Rapunzel warf Anna einen Blick zu. „Hast du... eigentlich eine Idee, wo es hingehen soll?"
„Oh, ähm... Nein!", gestand Anna mit einem tiefen Seufzer, doch dann fuhr sie optimistisch fort, „Aber wir können ja jemanden fragen, ob er Elsa, also die Königin, gesehen hat." Anna lächelte und deutete auf eine kleine Holzhütte, die ganz verlassen im Wald stand und auf die sie gerade zuritten. „Vielleicht hat sie ja dort drinnen einer bemerkt?"
„Gute Idee!"
Also stiegen sie ab, liefen den Rest, bis zu der kleinen Hütte und banden die Pferde an. Anna betrachte das Schild und las leise den Namen vor: „Die Wandereiche – Krämerladen... Uh, und Sauna?!"
Sie stellte sich gerade hin und atmete nochmals durch, ehe sie dann wenige Sekunden später in die Hütte hineintrat. Der Raum war nicht groß und die Regale waren noch mit lauter Sommersachen ausgestattet, doch die Winterabteilung war völlig leer oder zumindest fast, aber wen wundert's?
Ein großer, stämmiger Mann rief freudestrahlend: „Grüezi, es ist Sommerschlussverkauf! Prozente gibt es auf alle Sommerartikel. Na, schon was entdeckt?" Anna blickte ihn verwirrt an. Meinte er das wirklich ernst?
„Ähm, ja, also als Erstes nehme ich dann mal Winterkleidung und Stiefel. Und Zweitens, haben sie zufällig die Königin hier vorbeikommen sehen?" Er schaute sie immer noch lächelnd an und legte die Winterkleidung auf den Bezahltisch. „Du bist die Einzige, die sich bei diesem Wetter raustraut."
„Oh, verstehe... Naja, trotzdem danke!", seufzte Anna, klemmte sich die Winterkleidung samt den Stiefeln unter den Arm und legte ein paar Goldmünzen auf den Tisch. „Hier, das Geld dafür!" Sie wies auf die Kleidung.
Der Mann nickte und fragte freundlich: „Willst du nicht noch umsonst in meine Saune gehen?" „Ähm, nein danke!", antwortete Anna höflich ablehnend. „Na gut, dann eben nicht!", meinte der Mann enttäuscht.
„Tut mir Leid, aber ich muss weiter – Tschüss!", verabschiedete Anna sich noch schnell und verschwand dann nach Draußen. Sie wollte nicht unhöflich sein, aber sie verlor damit einfach nur wertvolle Zeit.
Sie drückte Rapunzel die Stiefel und den Wintermantel in die vor Kälte zitternden Hände und sah sich nach einem Platz zum Umziehen um. „Da! Dieser Stall dürfte reichen, um sich mal kurz umzuziehen und aufzuwärmen.", meinte Anna und zeigte auf den abseits gelegenen Stall, der nichts Anderes war, als eine Höhle mit Tür. Die Beiden nahmen die Zügel ihrer Pferde in die Hand und führten sie zur Höhle.
Nachdem sie sich eine Weile aufgewärmt hatten, und Anna sich umgezogen hatte, sah Rapunzel sie fragend an. „Sag' mal, hat dir deine Schwester eigentlich davon erzählt? Also von den Eiskräften? Ich meine, es war schon ziemlich verwunderlich... Naja, verwunderlich ist das falsche Wort, vielleicht... erschreckend? Und das Ganze noch am Tag ihrer Krönung..."
Anna seufzte und blickte traurig ins Feuer, das sie angezündet hatten. „Naja, ich wusste schon immer, dass irgendetwas nicht mit ihr stimmt, aber ich hätte nie gedacht, dass es so etwas, wie magische Kräfte sind, die sie vor mir verbergen wollte...", fing Anna kurzerhand an zu erzählen. „Du musst wissen, dass Elsa und ich uns früher unglaublich nahe standen, doch eines Tages, da schloss sie mich einfach aus..." Sie hielt kurz inne und warf einige Stöcker auf den bereits brennenden Haufen, „Ich weiß zwar nicht, warum sie mich ausgeschlossen hat, aber ich bin sicher, dass Elsa einen guten Grund dafür gehabt hat – Auch wenn ich mich schwer gebe, ihre Handlungsweise zu verstehen." Anna rang sich ein kleines Lächeln ab, was jedoch nicht lange blieb.
„Aber ich wüsste wirklich nur zu gerne, warum sie diese Kräfte vor mir verborgen hat? Warum wollte sie nicht, dass ich von ihnen erfahre?", murmelte Anna leise, aber bestimmt. Ihre Augen glänzten im Schein des Feuers. Nun schwiegen die beiden Frauen eine ganze Weile und sahen nur angestrengt ins Feuer.
Rapunzel wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte. Sie sah Anna nur kurz mitleidig an und meinte dann: „Eigentlich... wäre es doch von Vorteil, wenn wir heute Nacht hier bleiben. Bei dem Schneesturm kommen wir eh nicht besonders weit, außerdem ist heute schon so viel passiert." Sie war sich nicht sicher, ob es nicht vielleicht doch sinniger wäre, heute noch weiter zu ziehen, aber bei dem Gedanken an ihre eingefrorenen Hände hoffte sie doch sehr, nicht erneut in den Schneesturm zu müssen.
„Ja, du hast Recht! Wir würden jetzt bestimmt auch nicht mehr weit kommen...", hauchte Anna verständnisvoll. „Dann ruhen wir uns lieber heute aus und gehen morgen mit neuer Kraft weiter!", entschied sie entschlossen und rutschte vom Baumstamm hinunter, auf dem sie gesessen hatte. Dann legte sie sich hin und gähnte müde. „Naja, dann gute Nacht!", lächelte sie freundlich. Gleich darauf schloss die Augen und fiel in einen tiefen Schlaf.
„Gute Nacht!", meinte Rapunzel noch und sah dann zu Maximus. Dieser war momentan auch schon eingeschlafen, also entschied sich auch Rapunzel, zu schlafen.
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Frozen & Tangled I: Beware the frozen Heart
FanfictionRapunzel und Flynn sind zur Krönung von Elsa eingeladen und reisen nach Arendelle. Dort werden die beiden in die sich überschlagenen Ereignisse verwickelt, besonders dadurch, dass Rapunzel sich mit Anna gemeinsam auf die Suche nach Elsa begibt. Doch...