Kapitel 13

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Harry P.o.V.

Ich habe Leni wirklich gerne um mich. Nur wenn sie so weiter macht, kann ich streichen. Eben waren wir im Garten und haben ein bisschen Matsch gemacht. Leni ist mit ihren matschigen Händen überall im Haus herum. Im Wohnzimmer hat sie ihre kleinen Händchen auf der Wand verewigt.
Gestern hat sie im Flur mit einem Edding gemalt. Ich muss Farbe kaufen gehen, immerhin muss ich noch mein Schlafzimmer streichen. Bei Michelle macht Leni sowas nicht. Das traut sich die Kleine wahrscheinlich nicht. Michelle ist in vielen Dingen konsequenter, als ich es im Moment bin. Ich lerne Leni ja erst kennen.
Ein bisschen weiß ich schon über meine Tochter. Sie mag malen und Barbies. Dazu ist Sie ein kleines Energiebündel. Ich kann verstehen, dass Michelle manchmal total geschafft ist wegen Leni.

Ich habe meine Mama heute zu mir eingeladen. Sie müsste jede Minute hier eintreffen. Bestimmt wird sie überrascht sein, wenn sie Leni sieht. Ich habe ihr noch nichts davon erzählt, dass ich Kontakt zu Michelle und Leni habe. Es soll eine Überraschung sein.
Ich sollte erstmal Leni ein bisschen waschen.
Sie sitzt auf meinem Teppich vor dem Fernseher und schaut eine Kindersendung. Go Wild oder sowas.
Es geht um Tiere und die komischen Jungs in der Serie haben so Anzüge, die sie in bestimmte Tiere verwandeln können.
"Komm Leni wir gehen dich waschen." sage ich zu ihr und hebe Sie hoch.
"Papi ich das gucken will." meckert sie.
"Gleich darfst du weiterschauen. Wir müssen sich erst einmal ein bisschen sauber machen." verspreche ich ihr.
Es erwärmt mein Herz, dass sie mich Papi nennt.
Ich liebe diese kleine Maus.
Genauso wie ich ihre Mama liebe. Ich habe schon oft darüber nachgedacht, ob ich sie mal um ein Date bitten soll. Aber bestimmt ist es noch zu früh dafür.
Ich warte einfach noch ein paar Wochen. Dann frage ich sie, ob wir mal ausgehen können.

Ich setze Leni auf die Ablage neben dem Waschbecken ab.
Danach hole ich einen Waschlappen über ihr im Schrank.
"Ich nass machen." sagt sie und will mir den Waschlappen abnehmen.
"Nein Leni. Ich mach ihn nass und wasch dich. Sonst hab ich gleich hier eine Überschwemmung." sage ich zu ihr.
"Nein. Ich nicht spielen. Versprochen." Sie halt ihre Hand zum Schwur hoch und schaut mich neckisch an.
Die wird bestimmt kein quatsch mit dem Wasser. Darauf kann sie soviel schwören wie sie möchte. Ich muss sie noch umziehen und wickeln. Darum würde ich lieber schnell alles machen.
"Nein meine süße. Gleich bekommen wir Besuch. Darum müssen wir schnell machen."
"Wer kommt?" möchte Sie wissen.
"Meine Mama."
"Du auch eine Mama?"
"Jeder hat eine Mama." erkläre ich.
"Ok. Ich auch eine Mama." Ich glaube sie hat mich überhaupt nicht verstanden.
Darum wasche ich ihr Gesicht und ihre Hände.

Wir sind gerade in ihrem Zimmer, wo ich ihr eine frische Windeln anziehe, als meine Mama in dieses Zimmer kommt.
"Omi Anni." ruft Leni freudig und Winkt meiner Mama zu.
Was ist hier los?
Ich bin wirklich verblüfft, dass Leni so reagiert.
"Hallo mein Schatz." begrüßt meine Mama Leni und stellt sich neben mich. Leni streckt ihre Arme nach ihr aus und wird von meiner Tochter auf den Arm genommen. Meine Mama gibt Leni einen dicken Kuss auf die Wange.
"Hallo Harry." sagt meine Mama.
"Warum sagt Leni Oma zu dir?" möchte ich wissen.
Ich bin gerade ein bisschen sauer. Es scheint so als hätte meine Mama Kontakt zu Michelle gehabt. Und das hinter meinem Rücken.
"Ich hatte all die Jahre Kontakt zu Leni und Michelle. Ein paar mal im Jahr haben wir uns getroffen. Nur weil du abgehauen bist und dich vor deiner Verantwortung gedrückt hast, heißt es nicht, dass ich auf meine Enkelin verzichten wollte."  gesteht meine Mama bissig.
Was ist jetzt ihr Problem?
Ich habe ja allen Grund sauer auf meine Mama zu sein. Sie hat mir nie gesagt, dass sie Kontakt zu Leni hat. Dass sie meine Tochter kennt.

"Leni, willst du runter mit Tante Gemma gehen?" fragt meine Mama.
Ach was?
Meine Schwester hatte auch Kontakt zu meinem Kind. Wollen die mich alle verarschen?
"Hi Brüderchen." begrüßt mich Gemma und nimmt Mama die kleine ab.
Danach verlässt sie mit meiner Tochter das Zimmer.
Lenis Zimmer ist gestern fertig geworden. Sie möchte bald bei mir übernachten. Wenigstens hat sie einen Ort zum zurückziehen.
Dort kann sie auch in ruhe ihren mittagsschlaf halten.
"Ich wollte Kontakt zu meiner Enkelin haben. Du kannst es mir nicht übel nehmen, dass ich mein Enkelkind aufwachsen sehen will." teilt sie mir ernst mit.
"Und was ist mit mir? Du wusstest ganz genau, dass ich meine Tochter sehen wollte. Du wusstest alles über meine versuche. Trotzdem bist du mir so in den Rücken gefallen und hast mir nichts gesagt. Es wäre deine Pflicht gewesen, mir etwas davon zu erzählen." werde ich ein bisschen lauter.
Ich bin gerade wirklich außer mir. Sie hatte mir ermöglichen können mein Kind zusehen. Was sie nicht gemacht hat. 

Sauer gehe ich aus dem Zimmer.
Ich brauche einen Moment um mich abzureagieren.
Direkt gehe ich in mein Zimmer und lasse mich auf mein Bett fallen.
Ich würde gerne wissen, ob meine Mama schon Kontakt zu Leni hat, seitdem die Kleine auf der Welt ist.
Irgendwie fühle ich mich verarscht von ihr.
Ich habe ihr alles erzählt. Sie wusste des Louis mich nicht zu meiner Tochter gelassen hat und von der Lüge mit der Vaterschaft wusste sie auch. Außerdem wusste sie von meinem verlangen mein Kind zusehen.
"Harry lass uns reden." Meine Mama kommt zu mir ins Zimmer und setzt sich auf mein Bett.
Eigentlich will ich gerade ein bisschen meine ruhe haben.
"Ich hab Michelle damals versprochen, dass ich dir nichts von unseren treffen erzähle." sagt sie zu mir.
"Ich bin aber dein Sohn. Du hattest es mir sagen müssen, dass du Kontakt zu den beiden hast. Vielleicht hätte ich Leni schon früher sehen können." murmel ich.
Es quält mich, dass ich Leni nicht von Anfang an sehen konnte. Ich habe soviel verpasst. Natürlich bin ich einen großen Teil selbst daran schuld, dass ich Leni nicht früher um mich hatte. Ich war aber nicht ganz alleine daran schuld.
"Es tut mir leid, mein Schatz. Lass uns darüber nicht streiten. Ich kann es nicht ändern." 
Sie hat ja recht.
Wir können beide nichts mehr daran ändern.
Darum vertragen wir uns wieder und lassen dieses Thema fallen.

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