Elsa währenddessen ging zum Speisesaal und schaute sich in ihrem vertrauten und doch so fremden Zuhause etwas um. Sie musste an ihre Kindheit mit Anna denken. Es tat ihr immer noch – selbst als Anna ihr nun vergeben hatte – so unendlich leid, dass sie ihre Schwester nie zu sich hinein gelassen hatte. Sie meinte es zwar nicht böse, denn Elsa wollte sie ja nur beschützen, aber sie – ihre Eltern und sie selbst – hätten ihr gleich die Wahrheit sagen sollen, das wäre für alle das Beste gewesen.
Wir hätten daraus nie so ein großes Geheimnis machen dürfen. Vielleicht wären unsere Eltern dann sogar noch am Leben? Da sie nur auf die Reise gingen, um ein Mittel zu finden, wie ich meine Kräfte besser kontrollieren hätte können. Wenn wir Anna gleich die Wahrheit gesagt hätten, dann wäre das gar nicht nötig gewesen, oder? Dann wäre der Tod von ihnen niemals passiert und das wünschte ich mir so sehr, denn dann wäre unsere Familie nicht kaputt und es gäbe nicht nur uns zwei, Anna und mich, sondern wir würden wieder zu einer richtigen Familie gehören. Das wäre so schön...
Eine Träne kullerte Elsa über die Wange und gefror kurze Zeit später zu Eis. Sie musste stets ihre Kräfte kontrollieren, was sie mittlerweile ziemlich gut schaffte, doch mit Anna an ihrer Seite hätte sie es wesentlich besser hinbekommen. Dann wäre diese ganze ewige-Winter-Geschichte nie geschehen.
Aber es ist nun mal passiert und ändern lässt sich dies jetzt auch nicht mehr...
Sie schüttelte mutwillig ihren bisherigen Gedankengang ab und trat zum Fenster, von dem aus sie den klaren, glitzernden Sternenhimmel sehen konnte. Der große helle Vollmond dazu verlieh dieser Nacht einen Hauch von Magie und ebenso etwas unfassbar Tröstendes.
Du musst nach vorne schauen, Elsa! Nur so, kannst du endlich glücklich werden und nur so, bist du endlich frei.* * * *
Eugene hielt seine aufgelöste Frau in den Armen und konnte sie nur zu gut verstehen. Es tat unbeschreiblich weh, einen geliebten Menschen zu verlieren und noch dazu waren es ja ihre Eltern gewesen. Sie hatte nur wenig Zeit mit ihnen gehabt und das machte ihn ebenso traurig. Denn er wusste genau, wie sich das anfühlte.
Auch er hatte fast gar keine Erinnerung mehr an seine Mutter, nur diese eine Bitte, die sie ihm gegeben hatte: Er sollte sie stolz machen.
Und du wirst stolz auf mich sein, Ma. Das verspreche ich dir, eines Tages wird es soweit sein.
Doch über seinen Vater wusste er leider überhaupt nichts und um ehrlich zu sein, wollte er auch nichts von ihm wissen, da er sie einfach verlassen hatte – seine Mutter und ihn –, konnte sein Vater ihm wirklich gestohlen bleiben, denn so behandelte man seine Familie nicht.
Die Familie ließ man einfach nicht im Stich!
Tränen liefen nun auch ihm über die Wangen, doch er verbannte seine, leider sehr traurige, Vergangenheit aus den Gedanken und versuchte Rapunzel zu trösten.
Denn was geschehen war, war geschehen und konnte jetzt nicht mehr rückgängig gemacht werden. Das bezog sich sowohl auf seine Vergangenheit, als auch auf den Tod ihrer Eltern.
Sanft strich er ihr über den Rücken und über die langen Haare, um sie zu beruhigen.
„Es ist in Ordnung, lass deinen Tränen freien Lauf! Sie helfen dir, damit klar zu kommen.", flüsterte er leise und tröstlich an ihrem Ohr, „Du musst nichts sagen, du hast keine Schuld. Es ist schwer, ich weiß, aber der Schmerz und die Traurigkeit vergehen, wenn auch langsam, doch ich werde bei dir sein. Ich helfe dir das durchzustehen!"
Eugene hielt einen Moment inne und atmete ruhig ein und aus, „Du bist nicht allein, ich bin da!" Er richtete ihr Kinn auf, sodass er in ihr tränenüberströmtes Gesicht blicken konnte und lächelte sie mitleidig an, zugleich strahlte sein Lächeln aber auch eine extreme Wärme aus. „Du bist mein neuer Traum, hast du das schon vergessen? Ich werde immer bei dir sein, denn seine Liebe und auch seine Träume verlässt man nicht."
Rapunzel lächelte mühselig. „Danke...", hauchte sie leise und rückte näher an ihn heran, um ihm einen Kuss zu geben und sie war sich sicher, dass er ihre Tränen schmecken konnte. Normalerweise würde sie sich jetzt schämen, aber ihre Gedanken waren ganz woanders.
Ich kann wirklich froh sein so einen tollen Ehemann zu haben, aber es tut mir für die anderen leid. Ich werde das hier nicht so schnell vergessen, aber ich will Niemanden deprimieren. Und ich will nicht, dass sich alle sorgen, aber, was mir viel mehr Angst macht...
ist die Krönung. Das werden wir nie schaffen? Und das Volk...
Werden sie uns je akzeptieren? Schließlich ist Eugene immer noch...
Flynn Rider. Und das wird er auch immer bleiben – Zumindest für alle aus dem Volk.
„Eugene?", hauchte sie zwischen mehreren Küssen, „Ich will Nachhause. Ich will sie noch einmal sehen... Bitte!"
„Das versteh' ich, wir werden es gleich heute beim Abendessen ansprechen. Dann können wir vielleicht schon in 2-3 Tagen aufbrechen." Eugene wischte ihr ein paar Tränenrückstände aus dem Gesicht und hatte dabei immer noch ein verständnisvolles Lächeln auf den Lippen. Er stand auf und zog sie mit sich auf die Füße, wobei sie noch ein wenig zittrig da stand, weil ihr die Trauer offensichtlich in den Knochen steckte.
Eugene griff nach der Klinke an der Tür ihrer Unterkunft und öffnete sie. „Ich glaube, wir sollten uns dann auch langsam auf den Weg machen, oder?" Seine Hand ihr ausgestreckt, deutete er auf den Flur, auf den sie nun hinausblickten. Doch dann wandte er sich noch schnell an Raymond. „Wollt Ihr uns eigentlich begleiten?"
Wieder etwas skeptisch sah Flynn den Berater an.
„Ich denke...", doch Rapunzel fiel ihm ins Wort: „Den anderen macht das bestimmt nichts!"
„Ja, aber... Äh... Ich denke, dein Ehemann würde sich nicht sehr über meine Begleitung freuen."
„Ach, Quatsch!" Rapunzel griff nach Raymonds Hand, „Du bist unser Freund!"
Sie lächelte und zog ihn mit zum großen Speisesaal, wo die anderen Drei bereits warteten.
„Entschuldigt die Verspätung!", murmelte Rapunzel und setzte sich rasch, „Ich hoffe, es macht nichts, wenn Raymond dabei ist?"
Anna lächelte und winkte ab. „Ach, nein, das macht gar nichts. Setz euch ruhig, ihr alle Drei! Wir haben uns übrigens schon kennengelernt, stimmt's?"
„Genau, wir haben Sir Raymond gesagt, wo er euch finden kann!", meinte Kristoff zustimmend und strich Anna dabei sanft über ihre Hand, die vor ihr auf der langen Holztafel lag, wo die beiden Verliebten platzgenommen hatten. Und auch Annas Schwester Elsa saß bereits daran. Sie lachte leise auf und wandte sich dann mit Kristoff zusammen wieder an die Drei, die sich gerade an den Tisch heransetzten.
„Das freut mich...", lächelte Rapunzel und in diesem Moment öffneten sich die großen Flügeltüren und mehrere Diener trugen große Platten in den Saal hinein.
„Sagt mal...", murmelte Rapunzel leise, „Könnten wir euch mal 'was fragen?"
Anna verschluckte sich fast an dem Bissen, den sie sich gerade in den Mund gesteckt hatte und hustete lachend ab. „Ja, natürlich! Aber wir..." Sie sah Kristoff erwartungsvoll an und fuhr dann fort, „Wollten euch auch noch etwas bekanntgeben, euch allen!" Anna wies auf alle Anwesenden.
„Nun, das ist vielleicht etwas voreilig, aber...", fing Kristoff leicht zögernd an, stockte dann jedoch und holte nochmals tief Luft, um allen Mut zusammen zu nehmen und die frohe Botschaft schließlich zu verkünden, „Ich habe Anna einen Antrag gemacht. Wir werden also heiraten!" Gleich darauf blickte Kristoff Anna strahlend an und jeder konnte die wahre Freude der Beiden förmlich spüren.
„Ist das nicht toll?!", rief Anna fröhlich und versuchte ebenso zu erraten, was ihre Schwester wohl darüber dachte, da sie immer noch nicht sagen konnte, was in Elsa alles vorging.
Doch dann wandte sie sich wieder lächelnd Rapunzel und Flynn zu. „Und was wolltet ihr uns fragen?"
Rapunzel lächelte, doch dann winkte sie ab. „Oh, ach... Halb so wild!" Sie stand auf und blickte die anderen entschuldigend an, „Tut mir leid, ich hab' keinen Hunger..."
Sie umarmte Eugene kurz und flüsterte: „Wenn du Maximus wiehern hörst, könnt ihr kommen."
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Frozen & Tangled I: Beware the frozen Heart
FanfictionRapunzel und Flynn sind zur Krönung von Elsa eingeladen und reisen nach Arendelle. Dort werden die beiden in die sich überschlagenen Ereignisse verwickelt, besonders dadurch, dass Rapunzel sich mit Anna gemeinsam auf die Suche nach Elsa begibt. Doch...