Kapitel 4: „Liebe und andere Lektionen"

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Die Menschen eilten schnell aus der Kirche und liefen Richtung Schloss. Rapunzel war jedoch eine der Ersten, die aus der Kirche gelaufen war. Sie wollte unbedingt an die frische Luft und einen klaren Kopf kriegen.

Flynn kam gerade auch aus der Kirche geschlendert. „So, und was machen wir jetzt?", fragte er und lehnte sich lässig gegen eine Steinsäule, dabei verschränkte er die Arme genüsslich vor der Brust.

Rapunzel zuckte nur mit den Schultern und grinste: „Jedenfalls bleib' ich nicht länger so bei dir stehen. Du stehst da, wie bestellt und nicht abgeholt." „Na dann, lass uns doch in den Ballsaal gehen, ich habe gehört, dort soll es ein berauschendes Fest geben!" Flynn legte den Arm um Rapunzels Schultern und grinste sie breit an. Dann machten die beiden sich auf den Weg zum Schloss.

* * * *

Hans ging ebenfalls nach Draußen und bemerkte, wie ihm jemand auf die Schulter tippte. Als er sich umdrehte, sah er in Annas breit lächelndes Gesicht. „Na, hat dir die Krönung meiner Schwester gefallen?", meinte sie, beugte sich nach vorne und nahm die Hände hinter den Rücken. „Ja, sehr. Aber vor allem, weil du dabei warst!", sagte Hans, mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen, und strich ihr mit einer Hand über die Wange. Anna lachte verlegen und hielt sich dabei die Hand vor den Mund: „Ach, hör' doch auf!"

„Ich könnte nicht aufhören, selbst wenn ich wollte. Ich empfinde einfach etwas für dich, was ich noch nie für einen anderen Menschen empfunden habe!", meinte Hans grinsend und erhob unschuldig die Hände.

Annas Augen leuchteten voller Freude auf: „Ich empfinde für dich genauso!"

Die beiden lachten verzückt auf. Daraufhin zeigte Anna Hans ihr Königreich. Von der Spitze des Glockenturms, wobei sie über die Dächer des Palastes herumtanzten, bis hin zu einer Höhle hinter dem Wasserfall, die in der großen Felsmauer hinter dem Schloss versteckt war, da Arendelle indessen Tal lag. In diesem Teil leuchtete der große Mond durch den durchscheinenden Spiegel aus Wasser und brach sich farbenfroh an der Höhlenwand wider. Es war wunderschön, wie Anna fand. Hans ist so toll! Ich glaube, er ist der Richtige für mich. Er ist der eine, der meine Sehnsucht nach Liebe zu stillen vermag.

Hans hatte sich in der Zwischenzeit schon vor Anna auf die Knie gesenkt und stellte ihr nun eine wichtige Frage, obwohl sie sich gerade erst kennengelernt haben: „Darf ich nun etwas ganz Verrücktes sagen? Willst du mich heiraten?" Er hielt ihr eine kleine Schachtel hin, die er langsam öffnete und zum Schluss kam ein wunderschöner, goldener Ring zum Vorschein.

Anna war erstaunt und sehr überrascht, sodass sie eine Weile nur da stand und ihn perplex anstarrte. Doch dann sagte sie voller Freude: „Darf ich denn etwas noch Verrückteres sagen?" Sie hielt einen Augenblick inne und atmete nochmals tief durch, „Ja, ich will!" Anna sprang Hans um den Hals und küsste ihn leidenschaftlich, wobei er den Kuss nur mit etwas Motivation erwidern konnte, was Anna jedoch nicht mehr bemerkte, da sie schon zu sehr in ihrer Traumvorstellung vom ‚Happy End' versunken war.

* * * *

„Herrjemine, schon wieder so viele Menschen...", murmelte Rapunzel, als sie den Ballsaal erreicht hatten. Dann sah sie zu Flynn: „Äh, m-müssen wir da wirklich rein?"

„Ähm, nein! Wir können auch eine Weile durch die Stadt spazieren und später nochmal wieder kommen?", schlug Flynn lächelnd vor.

Als die Beiden jedoch gerade hinaustreten wollten, sahen sie sich einem Pärchen gegenüber, das sich ineinander untergehakt hatte. Es handelte sich um Anna und Hans, die auf dem Weg zu Elsa waren.

Da Anna den Segen für die Hochzeit erbitten wollte, weil sich die Beiden ja schon verlobt hatten, wollten sie schließlich dies auch gleich der Königin und zugleich Annas Schwester berichten.

