Kapitel 9 1/2

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Michelle P.o.V.

"Leni sag mal Abby. Nicht Appy!" Ich bekomme gleich einen lachanfall. Meine beste Freundin ist heute morgen aus Holmes Chapel gekommen und gerade mal fünf Minuten hier, schon versucht sie Leni beizubringen ihren Namen richtig auszusprechen.
"Tante Appy komm mit. Ja?" sagt Leni zu ihr und zieht Abby an ihrer Hand ins Wohnzimmer.
Ich glaube, dass es im Moment Hoffnungslos ist, mit Leni ihren Namen zu üben. Meine Tochter freut sich mega ihre Tante hier zuhaben. Erstmal wird Abby ihre neuen Spielsachen begutachten müssen. Der Rest ist Nebensache für Leni.
Gestern habe ich Abby angerufen und ihr alles erzählt. Sie weiß über alles Bescheid, was die tage passiert ist in meinem Leben. Über zwei Stunden habe ich ihr von meinem Gefühlschaos wegen Harry und dem Streit mit Louis erzählt. Ich musste sie überhaupt nicht fragen, ob sie nach London kommen möchte, da sie es von sich alleine aus vorgeschlagen hatte, nachdem sie mein ganzes Drama gehört hat. Darüber bin ich wirklich froh, dass Abby jetzt bei mir ist.

Leni hat sich von Abby auf den Arm nehmen lassen, damit meine Tochter ihre Kunstwerke an der Wand zeigen kann.
"Du bist ja eine kleine Künstlerin." lobt Abby Leni.
"Ich noch mehr." Leni hangelt sich von Abbys Arm und läuft in ihr Zimmer. Bestimmt holt sie ihre Kindergartenmappe mit Bilder
"Ich hab einen super Idee. Du rufst jetzt Harry an und fragst was er heute vor hat." wendet sich Abby an mich.
"Wieso?" frage ich verblüfft.
"Weil ich heute auf Leni aufpass, damit ihr zwei reden konnt. Ihr müsst alles mal in ruhe klären."
Ich weiß, dass Abby recht damit hat. Nur fühle ich mich noch nicht bereit dazu. Harry habe ich geschrieben, dass er Leni sehen kann, auch wenn dieser Kuss zwischen uns war. Er hat gefragt, ob wir darüber reden wollen. Was ich verneint hatte.
"Du drückst dich nicht davor. Sonst rufe ich Harry an. Du musst endlich Klarheiten schaffen. Das tut dir gut und Leni tut es auch gut. Außerdem liebst du diesen Arsch noch. Sonst hättest du dich nicht von ihm küssen lassen. Mach ihm klar, dass du noch verletzt bist. Und dass er sich auch um dich bemühen muss. " bewichtigt sie mich.
"Willst damit sagen, dass ich es noch einmal mit Harry probieren soll?"
"Vielleicht! Erstmal müsst ihr euch aussprechen. Danach werdet ihr klären, wie es mit Leni aussieht." sagt sie bestimmend.
Wahrscheinlich hat sie diesen Plan während der Fahrt geschmiedet.

Aufeinmal fällt mir auf, dass sie mein Handy in der Hand hat. Sie tippt sogar darauf herum.
"Was machst du mit meinem Handy?" frage ich panisch.
"Ich hab Harry geschrieben. Damit die Sache mal in Schwung kommt. Er ist in zwanzig Minuten hier. Ich hab gedacht, das gleich besser ist. Sonst überlegst du dir es noch anders." erzählt sie mir grinsend.
Ich schaue sie mit weit aufgerissenen Augen an.
Ich sehe aus wie der letzte Penner. Meine Haare sind nicht gewaschen und ich habe noch einen One Direction Schlafanzug an. Louis hat mir diesen Schlafanzug mal zum Geburtstag geschenkt. Er ist so schön flauschig, darum trage ich ihn gerne.
"Ich kann nicht in zwanzig Minuten fertig sein. Ich weiß ja nicht, was ich ihm sagen soll. Das geht jetzt nicht...."
"Du gehst jetzt ins Bad. Ich such dir etwas zum anziehen heraus, während du duschen gehst. Um Leni kümmere ich mich schon. Wo ist die kleine Maus überhaupt?" unterbricht sie mich und schiebt mich zum Badezimmer.
"Leni wird wahrscheinlich spielen." antworte ich ihr.
Meine Tochter geht öfters mal in ihr Zimmer und kommt nicht zurück, weil sie mit etwas spielt. Ich habe mich daran schon gewöhnt.
"Dann spiele ich gleich mit ihr. Du gehst jetzt ins Badezimmer. Sonst ist er gleich hier."
Widerwillig gehe ich ins Badezimmer. Ich habe ja keine andere Wahl.

Abby bringt mir frische Klamotten, während ich unter der dusche bin. Irgendwie könnte ich meine Freundin schon erwürgen. Hätte sie mich nur eben nicht vor vollendete Tatsachen gestellt, hätte ich nie mit Harry geredet. Oder es sehr lange hinaus gezögert.
Ich sollte ihr für diesen Arsch tritt dankbar sein.
Nachdem ich duschen war und mich abgetrocknet habe, ziehe ich meine frischen Klamotten an. Abby hat mir einen roten Spitzenbh mit passenden String herausgesucht. Ein bisschen schmunzeln muss ich darüber. Leo hatte mal zu uns gesagt, dass eine Frau immer sexy Unterwäsche anhaben muss, wenn sie sich mit einem Mann trifft. Eine Regel von ihrer Oma. Ich glaube nur nicht, dass ich Harry an meine Wäsche heute lasse. Dazu ist es viel zu früh.
Ich habe ein bisschen Angst vor diesem Gespräch. Angst davor die alten Wunden wieder zu spüren. Vielleicht komme ich so endlich über die Sache hinweg. Ich muss ja irgendwann damit abschließen und in die Zukunft zusehen. Besonders wegen Leni müssen wir zusammen nach vorne schauen. Aufjedenfall gibt es erstmal kein zurück für mich zu Harry. Wir können erstmal auf eine Freundschaftlich Basis anfangen.

Abby hat mir ein weißes Sommerkleid mit schwarzen kleinen Schwalben bedruckt.
Damit kann ich wirklich Leben. Ich föne schnell meine Haare und schminke mich leicht. Meine Haare flechte ich zu einem französischen Zopf zusammen, nachdem ich mit dem schminken fertig bin.
Ich bin mir sicher, dass ich länger als zwanzig Minuten gebraucht habe.
Sobald ich aus dem Badezimmer komme, stürmt Abby direkt ins Badezimmer und schließt die Tür hinter sich. Anscheinend ein dringendes Geschäft. Als ich ins Wohnzimmer gehe sitzt Harry auf der Couch. Natürlich ist Leni schon bei ihm auf den Schoß und erzählt.
"Hi." begrüße ich ihn.
"Mummy, Harry bei mir."
Jeder der vorbeikommt, besucht automatisch nur Leni. Ich bekomme nach meiner Tochter nie Besuch. Ich kann ja damit leben.
"Hi." begrüßt mich Harry nun.
Ich will ihm gerade fragen, wohin wir gehen wollen, als Louis bei uns aufeinmal im Wohnzimmer steht.
"Noch Besuch." freut sich Leni über Louis erscheinen.
Er hat einen Schlüssel von meiner Wohnung, darum kann er hier einfach in die Wohnung.
"Was macht Harry hier?" faucht Louis.
"Ich treffe mich mit ihm. Darum ist Harry hier." verkünde ich gleich.

Louis schaut böse in Harry's Richtung. Wenn er jetzt Streit vor Leni mit Harry anfängt, bringe ich ihn um.
"Louis wir zwei gehen mal in mein Zimmer!" sage ich bestimmenden zu ihm.
"Nur wenn Leni mitkommt. Ich will nicht, dass Harry alleine mit der Kleinen ist." knurrt er.
"Komm Leni. Wir schauen mal was Tante Abby solange im Bad macht." mischt sich Harry ein und steht mit Leni auf.
Bevor Harry in Richtung Badezimmer gehen kann, stellt sich Louis ihm in den Weg.
"Gib mir sofort Leni."schreit Louis Harry an.
Leni kuschelt sich automatisch mehr an Harry. Sie mag nicht, wenn jemand schreit.
"Louis beruhig dich." sage ich eindringlich zu ihm.
"Ich soll mich beruhigen! Der Arsch hat überhaupt nichts in unserem Leben zu suchen. Er war die letzten zwei Jahre nicht da. Ich war da! Ich hab euch in den Kreißsaal gefahren und wieder nach Hause. Ich war mit euch im Urlaub. Ich war da, wenn Leni krank war. Er war überhaupt nie für Leni da. Genauso wenig war er für dich da. Er wollte Leni überhaupt nicht. Erinnerst du dich noch daran, dass er dich zwingen wollte abzutreiben. Als du es nicht machen wolltest, hat er dich vor die Tür gesetzt. Darum soll er sich einfach Verpissen aus unserem Leben." kreischt er wütend herum.
Er muss nicht an die letzten zwei Jahre erinnern. Ich habe den Schmerz lange genug durchgemacht. Ich will nach vorne sehen. Nicht wieder zurück.

Harry gibt Louis plötzlich Leni. Er wirkt niedergeschlagen.
"Ich geh." murmelt er traurig.
Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich verstehe gerade auch nicht, warum er gehen will.
Diese Situation überfordert mich gerade richtig...








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