Kapitel 47: „Versuch der Aufheiterung"

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„Hey, Leute, nicht streiten! Konzentrieren wir uns lieber...", murmelte Anna, wobei sie auf Eugene und Rapunzel wies, die sich noch immer einander widmeten, jedoch zaghaft blieben und sich das Beste für die Nacht aufhoben, die bald hereinbrechen würde.
„Also dann, los geht's, würde ich sagen!", kicherte die rothaarige Prinzessin und bewegte sich vorwärts. Kristoff und Elsa folgten ihr zwar widerstandslos, aber mit leichtem Unbehagen. Sie waren nun mal nicht so locker – so unverkrampft – wie Anna. Dennoch wanderten die Drei plus Rose und Fulvia nun ohne Umschweife auf das verliebte Ehepaar zu.
„WASSER MARSCH!", schrie Rose, sprang auf Rapunzel zu und ließ das kalte Teichwasser über ihr niederregnen. Die Blonde quiekte erschrocken auf und sprang auf, doch kaum entdeckte sie Rose, fing sie unwillkürlich an zu lachen. „Na warte!" Sie schnappte sich die Weinflasche, die bis gerade eben noch seelenruhig im Picknickkorb geschlummert hatte, und goss den Inhalt auf Rose' rotbraune Haare nieder.
Diese schrie auf und warf die Flasche vor Verwunderung fort. Damit hatte sie nicht gerechnet. „Hey, ich habe wenigstens Wasser ge...", doch sie wurden von einem hysterischen ‚Hilfe' von Eugene unterbrochen.
Beide Frauen richteten ihren Blick nun auf den Braunhaarigen, der es deutlich schlimmer erwischt hatte als Rapunzel, denn auf ihn waren gleich zwei Leute losgegangen.
Während Anna die Hände des Prinzen festhielt, wies sie ihre Schwester an, ihn nass zu machen. Diese zögerte erst eine Weile, aber dann ließ sie sich von dem Übermut ihrer Schwester anstecken und begoss Eugene mit Wasser. Rapunzel allerdings hatte nicht mit Kristoff gerechnet, der ihr eine Hand voll Wasser in den Nacken warf – Kaltes Wasser.
„Miep!", quiekte Rapunzel und wirbelte zu dem Blonden herum, „He, Kristoff, nicht fair!" Der blonde Eismann lachte lauthals, doch dann überraschte ihn Fulvia von hinten und übergoss ihn gleich mit einem Eimer voll Wasser. „Ah!!", schrie er auf und schüttelte sich bibbernd, denn auch dieses Wasser war auch nicht gerade warm gewesen. Und nun war auch er von oben bis unten durchnässt.
„Ich dachte, wir wären auf derselben Seite?", forschte Kristoff die Italienerin an. Fulvia hatte einen unschuldigen Blick aufgesetzt, aber ein leichtes Necken war durchaus zu erkennen. „Oh, verzeih', es gibt Seiten?"
Sie zog eine weitere Flasche hinterm Rücken hervor und – „Dann nehme ich an, darf ich das..." – spritzte ihm das Wasser direkt ins Gesicht – „...auch nicht tun, hm?"
Sie lachte amüsiert auf, als sie Kristoffs verdutzten Blick sah und nahm reiß aus, nur um sich hinter Rose zu verstecken. „Beschütz' mich bitte!"
„Hm?", verwundert blickte Rose hinter und dann wieder vor sich. Grinsend sah sie zwischen Kristoff und Fulvia hin und her und meinte dann bloß: „Selbst schuld, wenn du dich mit einem Mann anlegst."
„So, jetzt bin ich dran!" Ohne Vorwarnung rannte die Blonde auf ihren Mann zu, warf sich auf ihn und sorgte dafür, dass beide den Hügel hinunter, direkt in den Teich purzelten.
Als sie wieder auftauchten, hatte es sich eine Ente auf Eugenes Kopf bequem gemacht. „Du siehst vielleicht albern aus!", lachte Rapunzel und deutete auf die Ente, der ihr neues Heim offenbar gefiel.
„Ja, ja, versteh' schon! Du findest das anscheinend witzig...", spielte er einen auf beleidigt und verschränkte schnaufend die Arme vor der Brust. „Und du, da oben~" – Eugenes Augen sahen zur Ente auf seinem Kopf hinauf –, „Ich warne dich, wenn du dich entleeren solltest, ist mit mir nicht mehr so gut Kirschen essen, klar?" Die Ente kuschelte sich nun nur noch mehr in seine kurzen Haare und gurrte leise auf.
„Oh, ich glaube, du hast Konkurrenz bekommen, Rapunzel!", lachte Anna über die Szene, die sich im Teich abspielte und auch die anderen Vier bemerkten dies und mussten ebenfalls schmunzeln oder kichern.
„Ach so, hab' ich?" Rapunzel sah zu der Ente hinauf und blickte sie drohend an, „Ich warne dich, Eugene ist bereits vergeben." Aber dann brach sie auch schon in schallendes Gelächter aus, weil die Situation so unheimlich komisch war, dass sie nicht anders konnte.
Plötzlich sah sie Licht, dass sich offenbar im Wasser spiegelte. Und dieses Bild hatte sie schon einmal gesehen. Vor genau einem Jahr, um genau zu sein. Und dann wusste sie plötzlich, was sich da im Wasser spiegelte.
„Laternen!", rief sie, hob ihren Rock an und sprang aus dem Teich hinaus. Sie stolperte fast über ihr Haar, so hastig stürmte sie zur Picknickdecke hinüber. Sie warf sich auf die karierte Decke und beobachtete, mindestens so fasziniert wie an ihrem letzten Geburtstag, das leuchtende Himmelsspektakel.
„Hihi, ich denke, das war genau die richtige Idee...", flüsterte Rose Fulvia zu, „Gute Idee!"
„Oh, bitte!", antwortete Fulvia, „Ich habe nur gute Ideen."
„Ansichtssache!", murmelte Rose und kassierte dafür einen Knuff in die Seite.
Nun setzte sich Fulvia zu Rapunzel und schmunzelte. „Gefällt's dir?"
„Ja!"
Rose schnappte sich einen kleinen Beutel aus dem Picknickkorb und sah durch die Runde. „Möchte wer Sonnentropfen?"
„Oh, ja!", rief Rapunzel und riss ihr den Beutel aus der Hand. „Kennt ihr Sonnentropfen?", fragte Rapunzel und blickte zu Anna.
„Äh, ganz ehrlich, nicht wirklich! Aber wenn's was zu essen ist, bin ich immer dabei – Ich bin am Verhungern!", murmelte Anna gelassen und ließ sich nun ebenfalls auf die Picknickdecke nieder.
Kristoff und Elsa folgten ihrem Beispiel und auch Eugene kam endlich aus dem Teich gelaufen. Als er bei der Truppe ankam, bemerkten diese, dass die Ente noch immer auf seinem Kopf saß und lachten ihn glatt aus. „Was denn?", fragte er einfach irritiert, doch die arendellische Prinzessin wies nur auf seinen Kopf und musste sich das Lachen weiterhin verkneifen.
Peinlich berührt, errötete Eugene. Er nahm die Ente behutsam in beide Hände und setzte sie zurück in den Teich. „So, schwimm' zu deinen Freunden! Tut mir leid, aber ich bin wirklich schon vergeben...", meinte er leise und sanft. Dann lief der Braunhaarige zurück zu den anderen und ließ sich neben Rapunzel fallen. „Na, was hab' ich verpasst?", säuselte Eugene seiner Frau zu, doch ehe diese antworten konnte, ergriff Anna das Wort.
„Wir haben gerade Sonnentropfen ausgeteilt, was immer das auch ist?", erklärte die Rothaarige voller Freude, jedoch ein wenig überfordert mit dem ‚Ding', was da in ihren Händen ruhte.
„Oh, ihr habt mir doch bestimmt einen übrig gelassen, oder?", fragte er und lächelte Rapunzel vergnügt an, „Erklär' ihnen doch, was es mit diesen Sonnentropfen auf sich hat! Ich denke, sie werden gespannt an deinen Lippen hängen." Rapunzel nickte eifrig und lächelte.
„Das ist Obst!", antwortete sie und hielt den Sonnentropfen in ihrer Hand hoch. „Die Bäume, an denen dieses Obst wächst, die wachsen nur hier in Corona. Und selbst hier gibt es nur ein ganz paar, weil man die Bäume nicht züchten kann. Ich habe mal gehört – hat mir zumindest Madame Catrice erzählt –, dass der Älteste dieser Bäume schon über hundert Jahre alt ist."
Sie nahm ein Messer aus dem Picknickkorb und stach dann in die tropfenförmige Frucht ein, sodass gelblicher Saft hinausfloss.
„Den Namen hat die Frucht von seiner Farbe und der Tropfenform. Wundert euch übrigens nicht, Sonnentropfen sind ziemlich süß, fast so süß wie Eis. Sind aber trotzdem gesund! Ihr müsst aber den Stängel da oben abschneiden, der ist giftig. Und die Rinde schmeckt auch nicht besonders."
Sie zeigte ihren arendellischen Freunden, wie man den Stängel und die Rinde restlos entfernte und musste sich eingestehen, dass sie sogar etwas stolz darauf war. Schließlich hatte sie auch erst vor ein paar Monaten ihren ersten Sonnentropfen gegessen. Jetzt zählten die Früchte zu ihrem Lieblingsessen und deswegen ließ sie es sich nicht nehmen, herzhaft hinein zu beißen.
„Wow, na dann probiere ich mal eine von diesen uralten Früchten!", kichernd, stupste Anna ihre Schwester an, in der Hoffnung mit ihr gemeinsam mal wieder lachen zu können, doch diese schüttelte nur leicht peinlich berührt den Kopf und schälte ihre Frucht ab, sowie es Rapunzel erklärt hatte.
Die rothaarige Prinzessin stöhnte hörbar auf, aber als Kristoff sie aufheiternd ansah, lächelte sie wieder und half ihm seine und ihre Frucht abzuschälen.
„Das ist schön...!", gab er schmunzelnd von sich. „Was?", meinte seine Verlobte verwirrt. „Ach, das wir hier alle gemeinsam sind und einfach nur friedlich etwas zusammen essen, als Freunde. Findet ihr das nicht schön?", murmelte Kristoff, stützte sich mit den Händen ab und lehnte sich auf der Picknickdecke zurück.
Anna, die zwischen seinen ausgestreckten Beinen saß, gleitete an ihn heran und seufzte sehnlich auf. „Ja, du hast Recht, es ist wirklich toll!"
„Und ob es das ist!", mischte sich nun Eugene ein und jonglierte mit seinem Sonnentropfen, dem ihm Rapunzel gerade gegeben hatte, vor der Nase des frisch verlobten Paares herum.
Nun nahm er auch ein Messer zur Hand und bearbeitete die Frucht, so lange bis sie essbar für ihn aussah. Dann biss der Braunhaarige genüsslich hinein und preiste den Sonnentropfen hoch an, indem er ihn mit einer Hand hinauf in die Luft hielt. „Einfach köstlich!"
Rose hatte sich hingegen für ein belegtes Brot entschieden und widmete ihren Blick dem Himmel. Rapunzel bemerkte den abwesenden Blick ihrer Freundin und sah sie fragend an. „Ist alles in Ordnung?"
Leicht erschrocken zuckte Rose zusammen, nickte jedoch. „Ja, ja, sicher! Es ist alles bestens."
„Du siehst aber nicht so aus?", warf Fulvia ein, die schon dabei war, ihren dritten Sonnentropfen zu verspeisen.
Rose wich dem Gespräch jedoch schnell aus und erhob sich langsam. „Was dagegen, wenn ich das Badezimmer benutze? Ich bin klitschnass und muss nachher noch nachhause, also ja..."
Die blonde Prinzessin schüttelte den Kopf. „Nein, nein, mach' ruhig! Sonst meckert Noah nachher wieder, was?" – „Ach, bleib' mir bloß mit dem weg!", grummelte Rose und wandte sich von den Freunden ab, „Der wird mich doch auch verlassen." Mit trübem Blick stapfte die junge Schneiderin davon in Richtung Schloss. Und kaum war sie durch die Tür verschwunden, blickte Rapunzel zu Fulvia. „Was ist mit ihr?"
„Keine Ahnung?", gab die Italienerin zu und seufzte.
„Hat Noah vielleicht eine Freundin?", erkundigte sich Rapunzel.
„Das würde erklären, warum sie so traurig ist...", stopfte Fulvia sich rasch die Reste ihres Sonnentropfens in den Mund und stand auf, „Ich gehe mal mit ihr reden, ich glaube, das braucht sie jetzt. Wir sehen uns morgen!"
„Ja...!", lächelte Rapunzel, „Schlaf gut!"
Kaum hatte Fulvia die Freunde verlassen, sah Rapunzel zu ihrem Mann hinüber. „Hat Noah dir von irgendwas erzählt?"
„Nein, nicht wirklich...", gab Eugene ab, „Also zumindest von nichts wichtigem!" Er ließ sich nun den letzten Bissen des Sonnentropfens auf der Zunge zergehen und als er ihn hinuntergeschluckt hatte, lächelte er Rapunzel entschuldigend an.
Doch dann wurden sie von den drei Arendellern abgelenkt, die sich von der Picknickdecke erhoben. „So, ich denke, wir werden uns dann auch für heute verabschieden! Wir sehen uns morgen bei unserer Hochzeit, ja?" Anna lächelte breit und hakte sich überglücklich bei Kristoff unter, „Schlaft gut, Freunde! Ich wünsche euch eine angenehme Nacht." Die rothaarige Prinzessin knickste höflich, womit dann auch sie und ihr Verlobter aus Coronas Schlossgarten hinausliefen, gefolgt von ihrer Schwester, der Königin von Arendelle.
Rapunzel sah den Drein eine Weile nach und knickte dann ein. Irgendwie fehlte ihr die Anwesenheit der drei jetzt schon, obwohl sie gerade erst gegangen waren. Vielleicht sollte das bei guten Freunden ja so sein?
Sie seufzte leicht und legte ihren Kopf auf Eugenes Schulter ab. „Ganz schön einsam ohne die anderen...", murmelte sie und betrachtete die Laternen, die am Abendhimmel über ihnen tanzten.
Und jetzt war ihr nach Heulen zumute, einfach nur, weil sie nicht wusste, was sie sonst tun sollte, weil ihr gerade nichts Besseres einfiel. Aber sie wusste, dass sie jetzt nicht weinen würde. Nicht vor Eugene, er hatte schon genug mitgemacht. Und außerdem erinnerte sie sich nun wieder an das Versprechen von vor ein paar Stunden.
„Dann wollen wir jetzt mal weitermachen, hm?", flüsterte sie und gab ihm einen sanften Kuss, wobei sie noch den Saft der Sonnentropfen von seinen Lippen leckte.
Als sie den Kuss brach, lag wieder die alte Wärme in ihren Augen. Sie stand auf und hielt dem Braunhaarigen eine Hand hin. „Darf ich dem werten Herren auf die Beine helfen?" – „Aber immer doch!", bejahte Eugene, ergriff gleich darauf ihre zierliche Hand und ließ sich von ihr auf die Beine ziehen.
„Also dann..." – Er verschlang seine Finger mit den ihren und grinste sie schelmisch an, „Was sagst du? Ziehen wir uns ins Zimmer zurück, damit du-weiß-schon-was beginnen kann?" Rapunzel kicherte zuckersüß und umschlang seinen muskulösen Arm, um sich so dicht wie möglich an ihn zu drücken. „Ja!", stimmte sie freudig zu und begann mit ihm in Richtung Schloss zu schlendern.
Vor der Zimmertür der beiden hielt Rapunzel kurz an, um tief Luft zu holen und vielleicht auch, um kurz mal ihre eigenen Kunstwerke, die diese Tür zierten, zu bewundern. Dann drückte sie aber die Klinke hinunter und blieb augenblicklich stehen.
„Wow...", machte sie bloß und beäugte das Zimmer, dass Rose und Anna noch vor kurzem dekoriert hatten.
Die Teelichter waren kurz vorher von einer Dienerin angezündet worden und so wurde der Raum in warmes Kerzenlicht gehüllt.
„Wofür ist das denn?", fragte sie verwundert und hüpfte zum Bett hinüber, um die Rosenblätter in die Hand zu nehmen. Dann fing sie an zu kichern und bewarf Eugene mit einer Handvoll Blüten.
Sie begann sich aus ihrem klitschnassen Kleid zu pellen, bis sie nur noch ihre weiße Chemise am Leib trug, die durch das Wasser mächtig transparent geworden war.
Rapunzel war sich darüber durchaus im Klaren und versteckte es auch nicht vor ihrem Mann. Ganz im Gegenteil, sie lehnte sich sogar extra vor, um seinen Blick auf ihre vergleichsweise kleine Oberweite zu lenken.

* * * *

„Ahh, tut das gut!" Rose sank immer tiefer in das warme Wasser ein, bis nur noch ihre Augen über Wasser waren. Ihre Gedanken wirbelten umher, wie in einem Tornado.
Ihr Bruder würde heiraten, seine Verlobte war schwanger und er belog sie. Er hatte nicht ein Sterbenswörtchen über die blonde Frau verloren, sie hatte es vollkommen selbst herausfinden müssen. Dieser Verrat tat weh.
Er hatte ihr versprochen, für immer bei ihr zu bleiben. Selbst dann, wenn jeder andere sie verlassen würde.
„Du hast mich angelogen...", da hörte die Schneiderin, wie sich die Tür öffnete, jedoch sah sie nicht auf, da sie glaubte, es wäre eine Dienerin, die ihr noch ein Handtuch bringt.
Doch als ein schlanker, zarter Körper zu ihr in die Wanne glitt, schreckte sie auf. „Fulvia!"
„Hallo, Rose!", lächelte die Italienerin.
„Was machst du hier?!"
„Mich waschen..."
„Schon klar!", erwidert Rose, „Aber du siehst doch, dass ich mich gerade wasche?"
„Na und?" Fulvia setzt ein freudiges Lächeln auf, während sie nach der Seife greift und sie Rose hinhält. „Wir sind Mädchen!", grinste sie, „Also? Worüber möchtest du reden?"

* * * *

„Hast du dir verdient, Kumpel!" Der Blonde donnerte den Bierkrug förmlich auf den Tisch, wodurch der Berater leicht zusammenzuckte. „Danke...", grummelte Raymond nur und nahm das Bier entgegen.
„Wow, du klingst wirklich freudig!", murmelte David und setzte sich auf den Stuhl neben ihm. Er verzog keine Miene, während der Schwarzhaarige den Alkohol förmlich in sich reinzuschütten schien, stattdessen beäugte er die kleine Gaststätte, die vielmehr etwas von einem Bordell hatte.
Frauen in knappen Röckchen und mit fülligem Dekolletés bedienten die Gäste und das nicht nur mit Essen und Trinken. Der Laden lag in einer abgelegenen Ecke der Hauptstadt, in die sich so ziemlich niemand wagte. Außer den Männern, die es wirklich nötig hatten. David mochte es nicht, einer dieser Männer zu sein, aber sein Adelstitel brachte ihm deutlich mehr Frauen ein als gewöhnlichen Gästen.
Der Blonde grinste und knuffte dem Berater in die Seite. „Guck' doch nicht so mürrisch!"
„Ich guck' noch mürrischer, wenn du das noch einmal machst!", drohte Raymond und augenblicklich verflog Davids gute Laune. Stattdessen seufzte der junge Lord hörbar auf und wandte sich der jungen Frau hinter der Theke zu. „Na, ich hoffe, wenigstens du bist heute noch nicht vergeben, Rosabella?" Die Rothaarige schüttelte den Kopf und lehnte sich vor, nur um den Blick des Blonden auf ihren Ausschnitt zu lenken. „Ich habe mir extra für dich freigenommen!" David lachte herzhaft auf und erhob sein Glas. „Auf dich, Rosabella!"
„Hast du deinen Auftrag schon vergessen?", fragte nun Raymond und der Blonde verschluckte sich fast, riss sich aber noch schnell zusammen. „Nein...", antwortete er kleinlaut und seufzte, ehe er sich doch wieder der Rothaarigen zuwandte, „Wir sehen uns später!"

* * * *

Adam hatte gerade seinen Kontrollgang durch die Kirche erledigt und die verbliebenden Überreste der Beerdigung fortgeräumt, als er stutzig wurde. Ihm fiel auf, dass der Deckel des Sargs, der sich wegen der Totenwache noch immer in der Kirche befand, beiseite gerückt war. Zunächst dachte er, er hätte einfach vergessen, ihn wieder zu schließen, doch er wurde rasch eines besseren belehrt, als er an den Sarg herantrat. „Nein..."

Frozen & Tangled I: Beware the frozen HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt