Kapitel 35: „Abschiedsworte"

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Kristoff lief traurig und ebenso verwirrt über Rapunzel zu den anderen beiden zurück, die aufgehört hatten, die aufgelöste Frau aufzuhalten. Es hatte keinen Zweck, sie würde nicht auf sie hören, denn sie konnten sie nun nicht mehr erreichen. Dann ist es wohl zu spät...
In Eugene machte sich Hilflosigkeit breit.
Was soll ich nur tun, wenn ich ihr nicht im Entferntesten helfen kann?
Anna war es, die auf ihn zuging und ihm tröstlich eine Hand auf die Schulter legte. „Ich denke, du solltest jetzt aufs Schiff gehen... Es wird gleich ablegen!" „Was soll ich da?", sagte er, lauter als geplant, da er all' seine Beherrschung verloren hatte. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, seine Augen wurden glasig.
Meine Rapunzel...
Wieso? Warum lässt du dir nicht helfen? Wir wären doch alle für dich da – Ich wäre für dich da...!
„Sie will doch alleine sein. Ich könnte genauso gut einfach bleiben, sie würde es nicht stören."
„Sag' das nicht, Eugene! Das ist nicht wahr; Und das weißt du genau!" Anna umfasste eine seiner Fäuste und sah ihn nun ernst an. „Du musst mit ihr gehen – Du darfst sie jetzt nicht alleine lassen! Ohne dich...", sie holte Luft, da sich auch in ihrer Kehle ein Klumpen gebildet hatte, „Sie wäre aufgeschmissen. Du bist es gewesen, der sie gerettet hat, als Elsa sie mit einem Eisblitz getroffen hat, vergiss das nicht." Gerade als sie von besagter Schwester sprach, kam diese um eine Ecke gelaufen, auf die Drei zu. Die Verabschiedung der Abreisenden stand ja noch aus. Doch Anna hatte diese nicht bemerkt und fuhr weiter fort: „Wenn es jemand schafft, Rapunzel wieder aufzurappeln, dann du, Eugene! Sie würde bestimmt auf dich hören. Du bist der Einzige, der irgendwie an sie rankommen kann." – „Da bin ich nicht mehr so sicher...?", gab er zögerlich von sich und drehte sich dann zum Schiff, „Aber du hast Recht, davonlaufen ist auch keine Lösung!" Eugene machte Anstalten zu gehen, wandte sich jedoch noch einmal zu Anna, Kristoff und Elsa herum. „Ich werde versuchen, worum du mich gebeten hast, Anna. Aus dem einfachen Grund, dass ich nicht gerne jemanden aufgebe. Und Rapunzel gehört definitiv dazu." Damit rannte er so schnell ihn seine Beine trugen den Steg entlang und die Planke hinauf.
Als er auf dem Schiff war, blickte er zu ihren neuen Freunden hinunter und winkte ihnen zum Abschied. „Wir werden uns wiedersehen, da bin ich mir sicher...", schnaufte Eugene leise und rief dann noch, „Ich sage mal nicht, lebt wohl, sondern nur, bis bald, liebe Freunde!"
Das Schiff verließ langsam den Hafen. Der Wind war gut, es würde nicht lange dauern, da würden sie auf hoher See sein. Er ging zum Bug und sah auf Arendelle zurück.
Das Königreich lag so friedlich da, wie sie es bei ihrer Ankunft vorgefunden hatten, als wäre nichts passiert. Doch es war eine Menge geschehen, dass sie alle verändert hatte.
Anna und Kristoff liefen gemeinsam zum Ende des Stegs, wobei ihnen die Königin folgte. Sie winkten, lächelten und riefen immer wieder: „Bis bald!" Annas Augen glitzerten, aber schließlich schrie sie Eugene noch eine Botschaft hinter her: „Wir sehen uns bestimmt wieder! Und das wird sicher nicht mehr allzu lang dauern."
Daraufhin sah Kristoff sie perplex an.
Was hatte Rapunzel mir noch gesagt? Wir sollten nicht nach Corona kommen...
Aber, warum? Und woher hatte sie solche Angst?
Er verwarf die Gedanken und winkte Eugene nochmals zu.
Vielleicht war sie einfach fertig mit den Nerven. Ja, sie ist einfach nur verzweifelt und traurig! Das ist auch verständlich, denn wer möchte schon gerne seine Eltern verlieren?
Kristoff seufzte und legte einen Arm um Annas Schultern. „Alles in Ordnung, Kristoff?", fragte diese, worauf er nochmals seufzte und sie lächelnd ansah. „Es ging mir nie besser!" Sie schmunzelte und lehnte ihren Kopf an seine breite Schulter. „Hm, mir auch!"
Der Wind blies Eugene durch die Haare und er genoss es regelrecht. Die kühle Luft war so leicht und unbeschwert, dass sie alle Sorgen von ihm abfallen ließ. Er schaute über das Meer zum Hafen und erblickte die drei Gestalten, die dort noch immer standen und ihnen zuwinkten. Doch dies hier würde kein Abschied sein, das wussten sie alle. „Ja, wir sehen uns wieder, eines Tages...! Möge es noch so lang dauern, Freunde sagen nie Lebewohl!", murmelte Eugene leise und drehte sich um.
Auf dem Schiff war reger Betrieb. Die Matrosen liefen übers Deck und der Kapitän rief Befehle aus. Er blickte hinüber zum Heck, wo Raymond stand, aber mit ihm wollte er jetzt bestimmt nicht reden. Eigentlich sogar niemals wieder, aber das wird wohl nicht möglich sein.
Also musste er sich mit dem Moment zufrieden geben, drehte sich wieder um und schaute zu ihren Freunden, von denen man nur noch wage Umrisse erkennen konnte.
Eugene versank so in seinen Gedanken, dass er selbst nicht bemerkte, wie er zu singen anfing. Eine leise, ruhige, jedoch auch sehr ergreifende Melodie, die ihm Tränen der Rührung in die Augen stießen ließ.

Frozen & Tangled I: Beware the frozen HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt