Kapitel 27: „Die Rettung"

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Kristoff war währenddessen am Waldrand angekommen und schaute ein letztes Mal auf Arendelle zurück. „Lebewohl, Anna...", säuselte er leise vor sich her, doch Sven stellte sich vor ihn, sodass er keinen Schritt mehr in Richtung Wald gehen konnte.
„Was soll das?", meinte Kristoff nur. Das Rentier nölte ihn voll, packte ihn und trug ihn wieder in Richtung Arendelle. Kristoff wehrte sich jedoch.
„Wenn du mich so annölst, kann ich dich nicht verstehen. Und was sollen wir in Arendelle? Wir haben dort nichts mehr verloren." Sein Freund sah ihn skeptisch an und sein Blick sagte nur eines aus, „Wirklich?".
Kristoff seufzte und wuschelte seinem Rentierfreund einmal durchs Fell. „Du hast ja Recht! Wir gehören dorthin, weil dort unsere Freunde sind und in meinem Fall ist auch meine Liebe dort."
Kristoff hielt inne und stöhnte. „Manchmal könnte ich dich echt hassen!" Aber das meinte er natürlich nicht ernst und das wusste sein Kumpel auch.
Dann wies dieser ihn an, aufzusteigen und nun ritt Kristoff auf Sven zurück, der so schnell lief, wie Kristoff es noch nie erlebt hatte, doch seine Kameraden brauchten jede Hilfe, die sie kriegen konnten, deshalb bremste er ihn nicht ab. Vielleicht bildete sich ja auch noch eine andere Gelegenheit, Anna über seine Gefühle zu unterrichten? Auch wenn sie vielleicht Hans lieben würde, wollte er trotzdem ehrlich zu ihr sein. Er wollte diesen Fehler, ihr nichts zu sagen, nicht noch einmal begehen.

* * * *

Das kleine – nun mehr blaue als grüne – Chamäleon hatte sich derweil einen Weg durch das endlos erscheinende Schloss gebahnt. Annas und Flynns Stimmen verrieten ihm, hinter welcher Tür sich beide verbargen.
Mit einem gewaltigen Sprint raste er durch die angelehnte Tür, hangelte sich an Flynns Bein hoch und begann sofort damit ihm in einer ausgeklügelten Zeichensprache zu erklären, was passiert war. Von dem Soldaten im Kerker, über Hans' „Dolchattacke", bis hin zu Rapunzel im Kerker.
Flynns Augen weiteten sich vor Schreck, als er bemerkte, was Pascal ihm sagen wollte. „Was? Rapunzel wurde mit einem Dolch von Hans attackiert und sie ist im Kerker? Wie konnte so etwas denn passieren?", schrie er Pascal förmlich an, doch Anna beruhigte ihn, damit er wieder auf den Boden kam.
„Keine Sorge, wir werden Rapunzel retten!", meinte sie sanft, auf Flynn einredend und legte ihm eine Hand auf seine Schulter, dann wandte sie sich an Pascal. „Okay, bring' uns zu ihr!"
„Ja, und zwar schnell!" Flynn sprang auf und zog Anna mit sich auf die Beine. Sie sahen Pascal erwartungsvoll an, der auf Flynns Hand saß und ihnen entgegen blickte. Noch einmal schaute Pascal ihn entschuldigend an und sprang dann von seiner Hand hinunter auf den Boden, auf welchem er blitzschnell entlang flitzte.
Flynn und Anna rannten dem kleinen Chamäleon nach und nach einigen Minuten, in denen sie gar nicht sagen konnten, wo sie überhaupt lang gerannt waren, standen sie vor dem Eingang des Kerkers, durch dessen Tür das Chamäleon gerade drunter durch geschlüpft war.
Flynn öffnete die Tür und sah, dass eine Treppe hinunter führte. „Gut, lass uns gehen!", meinte er und wollte schon voranschreiten, als Anna seinen Arm griff. „Bitte, wir müssen erst Hans aufhalten!", flehte sie.
„Aber, ich glaube, Rapunzel braucht zuerst unsere Hilfe! Sie hat nicht ohne Grund Pascal zu uns geschickt.", mahnte Flynn sie inständig an.
„Du hast Recht, doch vielleicht wollte sie nur, dass du weißt, was mit ihr passiert ist; dass du Gewissheit hast und nicht im Dunkeln tappst. Und wenn wir Hans besiegt haben, findest du sie! Denn du weißt, dank ihr, wo sie sich befindet." Anna sah Flynn eindringlich an, „Also... Lass uns schnell diesen Bösewicht besiegen, damit du zu ihr eilen kannst!"
Flynn gab aber noch nicht auf. „Ich kann jedoch auch jetzt gleich zu ihr eilen?"
„Das ist deine Entscheidung!" Anna wollte ihm nicht im Weg stehen. Flynn hatte sich umgedreht und setzte nun seinen Fuß eine Treppenstufe hinunter. „Komm' schon, Eugene, du weißt, was das Richtige ist!", rief Anna hinter ihm, „Rapunzel würde nicht wollen, dass du den Bösen gewinnen lässt."
Flynn drehte sich zu ihr um, mit Tränen in den Augen. „Aber wenn... wenn es erst mal zu spät ist, die Eiskräfte den Kampf gewonnen haben und sie sich aufgelöst hat, dann... dann habe ich sie für alle Zeit verloren." Er schluckte, „Ich bin dafür noch nicht bereit, deshalb muss ich zu ihr! Ich möchte sie wenigstens einmal noch sehen – Ein letztes Mal."
„Das kann ich ja gut verstehen, doch uns läuft sonst die Zeit davon! Hans könnte Elsa jeden Augenblick töten.", wies Anna ihn auf das Wesentliche hin.
„Dann trennen wir uns!", warf Flynn ein.
„Was? Bist du jetzt völlig... Ich meine, wir sollten uns nicht trennen. Wir können Hans nur gemeinsam besiegen, das hast du doch selbst gesagt." Anna war sichtlich verwirrt.
„Ich weiß, aber ich stoße dann auch wieder zu dir, sobald ich Rapunzel befreit habe. Sagen wir, wir treffen uns auf dem Innenhof des Schlosses wieder, okay?"
„In Ordnung...", nickte Anna widerwillig, „Dann werde ich bis dahin versuchen, Elsa zu finden, denn wenn Hans sie töten möchte, muss er sie nach Arendelle gebracht haben und dann werde ich sie auch finden. Und wenn ich sie nicht finden sollte, warte ich auf dem Innenhof!"
Damit war es abgemacht und so gingen beide in unterschiedliche Richtungen davon. Flynn ging hinunter in die Kerker, um Rapunzel zu befreien und Anna suchte im Schloss nach Elsa.
Wenn es doch nur nicht so groß und unübersichtlich wäre, das würde ihr schon um einiges weiterhelfen, aber sie hatte es ja schließlich erkunden können, als Elsa keine Zeit für sie hatte.
Jetzt fand sie an dieser Sache wenigstens etwas Gutes.
Hoffentlich finde ich Elsa auch, dachte Anna, während sie nur ihren leisen Schritten auf dem Parkett lauschte.

Frozen & Tangled I: Beware the frozen HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt