Kapitel 46: „Welle der Erkenntnis"

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Rapunzel nickte leicht und lehnte ihren Kopf gegen Eugenes Schulter. „Ich liebe dich, mein Schatz!", murmelte sie leise. Abwesend pflückte sie ein Gänseblümchen, das sie ihrem Mann jetzt ins braune Haar steckte.
Dann ergriff sie sanft seine Hand und legte sie auf ihren Schoß. „Glaubst du, dass Mama und Papa uns jetzt zusehen?" Ein leichtes Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht, „Mein Vater sagte mal, dass alle Leute, die etwas Gutes getan haben, in den Himmel kommen, ganz egal, wieviel Schlechtes sie getan haben. Das heißt dann, dass du deine Mutter wiedersehen wirst!"
Nun sah sie ihm fest in die Augen und umklammerte seine Hand. „Versprich' mir was, ja? Wenn ich dir zur Last werde, dann geh'! Ich will nicht geliebt werden für etwas, dass ich nicht bin. Wenn meine Liebe dir wehtut, dann...", doch weiter kam sie nicht. Eugene hatte sie ruckartig an sich gedrückt und presste seine Lippen auf ihre. Er zog sie näher zu sich heran und fuhr sachte mit seinen Händen über ihr schlankes Rückgrat.
Dann drückte er sie hinunter auf die Decke und lächelte sie von oben herab an. „Ich liebe dich, mein neuer – ewiger – Traum!", murmelte Eugene leise und sanft an ihrem Ohr, „Nichts könnte mich dazu bewegen, dich zu verlassen! Und selbst wenn jetzt eine schlechte Zeit kommt, die unsere Liebe auf die Probe stellt, werde ich nicht einfach gehen. Diesen Teil habe ich hinter mir gelassen..."
Er senkte kurz – nur für einen kleinen Moment – den Blick, ehe er weitersprach: „Ich lasse dich damit nicht alleine, keine Sorge!" Damit fiel er erneut mit Küssen über Rapunzel her und vergaß dabei fast, wo sie sich befanden und wer bei ihnen war, bis er leises Gekicher und Gelächter vernahm.
„Hey, wie wär's, wenn ihr euch ein Zimmer sucht?", rief Rose nun und Rapunzel stieß Eugene von sich weg. „Oh nein, meinetwegen müsst ihr nicht aufhören, ich spiele gerne den Spanner – Autsch!" Fulvia hatte Rose ihren Ellbogen in die Seite gerammt. Diese verzog nun deutlich das Gesicht und ging auf die Knie. „Ich wusste nicht, dass du so brutal bist!", jammerte die junge Schneiderin. „Und ich wusste nicht, dass du so pervers bist!", entgegnete die rothaarige Italienerin und wandte sich von Rapunzel und Eugene ab.
Rapunzel war knallrot angelaufen und war von Eugene abgerückt. „Du bist vielleicht peinlich!", murmelte sie, meinte es aber gar nicht so böse, wie es vielleicht klang. Sie seufzte leicht und schüttelte leicht den Kopf.
Dann verankerte sie ihre Finger in seinen Haaren und zog ihn zu noch einem Kuss heran. „Wir machen im Bett weiter!", raunte sie verführerisch und fuhr mit ihren schlanken Fingern unter sein Hemd.