Rapunzel senkte den Blick, als sie Hans sah und verbeugte sich dann vor Anna. Ein wenig Höflichkeit konnte man ja auch als Prinzessin noch entgegen bringen, dachte sich zumindest Rapunzel. Auch Flynn verbeugte sich, da er zwei Menschen königlichen Geblüts vor sich hatte.

„Ach, nicht doch. Das ist nicht nötig!" Anna winkte ab.

Hans trat schnell an ihre Seite und stimmte ihr zu: „Genau, erhebt euch bitte wieder!"

„Ach, Hans, du unterstützt mich immer so toll. Ich liebe dich so!"

Annas Augen sahen Hans funkelnd an und sie schmiegte sich an ihn. „Übrigens müssen wir jetzt auch schon weiter! Wir haben noch etwas Dringendes mit der Königin zu besprechen, stimmt's?", erinnerte Hans, wobei er Anna erwartungsvoll ansah. Diese träumte immer noch etwas vor sich hin, doch wenige Bruchteile später kam sie wieder zu sich. „Oh, ja, stimmt! Das hätte ich beinahe vergessen." Anna rieb sich grinsend den Kopf, „Naja, hat mich gefreut euch kennenzulernen! Wie heißt ihr denn?"

„Oh, i-ich heiße Rapunzel und das ist mein Mann Eugene!" Sie trat einen Schritt zurück und hakte sich bei Flynn ein. „Sehr erfreut! Ich bin Anna und das ist nun mein Verlobter Prinz Hans." Anna deutete lächelnd auf ihn und hakte sich ebenfalls wieder bei Hans unter. „Wenn ihr möchtet, könnt ihr ja noch bis zu unserer Hochzeit bleiben. Oh, das wäre wirklich ganz toll!", schlug Anna begeistert vor. Rapunzel sah Flynn kurz an und blickte dann lächelnd zu Anna: „Oh ja, sehr gerne sogar! Arendelle ist wirklich ein schönes Königreich."

„Ja, auch wenn ich es bis heute nur aus der Ferne betrachten konnte...!" Einen Moment schwelgte Anna in Erinnerungen, aber sie wechselte schnell das Thema, „Gut, da freue ich mich und Hans bestimmt auch, oder?" Hans lächelte und strich ihr sanft über die Wange: „Wenn du glücklich bist, bin ich es auch!"

Rapunzel machte einen leichten Hofknicks, um sich zu verabschieden. „Vielleicht sieht man sich ja noch einmal?", murmelte sie und zog dann Flynn mit sich. „Ja, das würde mich freuen!", meinte Anna und winkte den Beiden zum Abschied. Dann nahm sie Hans bei der Hand und machte sich mit ihm auf den Weg in den Ballsaal, wo sie wenige Minuten später auch ankamen und auf Elsa zusteuerten.

Jedoch mussten sie sich durch die tanzenden Paare hindurchzwängen, was nicht gerade einfach war.

„Die... beiden sind nett, findest du nicht?", fragte Rapunzel, während sie die Gassen langschlenderten. Flynn überlegte eine Weile, bevor er antwortete: „Ja, das sind sie tatsächlich!"

Er schlang seinen Arm um sie und ließ sie sich an ihn schmiegen, was er natürlich auch sehr genoss. Auch Rapunzel genoss es. In solchen Momenten wünschte sie sich, dass die Zeit stehen blieb.

„Du weißt nicht zufällig, wie man die Zeit anhält?", lächelte sie. „Nein, ich glaube, wenn ich es könnte, hätte ich es schon längst getan...", grinste Flynn und fuhr sich mit der Hand durch die kurzen braunen Haare, gab sich danach jedoch wieder ganz der Nähe zu Rapunzel hin.

Rapunzel seufzte und griff dann nach seinem Schwert. „Du sagtest nach der Zeremonie?", lächelte sie. „Klar, sagte ich das!", meinte Flynn mit einem amüsierten Grinsen. Er fasste das Schwert ebenfalls an und stellte sich hinter Rapunzel. Dann vollführte er mit ihr einige, kleine Kniffe und Tricks, die ihr helfen könnten.

Rapunzel lächelte. „Wenn du Lust hast, könnten wir jetzt in den Ballsaal? Ein wenig Gesellschaft könnte ich auch noch gebrauchen." – „Okay, dann machen wir das!"

Flynn löste sich langsam von ihr und gemeinsam gingen sie dann in den Ballsaal. Hand in Hand und Arm in Arm, nichts ahnend, was sich im Ballsaal gerade abspielte. Kurz vor dem Ballsaal blieb Rapunzel nochmal stehen. Sie atmete tief durch und zog Flynn dann lächelnd mit sich ins Getümmel.

Frozen & Tangled I: Beware the frozen HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt