Kapitel 44: „So viel ist passiert"

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Dann streckte jemand plötzlich eine Hand aus der Menge im Saal empor und kam mit noch zwei anderen Leuten im Schlepptau auf Fulvia zugeeilt. „Wir helfen dir! Schließlich möchten auch wir, dass Rapunzel wieder fröhlich wird. Und ich möchte, dass sie wieder so entschlossen und vergnügt wird, wie ich sie kennengelernt habe. Immerhin sind die beiden nun unsere Freunde, da sollten wir ihnen ebenso helfen! Letztlich muss man ja auch gestehen, dass sie uns auch geholfen haben, also müssen wir uns sowieso noch revanchieren."
Die arendellische Prinzessin war schon immer nicht sehr förmlich gewesen und auch sonst war ihr Benehmen nicht gerade ‚Lady-like'. Ganz anders dagegen ihre Schwester, die bereits Königin war. Diese bewegte sich sehr vornehm und sprach nur mit Bedacht.
„Stimmt's, Kristoff?" Anna drehte sich nun zu ihrem Verlobten und ihrer Schwester um, „Elsa?"
Kristoff legte ihr nur unterstützend die Hände auf die Schultern und nickte zustimmend in die Richtung der Apothekerin. „Ja, stimmt! Wir werden Ihnen helfen – Fulvia, habe ich Recht?" Er kratzte sich im Nacken und lächelte ihr warm entgegen.
Fulvia sah eine Weile zwischen den Drein hin und her, ehe sich ein breites Lächeln auf ihr Gesicht schlich. „Das ist schön! Also zuerst einmal müssen wir..."
„Joho, du willst doch keine Party ohne mich starten, oder?!"
Die Rothaarige zuckte zusammen und sah sich dann verdattert um. Zu ihrer linken stand die junge Schneiderin, mit den rotbraunen Haaren. Leicht angetrunken, mit einer deutlichen Fahne, aber scheinbar so gut gelaunt wie immer. „Also, Chef, was soll ich tun?", fragte sie witzelnd und schlang einen Arm um Fulvias Schultern. Diese ergriff nur Roses Hand und schubste sie von sich weg. „Kennst du dich mit Romantik aus?"
„Wie man's nimmt. Willste 'ne Kostprobe?" Rose lehnte sich vor und spitzte die Lippen, doch Fulvia drückte ihr einfach ein Buch ins Gesicht. „Lass den Unsinn! Können du und Prinzessin Anna den Schlafraum der Beiden etwas... romantisch... gestalten? Rosenblätter, Kerzen und so? Dann entführe ich Königin Elsa und – Prinz? – Kristoff nach draußen!", schlug sie vor und wandte sich an die Drei, „Wenn das für Sie in Ordnung ist?"
„Aber ja doch, das ist vollkommen in Ordnung!" Anna lächelte Fulvia warm zu. „Dann können sich Elsa und Kristoff gleich ein wenig kennenlernen. Immerhin ist er bald ein Teil unserer Familie, nicht wahr, Elsa? Und Rose und ich kommen sicher klar; Sie scheint doch sehr... Äh... ‚charmant' zu sein."
Die Prinzessin kicherte verlegen auf und zog sich zu ihrem Verlobten hoch, um ihm einen Kuss auf die Wange zu geben. „Wir sehen uns heut' Abend wieder, bis dann, ja?"
Dann schnappte sich der Rotschopf die Schneiderin und verließ mit ihr den Speisesaal.

„Also, wo geht's lang? Wo ist ihr Zimmer?", fragte Anna schließlich, als die beiden Frauen den Flur hinuntergingen. „Hach, das ist ja alles so aufregend!", murmelte sie und ließ ihren Blick verträumt umherschweifen.
Über die Böden, die mit violetten Teppichen ausgestattet waren und die Wände, an denen immer in einem bestimmten Abstand Porträts aufgehangen waren. „Wow, diese Gemälde sind wirklich beeindruckend! Mutter und Vater wurden ja auch ziemlich oft porträtiert, aber so viele Bilder hängen bei uns im Schloss nicht. Gut, vielleicht auch, weil... sie bereits früh... fortgegangen sind." Die Prinzessin verstummte und nun hörte man nur noch das Klackern der Schuhe von den zwei Frauen.
Die Erinnerung schlich sich schlagartig in ihre Gedanken und sie dachte wieder daran, dass sie mit dem Tod ihrer Eltern alleine zurechtkommen musste. Kai und Gerda, die königlichen Berater, hatten sie trösten wollen, aber sie verstanden es nicht – Niemand verstand –, dass sie doch eigentlich nur mit ihre Schwester zusammen trauern wollte. Doch, was tat diese, sie verschanzte sich nur noch mehr in ihrem Zimmer.
Das war etwas, was Anna ihr nur schwer vergab. Aber gerade deshalb, weil sie so etwas Niemandem wünschte, würde sie versuchen, Rapunzel aufzuheitern. Schließlich waren Freunde und Liebe das Einzige, was Rapunzel blieb, da sie keine weiteren Geschwister besaß oder zumindest glaubte, dass sie nie welche besessen hatte.
Rose sah die junge Prinzessin eine Weile schweigend an. Sie hatte keine Ahnung, was sie erwidern könnte – Sollte sie sie trösten? Aber gerade das konnte sie doch nicht!
Schließlich entschied sie sich, das Thema zu lassen und setzte ein breites Lächeln auf.
„Oh, Ihr solltet das Porträt von Eugene sehen! Hat ihn wahnsinnig gut getroffen." Die Schneiderin lachte laut auf. „Der Typ hat sich so oft umgedreht und gezappelt, dass sie ihn nachher festgebunden haben! Fand' der gar nicht so lustig. Der durfte dann erst mal fünf Stunden sitzen; Toilettengänge natürlich unerwünscht! Nachher haben sie ihm 'nen Eimer hingestellt, weil sie nicht wollten, dass er sich in die Hose macht. So rot hab' ich Rapunzel in ihrem ganzen Leben nicht gesehen! Also nicht, dass ich sie schon so lange kenne, aber, äh..."
Rose räusperte sich und deutete auf eine Tür am Ende des Ganges. Diese war von oben bis unten mit Rosenranken bemalt und unzählige Schmetterlinge tanzten um die Türklinke herum.
„Hereinspaziert!" Sie öffnete die Tür, ließ Anna eintreten und schlüpfte dann ebenfalls in den Raum. „Oh man, Empfangskomitee! Wieso brennt hier kein Licht?!" Stöhnend tastete sie sich zur Fensterbank hinüber und entzündete die Kerzen des Kerzenhalters. „So, mal sehen, was sie uns da gelassen hat!" Rose sah sich um und entdeckte auf dem Schreibtisch einen kleinen Korb. Als sie den Inhalt betrachtete, entdeckte sie einen Beutel mit getrockneten Rosenblättern und ein paar Teelichter. Daneben ein Zettel von Fulvia:

Frozen & Tangled I: Beware the frozen HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt