Kapitel 47

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Michelle P.o.V.

"Schatz, ich hab kein gutes Gefühl dabei. Sie hat eben so theatralisch geweint. Ich komm mir vor, als wäre ich ein schrecklicher Papa." verkündet Harry, während wir im Auto vor dem Kindergarten stehen.
"Sollte sie sich wirklich nicht beruhigen, dann kommt jemand und holt uns." Ich hätte Harry Zuhause lassen sollen. Leni hat ihren ersten Schnuppertag heute im Kindergarten. Zwei mal waren wir dabei. Jetzt soll sie eine Stunde mal alleine im Kindergarten bleiben. Natürlich hat sie ein Drama veranstaltet, das Theaterreif gewesen ist. Nur irgendwann muss sie einfach in den Kindergarten gehen. Sie braucht Freunde in ihrem Alter. Außerdem möchte ich Leni mal wohin bringen, wenn ich einkaufen bin. Harry wird irgendwann wieder unterwegs sein. Das heißt ich bin mit zwei Kindern alleine.
"Sie hat aber so geweint." beklagt Harry und schaut mich deprimiert an.
"Schatz, wir haben es doch besprochen." Wir haben Stunden darüber geredet, dass Leni in den Kindergarten soll.
Er kennt auch meine Argumente.
"Ich kann sie doch mitnehmen, wenn es dir mit zwei Kindern zuviel ist." sagt Harry zu mir.
"Schatz, es geht nicht nur darum, dass mir es zuviel wird mit zwei Kindern. Leni braucht Kinder in ihrem Alter. Die meisten von hier gehen später mal mit ihr auf die gleiche Schule. Es ist doch gut für Leni, wenn sie jetzt schon ein paar Freunde findet." Ich rede mir den Mund schon fusselig.

Harry stellt mürrisch sein Radio an. Anscheinend habe ich jetzt ruhe. Wir können ja ausnahmsweise über ein anderes Thema reden.
Zum Beispiel wie unsere Tochter heißen soll.
"Wir können ja mal darüber reden, wie unsere Tochter heißen soll." spreche ich ihn darauf an.
"Ich finde wir sollten mal über unsere Hochzeit reden. Ich möchte dich doch vor der Geburt unserer Tochter heiraten. Wir können ja erst Standesamtlich heiraten. Nur im kleinen Kreis. Im Sommer können wir ja noch einmal groß in der Kirche heiraten." sagt er und überrascht mich damit total.
Wir haben lange nicht mehr über unsere Hochzeitpläne gesprochen. Eigentlich hatten wir uns irgendwie darauf geeinigt, dass wir erst nach der Geburt von unserer Tochter heiraten.
"Komm sag etwas dazu. Oder willst du mich nicht mehr heiraten?" fragt er nervös.
"Natürlich möchte ich dich noch heiraten. Ich war nur gerade ein bisschen überrascht. Ich finde deinen Vorschlag super. Meinetwegen können wir heute noch zum Standesamt." Ich bin gerade total euphorisch.
Es wird zwar nur eine kleine Feier. Was mir jedoch egal ist, weil ich den Mann meiner Träume heirate.
Für mich ist es wie ein wahr gewordens Märchen. Immerhin hätte ich vor fast einem Jahr nicht damit gerechnet, doch noch wieder mit Harry zusammen zukommen.
"Sobald wir Leni geholt haben, können wir ja mal nach einem Termin fragen." schlägt Harry vor.
"Ich hätte unsere Tochter schon mitgenommen." lass ich ihn wissen.
"Na bei dir bin ich mir manchmal nicht sicher. Gestern hättest Leni am liebsten im Supermarkt vergessen." neckt er mich.
Leicht schlage ich ihn in die Seite mit meiner Faust.
"Sie hat mich genervt."
Mit Leni einkaufen zugehen, ist echt anstrengend. Sie möchte alles kaufen. Sogar Sachen, die wir überhaupt nicht brauchen.
"Du bist ja mal wieder gemein." spottet er.
"Was sich liebt, das neckt sich." kommentiere ich.
Daraufhin lacht Harry nur.
Ich muss auch lachen. Gerade bin ich echt glücklich.

Wir sind einfach gelöster, seitdem Chase verhaftet ist. Wegen Caro machen wir uns auch keine großen sorgen mehr, weil Chase verraten hat, wo sie sich aufhält. Genau wissen wir es noch nicht, aber wahrscheinlich wurde Caro endlich gespannt. Louis hat sich in Los Angeles verkrochen und kann somit auch wieder durchatmen. Trotzdem bleiben wir in Holmes Chapel. Hier ist jetzt unser Hauptwohnsitz. Natürlich werden wir gelegentlich noch nach London fahren und dort mal länger bleiben. Besonders wenn Harry länger in London bleiben muss.
Dann will ich mit den Kindern bei ihm sein und nicht Monate auf ihn warten.
"Holen wir jetzt unsere Tochter." Er ist ein sehr fürsorglicher Papa. Manchmal ein bisschen zu fürsorglich. Leni hat jetzt ein neues Laufrad und flitzt damit herum. Harry hat ihr einen Helm, Knieschützer, Ellenbogenschützer und die Schützer für die Hände angezogen. Danach war nicht viel mit herum Flitzen. Da ich der Meinung bin, dass Kinder nur aus Fehlern lernen können, auch wenn sie dafür mal hinfallen müssen, habe ich sie gleich wieder von ihrem übertriebenen Schutz befreit. Außer den Helm, den habe ich ihr nicht ausgezogen. Harry ist wie eine alte Glugge gleich ausgeflippt und mir kuriose Sachen erzählt, was alles passieren kann, wenn sie so ungeschützt in unserer einfahrt herumdüst. Am besten fand ich die Geschichte, dass unsere Tochter, an einem nicht vorhanden Baum hängen bleibt mit ihrem Rad, dann einen Salto macht über unseren drei Meter hohen Zaun und sich dabei alles bricht. Harry muss zwar kreative sein, um Musik zu schreiben. Doch Schriftsteller sollte er wirklich nicht werden.

Nach einer Stunde haben wir es geschafft und gehen in den Kindergarten wieder hinein. Ich muss fast rennen um Harry einzuholen.
Vor mir ist er in der Gruppe.
Ich renne fast in Harry hinein, als ich in die Tür hineingehe.
"Dein Blinker ist ausgefallen." scherze ich, weil Harry mich so verblüfft ansieht.
Was nicht an mir liegt, was ich wenige Sekunden später feststellen muss. Unsere Tochter spielt in der Puppenecke mit einem blonden Jungen, der uns schielend ansieht.
"Oh mein gott. Die Eltern sollten dringend mal mit ihrem Sohn zum Augenarzt gehen. Leni bekommt bestimmt heute Nacht Alpträume." faucht Harry leise, so dass ich es nur hören kann.
Daraufhin boxe ich ihm meinen Ellenbogen in die Seite.
"Ich hätte auch gerne hübsche Enkelkinder, aber wenn sie ihn mag." flüster ich Harry neckisch zu.
"Ich will überhaupt keine Enkelkinder. Leni geht am besten ins Kloster." knurrt er.
"Du bist echt fies."
Endlich bemerkt Leni uns und rennt auf uns zu.
"Papi, das mein Freund Phil." erzählt Leni Harry gleich.
"Super. Wollen wir Eis essen gehen." sagt Harry zu Leni und ignoriert ihren kleinen Freund, der neben meine Tochter steht. Wenn Leni mal einen Kerl mit nach Hause bringt sollte Harry nicht da sein. Der wird sonst mit seiner Freundlichkeit jeden in die Flucht schlagen.
Kurz bevor wir gehen können, rede ich mit einer Erzieherin. Leni hat sich nach fünf Minuten wieder beruhigt und dann mit Phil gespielt. Morgen bringe ich sie wieder vorbei.
Nur diesmal lasse ich Harry lieber Zuhause. Sonst verprügelt er noch den kleinen Phil.

Hey meine Lieben ♥
Ich werde bald Schluß machen mit dieser Story. Ich lege mich nicht fest wieviel Kapitel es noch werden. Ich weiß es selbst noch nicht genau. Aber mehr oder weniger wie zehn werden es nicht.

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