere offene Küche in London. So konnte ich Leni immer von der Küche aus beobachten und jetzt muss ich die kleine Maus immer mit in die Küche nehmen, wenn ich etwas koche.
Außerdem fällt die Tür von der Küche immer zu. Keine Ahnung wieso. Vielleicht steht unser Haus ein bisschen schief. Das könnte es zumindest erklären, warum die Tür immer zu geht.
Ich sollte es mal mit einer Wasserwagge überprüfen.

Aufjedenfall bin ich jetzt wieder im Wohnzimmer. Komischerweise sehe ich auf dem ersten Blick kein Joe auf meiner Couch.
Irritiert schaue ich mich herum.
"Joe?"
Er antwortet mir nicht.
Oben im ersten Stock fängt Hicks an zu bellen. Hoffentlich wollte Joe nicht oben auf die Toilette und ist ausversehen in Lenis Zimmer gestolpert. Sonst kann ich gleich meine Tochter wieder ins Bett bringen.
Ich gehe hinter die Couch, weil ich ein stöhnen höre.
"Fuck!" kreische ich entsetzt auf.
Joe liegt mit einer bluteten Kopfwunde auf dem Boden. Gerade scheint er wieder zu sich zukommen.
Darauf kann ich nur nicht warten, weil Hicks nicht ohne Grund bellt.
Und Joe hat sich bestimmt nicht selbst K.o geschlagen.
Egal wer eben Joe ausgeknockt hat, diese Person ist gerade oben.
Bei Leni!

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