Hans war währenddessen in den Innenhof gelaufen. Da er die Königin auf dem zugefrorenen Fjord nicht finden konnte, dachte er, sie wäre vielleicht ins Schloss geflüchtet, was ihm ein zu einleuchtend klang, denn sie wollte bestimmt nach ihrer Schwester suchen. Ein triumphierendes Grinsen bildete sich auf seinen Lippen.
Wie gut, dass ich sie im Kaminzimmer gefangen halte und das dort weder jemand rein-, noch rauskommt. Somit halte ich auch einen Trumpf für die Königin in der Hand.
Er wusste jedoch nichts von den Tatsachen, dass Anna bereits frei war und ebenso nach ihrer Schwester suchte, noch davon, dass sein zweiter Trumpf - Rapunzel - auch wieder durch Flynn auf freiem Fuß war. Und genau dadurch, dass er dies nicht wusste, glaubte Hans, er hätte gewonnen.* * * *
Immer noch durch die vielen Gänge des Schlosses irrend, lief Anna umher, blickte in Zimmer, Räume und hinter verborgene Ecken. Doch von Elsa war keine Spur, bis auf das Eis natürlich, das bereits in den Palast eingedrungen war und sich rasant ausbreitete. Sie gab es nach einiger Zeit auf, nach Elsa zu suchen und beschloss, im Innenhof auf Flynn zu warten. Vielleicht hat er ja eine Idee, wo Elsa in Arendelle sein würde?
Also machte sie sich auf den Weg zum Innenhof des Schlosses, immer auf der Hut davor, dass sie Hans oder Jemanden, der auf seiner Seite war, nicht begegnete. Schließlich wollte sie nicht wieder gefesselt werden oder gar einen Schlag in den Bauch bekommen, das hatte beim letzten Mal schon ziemlich wehgetan, aber wenn Hans sie nochmal erwischte, wäre er bestimmt noch viel grausamer.* * * *
Die Läufer von Sven klackerten über den Weg des Dorfes, doch Kristoff hielt ihn nicht zurück. Die beiden Freunde rasten durch die Gassen und steuerten auf das Schloss zu, wo sie hoffentlich noch auf die anderen Gefährten von ihnen treffen würden. Sven rannte nun durch das noch geöffnete Schlosstor, das auf den Innenhof führte. Daraufhin stieg Kristoff von ihm ab und schaute sich um, doch als er Prinz Hans entdeckte, wollte er schnell wieder reiß aus nehmen, aber dieser drehte sich bereits zu ihm um und grinste gehässig.
„Na, wen haben wir denn da? Den kleinen Eisverkäufer!" Die Augen des Prinzen verengten sich.
„Ja, aber wenn Sie mich entschuldigen würden, ich muss noch wohin..." Kristoff machte Anstalten zum Eingang des Schlosses zu gehen, da sprang Hans ihm entgegen und drückte ihm seine flache Hand auf die Brust. „Warum denn so eilig? Ich würde mich gerne mit dir unterhalten."
„Ich mich aber nicht mit dir!", erwiderte Kristoff eindringlich.
„Du tust es dennoch, denn du willst doch bestimmt zu Prinzessin Anna, habe ich Recht?" Hans sah ihn belustigt an.
„Hast du ihr etwas angetan?", entfuhr es Kristoff verzweifelt. Hans blickte ihn geradezu schockiert an, was jedoch nicht ganz so gut gespielt von ihm war, da sein einfältiges Grinsen noch durchschimmerte. „Wie bitte, was? Wie könnte ich denn zu so etwas imstande sein?" Doch nun durchschaute auch Kristoff sein Spiel.
„Ihr seid das Monstrum, nicht die Königin! Wie könnt ihr nur mit Euch leben? Ihr habt Anna einfach nicht verdient und das werdet Ihr auch niemals tun."
„Nun ist dir schon mal in den Sinn gekommen, dass ich sie nicht brauche, um glücklich zu sein. Was ich brauche, ist die Krone, weil ich Macht will, denn wer Macht besitzt, hat keine Schwächen mehr!", grinste Hans ihn hämisch an.
„Wie seid ihr nur so geworden?", stieß Kristoff entsetzt aus. „Tz, das wüsstest du wohl gerne, was?", meinte der Prinz und schaute Kristoff bohrend an.Anna war gerade aus der großen Eingangstür getreten und blickte auf den verschneiten Innenhof. Er war fast nicht mehr wieder zu erkennen, so vereist waren die Steine und auch der Brunnen hatte etwas Angsteinflößendes, mit dem vielen Eis, das sich spitz und gefährlich in die Höhe zwirbelte. Doch die beiden Gestalten in der Mitte des Platzes, konnte sie nicht übersehen und auch nicht überhören.