„Jetzt?", fragte Rose erwartungsvoll.
„Ja, sofort...", meinte Fulvia, „Noch ganz kurz, geb' ihnen noch zwei Minuten!"
„Aber die Laternen...!"
„Die fliegen nicht weg!", murmelte die Rothaarige und setzte sich auf eine Bank.
Anna kam daraufhin auch, mit Elsa und Kristoff im Schlepptau, zur Bank herüber geschlendert, worauf Fulvia gerade platzgenommen hatte. „Na, was werden wir als nächstes tun, um die beiden ein bisschen aufzuheitern?", fragte die rothaarige Prinzessin neugierig und ließ sich neben Fulvia auf die Bank fallen.
Kristoff setzte sich ebenfalls und schlang einen Arm um sie. Er lächelte seiner Verlobten sanft zu, doch diese bekam nur aufgeregt, funkelnde Augen und wandte sich an Fulvia. „Oh, wie wäre es, wenn wir alle zusammen ein witziges Spiel spielen? Das wäre doch super lustig!" Anna lehnte sich an Kristoffs Schulter und seufzte. „Wir könnten mit ihnen Wahrheit oder Aufgabe spielen? Oh, oder vielleicht singen wir uns einfach abwechselnd etwas vor, das wäre auch schön, nicht?", lachte sie belustigt auf.
Anna mochte es mit ihren neuen Freunden Zeit zu verbringen. Und nicht nur mit ihnen, auch mit Elsa konnte sie nun endlich wieder zusammen sein.
Momentan mussten sie sich um nichts weiter sorgen, bis auf, wie sie ihr gemeinsames miteinander verbringen wollten. Sie konnten sein wie sie waren, einfach nur sie selbst, das gefiel Anna.
Fulvia blickte fragend zu Rose. Diese sah jedoch mindestens genauso ratlos aus. „Gute Frage!", murmelte die Schneiderin und sah sich im Schlossgarten um. Dann blieb ihr Blick jedoch an dem kleinen Teich kleben, auf dem sich ein paar Enten tummelten. „Ich glaube, ich habe da eine Idee!" Sie setzte ein verschmitztes Lächeln auf und nahm Fulvia die Wasserflasche ab, die sie in der Hand hielt. Ganz langsam schlich sie zum Teich hinüber und bedeutete den anderen ihr zu folgen. „Nehmt Flaschen mit und füllt sie mit Wasser!", wies sie an und grinste, „Wir machen eine Wasserschlacht."
„Oh, bitte, Rose, sei nicht so albern!", murrte Fulvia, doch anscheinend war Anna vollkommen von der Idee begeistert. Diese schnappte sich nämlich mit jeweils einer Hand Kristoff und Elsa und schlich mit ihnen zum Teich hinüber, wo die Schneiderin schon auf sie wartete.
Als die Prinzessin sich kurz umschaute, bemerkte sie nur, wie Fulvia widerwillig klein beigab und ihnen dann unauffällig folgte.
„Oh, das wird ein Spaß!", kicherte Anna und füllte ihren Wasserbehälter auf, was ihr Kristoff und auch ihre Schwester gleichtaten. Elsa sah dabei aber, wie Fulvia, nicht sonderlich begeistert aus, befand sie für sich.
Jedoch mochte sie Rose' Idee sehr. Sie empfand sie sogar für großartig, denn wie sollten sie die beiden sonst aufheitern, wenn nicht mit einer witzigen Szenerie, die für sie alle eine wunderbare, glückliche Erinnerung werden würde.
Wie damals, dachte Anna und beobachtete ihr Spiegelbild im Wasser des kleinen, seichten Teiches.
Dann wanderte ihr Blick zu dessen ihrer Schwester und plötzlich verschwamm ihre Sicht.
Es war wie in einem Traum; wie in einer fernen Erinnerung, die sie schon einmal erlebt hatte.
Sie hörte Stimmen – Ihre Stimmen.

„Elsa?! Psst!" Ihr kleines, jüngeres ‚ich' krabbelte auf das Bett ihrer Schwester und rüttelte an deren Schulter, „Wach auf, wach auf; Wach auf!" Diese wiederum schubste sie nur vom Bett herunter.
„Anna, geh' wieder schlafen!", meinte das jüngere ‚ich' Elsas.
Doch Anna ließ nicht locker. Sie kletterte erneut auf das Bett ihrer Schwester und rüttelte fester an ihr. „Ich kann nicht!", gab sie schließlich als Antwort ab und ließ sich auf Elsa fallen, die unter ihrer Decke eingemummelt lag, „Die Nordlichter sind wach, also bin ich auch wach. Und deshalb müssen wir spielen!"
„Nein, spiel' irgendwas alleine!", murmelte ihre Schwester und drehte sich von Anna weg. Diese grinste jedoch nur verschmitzt auf und zog sich zu ihrer großen Schwester hinunter. „Willst du einen Schneemann bauen?"
Nun war die Aufmerksamkeit von Elsa geweckt und Anna strahlte erfreut auf. Aber auch im Gesicht ihrer Schwester vernahm die Jüngere ein breites Grinsen.

„Anna?! ~ Hey, Anna!", holte sie Kristoff zurück ins Hier und Jetzt, „Alles in Ordnung mit dir? Du warst ja eben völlig weggetreten, außerdem hast du dabei dein Wasser verschüttet." Er sah sie besorgt an, jedoch bemerkte sie, dass ihre Schwester sich keinen Deut von ihr machte.
Ja, diese Erinnerung war einmal, nie mehr würde es so zwischen den beiden Schwestern werden, dafür hatten sie sich einfach zu sehr auseinandergelebt.
„Oh, es geht mir gut!", meinte Anna abwehrend und füllte rasch ihren Wasserbehälter wieder auf, „Ich hatte mir nur gerade ausgemalt, wie lustig es wird, wenn wir die beiden mit der Wasserschlacht überraschen." Sie lachte und umarmte Kristoff. „Danke!", murmelte sie leise in seinen Kragen hinein.
„Wofür?", fragte dieser jedoch leicht irritiert, doch Anna wandte ab. „Ach, nur so!"

* * * *

„Ach, Fulv, komm' schon, gib' dir 'nen Ruck!", meinte Rose und wedelte mit ihrer Flasche vor Fulvias Gesicht rum, „Du bist immer so mürrisch."
„No, ich bin einfach nur erwachsen!", erwiderte die Rothaarige und fuhr sich mit einer Hand durch den Pferdeschwanz. Eine Angewohnheit, die sich immer einschlich, wenn sie genervt war.
„Was ist denn bitte so falsch daran, Spaß zu haben?"
„Was?"
„Was ist falsch daran, Spaß zu haben?"
Fulvia verschränkte die Arme und dachte eine Weile nach, seufzte dann jedoch tief. „Weiß ich auch nicht!", gab sie leise zu, „Tut mir leid, ich bin wohl ein ganz schöner Einzelgänger ge...", doch weiter kam sie nicht, denn Rose hatte bereits einen Arm um sie geschlungen und sprang mit ihr gemeinsam in den Teich hinein. Dabei entfuhr der Italienerin ein kleiner Schrei, der jedoch sofort erstickte, als sie das kalte Nass an ihrer Haut spürte. „Rose!", schimpfte sie, während sie an sich hinunter sah.
Doch die Schneiderin fing nur laut an zu lachen, aber als sie mit Fulvia sprach, war ihr Blick ernst. „Du bist kein Einzelgänger, okay? Und wenn du mal mit wem reden willst – Egal, worüber! –, dann bin ich für dich da. Ruf' einfach nach mir und ich komme!" Eine merkwürdige Stille trat ein und Rose' Hände wanderten über Fulvias Arme, hinauf zu ihren Wangen, um ihr Gesicht zu umschließen. „Ich bin immer für dich da."
Fulvia war die ganze Situation fürchterlich unangenehm und so warf sie nur ein: „Was? War das jetzt etwa ein Heiratsantrag?"
Peinlich berührt lief die Schneiderin rot an, stand auf und half dann ihrer Freundin auf die Beine.
„Äh, nein, natürlich nicht! Ich meine wir sind Mädchen...", lachte Rose gespielt, „Und wie sagt man: Mädchen können keine Mädchen lieben, nicht wahr?"
Nun wurde Fulvia still. Ein trauriger Ausdruck schlich sich in ihre Augen, als sie den Blick senkte.
„Sì... Stimmt wohl..."
„So, jetzt lass uns die Beiden mal aufmischen, hm? Okay, hier ist mein Plan!", erklärte Rose, als sich die Freunde hinter einer Reihe von Büschen versteckt hatten, „Wir springen auf sie zu und bewerfen sie mit Wasser!" Fulvia schenkte Rose einen skeptischen Blick und verdrehte nur die Augen. „Toller Plan...!", murmelte sie leise, „Sollen wir noch ein Lied dabei singen?"
„Was? Es gibt ein Wasserschlachtenlied?" Als die Rothaarige bemerkte, dass Rose diese Frage ernst gemeint hatte, wandte sie ihren Blick ab und schüttelte den Kopf. „Ich geb's auf..."

Frozen & Tangled I: Beware the frozen HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt