Schon vom Hafen aus, war das prachtvolle, goldene Schloss deutlich zu erkennen. Es lag auf einem hohen Berg, ziemlich weit westlich, in dem Tal darum herum, befand sich der Rest des Königreichs.
Die Höhen und Tiefen des Reiches erinnerten fast etwas an die Mondoberfläche. Der Blondhaarige verließ nun gemeinsam mit seinem gescheckten Hengst das Schiff. Er schwang sich auf den Rücken des Pferdes und nickte dem Kapitän zu, ehe er sich in Richtung Schloss begab.
Mit Schwung öffnete sich die goldene Eingangstür und David schritt in die riesige Eingangshalle hinein. Treppe, Decke und Wände des Schlosses, waren aus massivem Marmor.
„Willkommen zurück!", begrüßten ihn die Dienerinnen, nahmen ihm Hut und Umhang ab und reichten ihm seine Krone, „Euer Vater erwartet Euch zum Essen."
David warf seinem Spiegelbild einen flüchtigen Blick zu und richtete seine Krone. „Bringt uns einfach etwas ins Turmzimmer."
„Uns?"
„Mirella und mir." Eine der Bediensteten nickte und dann begab er sich die Treppe hinauf.Das Turmzimmer war dunkel. Schwere Vorhänge verbargen die Sonne. Das einzige Licht spendete eine Kerze, die auf dem Schreibtisch an der Wand stand.
„Heute ist ein schöner Tag...", murmelte der Blonde und stellte ein Tablett mit Tee ab.
„Nicht wirklich." Am Tisch saß eine junge, hübsche Frau, mit braunrötlicher Haut, dunkelbraunen Augen und schwarzen, welligen Haaren. Die Haare hatte sie sich zu einem lockeren Zopf gebunden und den Pony mit ein paar Haarnadeln an der Seite festgesteckt.
Die Frau trug ein schlichtes Leinenkleid, das sie auf Höhe der Taille mit einem bunten Stofftuch zusammengebunden hatte. Es war auf Knöchelhöhe drapiert worden, damit es sie nicht beim Gehen hinderte.
David seufzte nur und reichte ihr eine Tasse. „Sorte?"
„Apfel." Er nahm sich nun auch eine Tasse und setzte sich auf das Bett, das genau gegenüber dem Schreibtisch stand. Eine Weile rührte er in seiner Tasse herum, doch dann räusperte er sich und durchbrach die Stille: „Sind die Einladungen fertig?"
„Ja, fast! Das königliche Siegel fehlt noch." Die Schwarzhaarige reichte ihm eine der Einladungen und er nahm sie in Augenschein. „Sieht gut aus...!", meinte er dann und reichte ihr die Karte wieder.
„Du freust dich bestimmt schon auf deinen Geburtstag, nicht?", lächelte sie nun. David schüttelte jedoch nur den Kopf und lehnte sich gegen die Wand. „Kaum! Schließlich ist mein Cousin eingeladen..."
„Prinz Maximilian?"
Seufzend nickte der Blonde. „Er hasst mich!"
„Ach, nein!", erwiderte seine Beraterin und setzte sich zu ihm aufs Bett, „Er findet dich nur etwas unsympathisch. Aber jetzt sag' schon, wie war's in Flor!"
David schluckte. Jetzt musste er ihr gestehen, wo er gewesen war.
„War bestimmt schön da...", räusperte er sich nun und wich dem verwirrten Blick der Dunkelhäutigen aus.
„Wie ‚bestimmt'? Du warst doch da!?"
„Mirella, hör zu...", seufzte David tief und erhob sich. Er würde am liebsten zur Tür sprinten, aber die Erklärung war er ihr schuldig. „Ich war... in Corona."
„Was...?"
„Der König und die Königin sind gestorben und ich wollte Rapunzel beistehen!"
Wut schoss in die Augen der jungen Frau. „Deine Rapunzel ist zufällig die Frau für die Raymond arbeitet!"
Peinlich berührt ließ David den Kopf hängen. „Genau über den wollte ich reden."
„Da ist die Tür. Raus!"
„Mirella...!"
„Nein! Ich will nicht über ihn sprechen!"
Mirella wollte gerade zur Tür hinausgehen, doch da stellte David sich ihr in den Weg. „Hör mir zu, nur 2 Minuten!"
Die Schwarzhaarige musterte ihn eine Weile, ehe sie sich geschlagen gab. „Na, fein!", seufzte sie und ließ sich auf den Schreibtischstuhl fallen, „Schieß los!"
„Ich habe... geplant nächsten Monat ein wenig in Corona zu bleiben. Zwei Wochen Urlaub und ich will, dass du mitkommst."
„Träum weiter, Charming! Ich geh' nicht nach Corona!"
„Wieso nicht?! Was hindert dich daran?!"
„Alles!"
David musterte sie fragend, ehe er eine Stoffpuppe hervorholte und sie ihr auf den Schreibtisch legte. Stumm betrachtete die Frau diese Puppe eine Weile und begann dann bitterlich zu weinen.
„Sollte er nicht davon erfahren?", fragte der Blonde einfühlsam.
„Das kann ich ihm nicht antun!", schluchzte die junge Frau, schlang ihre Arme um den Prinzen und weinte in seine Brust hinein, „Ich vermisse sie so sehr, David!"
Sanft strich er ihr über den Rücken. „Ich weiß doch, ich weiß..."
„Wieso tut Gott mir das an?! Ich habe immer in ihn vertraut!"
Natürlich wusste David, von wem sie sprach; Liliana. Mirella hatte sie – kurze Zeit nachdem sie seine Beraterin geworden war – geboren. Die Kleine war gesund gewesen, doch irgendwann war sie über Nacht verstorben. Seitdem hatte sich die junge Frau eingeschlossen, sich immer mehr verschanzt.
„Komm mit mir nach Corona...", flüsterte David sanft.
„Er hat mich verletzt!"
„Er war betrunken!"
Langsam erhob sich David und strich ihr ein paar Haare aus der Stirn. „Du könntest wieder glücklich werden...!"
Sie hielt die Stoffpuppe fest umklammert und an ihre Brust gedrückt. Tränen flossen noch immer über ihre Wangen, aber sie nickte.
Langsam erhob auch sie sich und folgte ihm zur Tür. Sie schnappte sich ein einfaches, unscheinbares Lederbuch und eine Schreibfeder. „Na dann, ab nach Corona, Mirella!"
...
„Velvela."
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Frozen & Tangled I: Beware the frozen Heart
أدب الهواةRapunzel und Flynn sind zur Krönung von Elsa eingeladen und reisen nach Arendelle. Dort werden die beiden in die sich überschlagenen Ereignisse verwickelt, besonders dadurch, dass Rapunzel sich mit Anna gemeinsam auf die Suche nach Elsa begibt. Doch...