Hans und Kristoff standen sich gegenüber und lieferten sich ein Duell aus Worten - Vorerst zumindest.
Annas Knie schlotterten vor Kälte wegen des eisigen Windes, aber sie stammelte voller Freude nur ein Wort: „Kristoff!" Und auch dieser bemerkte nun Anna und achtete nicht mehr auf Hans. „Anna!", rief er und rannte auf sie zu. „Kristoff!" Anna strahlte und lief nun ebenfalls zu ihm.
Als die Beiden sich nun gegenüber standen, konnte Kristoff endlich sagen, was er für sie empfand. Er traute sich nun. „Anna, ich... ich bin so froh, dass es dir gut geht!"
„Ich auch und... Es tut mir leid, dass ich dir wehgetan habe! Das war nicht meine Absicht, denn..." Anna hielt inne, doch als sie fort fahren wollte, hielt Kristoff ihr seinen Finger auf die Lippen. „Ich weiß, dass du mir nicht wehtun wolltest, das habe ich deinen Augen angesehen. Aber ich wollte dir auch noch etwas sagen!"
Anna sah ihn überrascht an und hatte Hans vollkommen vergessen. „Ach, ja? Was denn?"
„Nun, ich... ich... Ich liebe dich. So, jetzt ist es raus!" Kristoff hatte es endlich geschafft und seufzte. Er hatte ihr seine Liebe gestanden. Seinen Blick hielt er jedoch gesenkt, weil die Röte ihm ins Gesicht gestiegen war.
Nun wartete Kristoff sehnsüchtig auf eine Reaktion von Anna, doch diese stellte sich nur auf die Zehenspitzen, da sie trotz allem noch kleiner war als er und küsste ihn auf die Wange. „Oh, Kristoff! Ich liebe dich auch." Sie kicherte zuckersüß berührt.
Plötzlich hörten sie jedoch ein Klatschen von Händen, was von Hans kam. „Das ist ja wirklich herzallerliebst, aber wo waren wir noch gleich stehengeblieben?", mischte der Prinz sich mit einem fiesen Grinsen ein, da er nun fand, dass er lange genug abgewartet hatte, „Ach, ja, jetzt weiß ich es wieder!" Er zog sein Schwert aus der Scheide und ging dann entschlossen und siegessicher auf die beiden Verliebten zu. Kristoff und Anna wichen zurück, wobei sich Kristoff schützend vor sie stellte. Hans riss jedoch schon sein Schwert über ihnen in die Höhe und ließ es auf sie niedersausen, doch es gab einen lauten Knall, von dem Klirren zweier Klingen aufeinander, denn jemand hatte sich dazwischen gestellt und mit einem anderen Schwert den Angriff pariert.
„Tja, da bin ich wohl genau im richtigen Moment gekommen!" Flynn blickte sein Gegenüber zufrieden an.
Hans knurrte nur und trat einen Schritt zurück.
„Ich schätze, wir sind dann deutlich in der Überzahl!", ertönte nun auch Rapunzels Stimme, die hinter Hans stand und zu Anna hinüber sah.
Wenn Kristoff da ist, passiert ihr nichts, dachte sie zufrieden und stellte sich dann neben Flynn. „So, seid Ihr... Bist du immer noch so siegessicher?"
Hans sah sich den Vieren gegenüber und wusste, dass er keine Chance hatte, aber er wollte sich auch nicht geschlagen geben. Er sah sich um, doch er entdeckte Niemanden. Sie waren ganz alleine auf dem Innenhof. Doch plötzlich kam jemand aus dem Schloss gerannt, der laut Annas Namen rief. Es war die Königin; Elsa.
Sie war wohl im Palast herumgeirrt, um ihre Schwester zu suchen, allerdings war der Grund Hans völlig egal, denn das war seine Chance, das Blatt noch zu wenden.
Blitzschnell riss er Elsa am Arm zu sich, als sie die vier Gefährten erreicht hatte und hielt ihr sein Schwert an die Kehle. „Nun steht es wohl wieder unentschieden!", stellte Hans fest und blickte die Vier ernst an. Elsa wusste gerade gar nicht, wie ihr geschah und so schnell, wie Hans sie gepackt hatte, konnte sie nicht regieren.
„Hey, wenn du mich umbringst, ist das Spiel vorbei!", sagte Elsa und versuchte sich aus dem Griff von Hans zu lösen, aber es gelang ihr leider nicht. Sie wollte ihre Eiskräfte einsetzen, doch hatte Angst die anderen zu verletzten, deshalb erschlaffte ihr Körper und sie gab sich Hans geschlagen.
„Das wagst du nicht!", rief Rapunzel, obwohl sie sich nicht so sicher war. Sie überlegte kurz und trat dann einen Schritt vor. „Dann hättest du schließlich ganze 4 Zeugen. Das würdest du doch nicht riskieren, oder? Und uns alle umzubringen, ist auch keine Option. Zumindest, wenn du keinen Krieg mit meinem Königreich anfangen willst, Hans!"
„Denkt Ihr, Ihr könnt mir damit Angst einjagen!", bluffte Hans ziemlich gut und sah abwechselnd Rapunzel an und dann wieder auf Elsa herab. Er zog das Schwert noch näher an den Hals der Königin heran, sodass es beinahe die Haut streifte, aber eben nur beinahe.
Doch Anna trat nun an Rapunzels Seite, sah Elsa lächelnd an und wusste, was ihr durch den Kopf ging. Das sah man ihr an, dass sie die anderen nicht verletzen wollte und endlich verstand Anna, warum Elsa sie ausgeschlossen hatte. Ihre große Schwester wollte sie nur beschützen.
„Es ist in Ordnung - Rette dich! Nur so, kannst du ihn aufhalten. Ich weiß, dass du es kontrollieren kannst und ich glaube an dich. Also zeig' uns deine Macht!" Sie blickte ihre Schwester aufmunternd an.
Elsa musste lächeln, als Anna sie ansah. Sie atmete tief durch und nahm all' ihren Mut zusammen. Sanft berührte sie die Klinge und fror diese ein und plötzlich zersprang diese in tausend kleine Teile.
Rapunzel lächelte triumphierend und nahm Flynn sein Schwert ab, welches sie nun Hans an die Kehle hielt. „Auge um Auge, Zahn um Zahn... Findest du nicht?", fragte sie und deutete auf die kleine Wunde an ihrem Hals.
Hans schlug das Schwert mit einer Hand weg und seine Augen waren voller Verachtung. „Das werdet ihr mir büßen! Ich werde König und meine Rache an euch bekommen, darauf könnt ihr euch verlassen!" Er drohte ihnen wütend und fast schreiend, dann ließ er jedoch einen Pfiff von sich hören und ein brauner, riesiger Hengst kam angerannt. Hans setzte auf und ritt davon, hinaus aus dem Schlosshof. Doch die Drohung ließ er zurück, was den Gefährten Unruhe beschaffte.
„Feigling!", rief Flynn ihm noch hinterher und wollte sich gerade Max schnappen, um ihn zu verfolgen - Und Kristoff wollte auf Sven steigen -, aber da sagte Anna nur: „Lasst ihn! Wir finden einen Weg ihn aufzuhalten, doch nicht heute. Fürs Erste lasst uns unseren derzeitigen Sieg genießen!"
„Anna hat Recht. Vorerst ist er keine Gefahr mehr...", murmelte Rapunzel, froh über den Sieg.
Nun richteten sich jedoch alle Augen auf Elsa, welche zum Fjord hinüberschritt und diesen mit Hilfe ihrer Kräfte auftaute. Der Schnee wich, die Dächer wurden sichtbar, das Wasser platschte wieder gegen die Schiffe und die Normalität kehrte allmählich zurück.
Rapunzel genoss die ersten, warmen Sonnenstrahlen - welche wohl die letzten des Tages sein sollten -, die durch die Wolken drangen und sich auf ihren goldenen Haaren abzeichneten.
„Ja, gleich viel besser!", seufzte sie fröhlich und ergriff Flynns Hand. „Ich hoffe, es gilt nicht als unhöflich, wenn ich meinen Mann entführe, ich hab' ihm schließlich noch etwas versprochen!" Dann warf sie Anna und Kristoff einen Blick zu und bemerkte, wie beide sich verträumt anblickten, „Und ihr beiden wollt doch sicher auch noch etwas Zeit zusammen verbringen, bevor der Tag sich dem Ende neigt, hab' ich Recht?"
Die beiden sahen kurz zu Rapunzel und Flynn hinüber, lächelten dankbar und wendeten sich dann wieder ganz einander zu. Rapunzel schenkte Elsa noch einen dankbaren Blick und marschierte dann mit Flynn zur Eingangstür. „Wir sehen uns dann zum Abendessen!", rief sie noch, ehe die Tür hinter ihnen zufiel.
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Frozen & Tangled I: Beware the frozen Heart
FanficRapunzel und Flynn sind zur Krönung von Elsa eingeladen und reisen nach Arendelle. Dort werden die beiden in die sich überschlagenen Ereignisse verwickelt, besonders dadurch, dass Rapunzel sich mit Anna gemeinsam auf die Suche nach Elsa begibt. Doch...