Kapitel 31

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Michelle P.o.V.

"Leni macht Urlaub." erwähnt unsere Tochter zum tausendsten mal heute.
"Schön." antwortet die Frau im Restaurant, die uns gerade bedient und grinst unsere Tochter entzückt an.
Harry und Ich haben beschlossen unsere Familien mal wieder besuchen zufahren. Damit wir einfach mal raus kommen aus diesem Mist.
Leni durfte nach drei Tagen im Krankenhaus nach Hause. Wir sind noch zwölf Tage Zuhause geblieben und Leni hat gestern schon ihren Gips abbekommen. Bei Kindern heilt ein Bruch viel schneller. Sie soll zwar noch ein bisschen vorsichtig sein und hat noch einen Stützverband. Doch der Bruch ist gut verheilt. Trotzdem lässt die kleine Dame sich von ihrem Papi noch überall herumtragen.
"Was möchtest du essen?" fragt Harry.
"Mhm Pommes." antwortet Leni.
"Wollen wir zusammen Pommes und Nuggets essen?" fragt Harry.
Es ist meistens sinnlos für Leni alleine eine Portion zu bestellen. Sie isst nie viel. Außer es sind Süßigkeiten.
"Ja. Aber viel Ketchup." bemerkt Leni.
Harry bestellt für uns beide Pommes mit Nuggets und jeweils einen Salat dazu.

Wir setzen uns in eine Sitzecke hin, wo wir ein bisschen ungestört sind. Harry macht ein bisschen von seinem essen auf einen kleinen extra Teller.
"Ketchup!" kreischt Leni quiekend. Ein paar Leute schauen uns an.
"Nicht so laut." zügeln ich Leni.
Manchmal quiekt sie dauernd laut herum. Zuhause kann sie es ja gerne machen. Nur nicht, wenn wir unterwegs sind.
Harry macht ihr Ketchup auf den Teller.
"Mehr will." sagt Leni und macht eine schnute.
"Ess erstmal den Ketchup. Dann schauen wir mal, ob du noch mehr bekommst." antwortet Harry.
In Erziehungsmethoden ziehen wir an einem Strang. Meinstens aufjedenfall. Harry gibt öfters mal nach, wenn Leni auf die Tränendrüse drückt. Dann muss ich die böse spielen. Bevor wir in Richtung Holmes Chapel aufgebrochen sind, habe ich Abby, Joe und Anne gebeten, Leni nicht zu sehr verwöhnen. Besonders Anne ist sehr anstrengend im verwöhnen ihrer Enkelin. Sie erfüllt Leni jeden Wunsch. Wenn Leni einen Schokokuchen will, backt sie gleich einen. Dazu bekommt sie andauernd Süßigkeiten zugesteckt. Mein Bruder ist fast genauso schlimm. Er gibt Leni auch andauernd etwas. Zu ihm sage ich andauernd, dass er endlich eigene Kinder bekommen soll. Die kann er verwöhnen. Leider sind Kinder im Moment überhaupt kein Gespräch für die beiden.
Ich versuche schon mein zweites Kind zubekommen und die beiden wollen noch nicht.
Nicht einmal heiraten wollen die beiden in nächster Zeit. Sie werden wahrscheinlich auch nie heiraten. Mein Bruder hält nichts vom heiraten und Abby möchte auch nicht unbedingt heiraten. Mir ist es schon wichtiger. Was vielleicht daran liegt, dass ich noch ein bisschen Angst habe, Harry könnte wieder abhauen. Natürlich ist eine Ehe keine Sicherheit. Ich fühle mich damit aber sicherer.

Nachdem Essen gehen wir wieder zum Auto. Wir haben noch zwei Stunden fahrt vor uns. Früher fand ich DVDplayer im Auto total sinnlos. Seitdem ich Mutter von einer kleinen nervigen Tochter bin, finde ich die richtig toll im Auto. Harry hat einen im Sitz. Und Leni kann Film schauen. Somit quengelt sie nicht soviel beim Auto fahren.
"Ich fahr jetzt." bemerkt Harry.
"Ok Chef." antworte ich ihm.
Wir wechseln uns alle zwei Stunden ab mit dem fahren. Ich darf ja Harry's Auto auch fahren. Er stellt sich zum Glück nicht so an, wenn ich mal sein Auto fahre. Bei der Schlüssel Übergabe gebe ich ihm einen etwas längeren Kuss auf die Lippen.
"Nicht bussi." beschwert sich Leni.
Ich bin mal ein bisschen egoistisch und mache die Autotür zu, damit ich Harry noch einmal küssen kann. Dabei schlinge ich meine Arme um seinen Hals und schmiege mich an ihn an. Harry schlingt seine Arme um mich und wir knutschen ein bisschen herum.
Empört klopft Leni an die Fensterscheibe.
"Wir sollten einsteigen. Sonst prügelt unsere Tochter noch die Scheibe ein." scherzt Harry und gibt mir noch einen kurzen Kuss.

Wir steigen beide ein und Leni sagt beleidigt zu mir, "Doofe Mami."
"Na Leni. Ich will sowas nicht hören. Damit verletzt du meine Gefühle. Du willst ja auch nicht, dass ich dich "Doofe Leni" nenne." sage ich zu ihr ein wenig strenger.
Harry startet den Motor und fährt los. Im Rückspiegel beobachte ich Leni. Meine kleine Ansprache hat ihr nicht gefallen. Sie sieht mich trotzig an. Ich kann sie jedoch nicht immer wie ein rohes Ei behandeln. Darum muss ich einfach damit leben, dass sie trotzig ist. Ich vermute sowieso, dass Leni langsam in die Trotzphase kommt. Von Tag zu Tag wird sie bockiger. Vielleicht lasse ich sie einfach bei Anne. Sie hat zwei Kinder durch diese Phase gebracht. Obwohl ich ja jetzt Harry habe. In der Zeit wo Leni im Krankenhaus war, haben wir uns abgewechselt, damit, wer bei Leni übernachtet. Wahrscheinlich wäre Louis auch wieder für uns dagewesen, wenn ich Harry nicht wieder in unserem Leben hätte.

Ich bin nicht böse auf Louis. Er kann nichts dazu, dass es diese verrückte gibt. Diese Frau hasst mich. Ich weiß nicht einmal, warum sie mich hasst. In ihren Augen stehe ich im Weg.
Dabei habe ich nichts mit Louis. Verrückte versteht man sowieso nicht.
Ich habe nicht nur angst um meine Tochter und Harry. Sondern bin auch wegen Louis besorgt. Er nimmt es jetzt ein bisschen ernster und nach Los Angeles. Dort kann er wenigstens seinen Sohn öfters sehen. Deswegen haben wir uns auch aus dem Staub gemacht. Louis hat mehr oder weniger darauf bestanden. Er hat Angst, dass Caro denkt, ich hätte etwas mit seinem verschwinden zu tun. Er hat sogar auf Harry eingeredet, damit wir die biege machen. Eigentlich musste er nicht viel auf Harry einreden. Wenn es um Leni und mich geht, würde er sogar in die Wüste gehen, wenn er uns da in Sicherheit bringen kann.
Ich möchte nicht ewig in Holmes Chapel bleiben. Mein Leben ist in London.
Unser Leben ist in London.

Natürlich wird nach Caro gefandet. Dieses Miststück ist nur auf der Flucht. Sie hat in einer WG gewohnt, mit zwei weiteren Mädels. Von heute auf morgen hat sie ihre Sachen gepackt und ist abgehauen.
Hätte ich wahrscheinlich auch gemacht, wenn ich sie wäre. Ich konnte mich ja nicht zurückhalten und habe Louis dazu gebracht mich zu ihrer Wohnung zufahren. Daher weiß ich, dass sie abgehauen ist. Wahrscheinlich war es der Schlampe ihr Glück, dass sie vorher geflohen ist. Ich hätte sie getötet.
Sie hat mein Baby verletzt und wahrscheinlich meinen Verlobten fast getötet. Dafür hat sie einen langsamen qualvollen Tod verdient. Oder zumindest ein paar harte schläge in ihre Fresse. Damit ihr Gesicht für immer entstellt ist. Ich habe solchen Hass auf diese Frau. Harry hat mir einen Boxsack gekauft, damit ich meine Wut ein wenig herauslassen kann.
Ein wenig hilft es mir.
Noch mehr würde es mir helfen, wenn Caro endlich geschnappt wird. Damit wir unsere ruhe haben.


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