Kapitel 6: „Folgen wir der Königin!"

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Anna und Hans gingen nun zusammen mit Rapunzel und Flynn auf den großen Platz vor dem Schloss, um erst einmal im Volk für Ruhe zu sorgen. „Es ist alles in Ordnung! Alles wird gut, sobald Elsa alles wieder aufgetaut hat...", sprach Anna mit mitfühlender Stimme, immerhin wusste sie von Elsas Kräften ja auch nicht. All 'die Jahre hatte sie sich gefragt, was mit Elsa wohl los sei, aber mit dieser Erklärung hätte sie niemals gerechnet.

Sie fuhr nun entschlossen fort: „Es kann nur einer Elsa zur Vernunft bringen und das bin ich. Ich habe sie unter Druck gesetzt, also bin ich diejenige, die ihr nachreiten wird."

Hans packte sie flehend am Arm: „Nein, das ist viel zu gefährlich. Lass mich dich begleiten!" Anna wusste das Angebot zu schätzen, aber sie wusste ebenso, dass Arendelle ohne Hans' Hilfe großer Gefahr ausgesetzt war, also wehrte sie nur dankend ab: „Nein, Hans! Du musst dich um Arendelle kümmern. Bitte!" Hans nickte widerwillig, verbeugte sich leicht und küsste Annas Hand. „Es ist mir eine Ehre!"

Anna lächelte gerührt und sprach dann beruhigend: „Keine Sorge, Elsa ist nicht gefährlich. Sie ist doch meine Schwester und würde mir niemals wehtun." Danach rief sie noch den Wachen zu, sie sollten ihr ein Pferd bringen, dass sie benutzen könnte, um Elsa zu suchen.

Flynn legte Rapunzel einen Arm um die Schulter und flüsterte ihr beruhigend zu. „Siehst du, es wird alles wieder gut! Also, kein Grund sich Sorgen zu machen!" Er lächelte aufmunternd und strich ihr über die magischen, gold-blonden Haare, „Und wenn es brenzlig wird, kannst du dich ja jetzt wenigstens mit dem Schwert verteidigen. Wozu habe ich dir es sonst beigebracht?" Er stupste ihr mit dem Finger auf die Nase und lachte, jedoch hoffte er zugleich, dass sie sich nie mit dem Schwert verteidigen musste.

Rapunzel trat nach vorne zu Anna. „Ich werde dir helfen!" Anna winkte ab. „Nein, das kann ich nicht von dir verlangen! Außerdem ist es meine Schwester. Ich will nicht, dass sich andere, nur um mir zu helfen, in Gefahr stürzen." Sie hielt einen Augenblick inne und fuhr dann ernst fort, „Also gehe ich lieber alleine!" Anna drehte sich um und sprach nun zum gesamten Volk. „Prinz Hans trägt ab jetzt die Verantwortung, solange ich nicht hier bin. Ihr könnt ihm vertrauen! Arendelle ist bei ihm in guten Händen." Damit beendete sie ihre Ansprache und ging nun ins Schloss, wo sie sich einen Umhang geben ließ.

Nach einer Weile ging sie dann zu den Stallungen, um nach ihrem Pferd zu sehen, dass für sie fertig gesattelt werden sollte. Es war ein weißer, muskulöser Schimmel, der in der vordersten Reihe stand, weshalb ihn Anna auch gleich entdeckte. Sie strich ihm mit der Hand sanft über den Kopf und flüsterte leise kichernd: „Du bist wirklich ein schönes Tier!" Ihre Augen funkelten dabei leicht sehnsuchtsvoll auf.

Rapunzel seufzte. Sie wollte ihr unbedingt helfen. Also folgte sie ihr einfach in den Stall. In diesem Fall war ihr Körper wieder schneller als ihr Verstand. „Bist du dir sicher, dass du das alleine machen willst? Manchmal sind zwei Hände mehr ganz brauchbar." Offen gestanden, hatte sie nicht die leiseste Ahnung, wann es zum ‚Du' gekommen war, aber das ignorierte sie einfach. „Ich zweifle daran nicht, dass ‚zwei Hände mehr' nützlicher wären, aber ich würde es mir nie verzeihen, wenn du, oder jemand anderer, Schaden zugefügt bekommen würdet. Deshalb möchte ich euch nicht in Gefahr bringen. Wer weiß, was da Draußen alles auf uns lauert? Ich war zwar immer sehr interessiert, was dort Draußen passiert, aber wirklich Erfahrung in der Gegend habe ich nicht, dadurch dass die Tore die ganze Zeit über geschlossen waren." Anna sprach ziemlich schnell und wild gestikulierend, jedoch sah sie auch wirklich besorgt aus, was man ihr ja auch nicht übel nehmen konnte.

Rapunzel seufzte wieder. Sie merkte, dass diskutieren keinen Sinn hatte und drehte sich um. Dann murmelte sie leise: „Es ist nicht so, als hätte ich darin keine Erfahrung, es ist noch gar nicht so lange her, dass ich selbst ein ziemlich großes Abenteuer bestanden habe. Aber, tja, deine Meinung kann man wohl nicht ändern. C'est la vie!" Anna biss sich krampfhaft auf die Unterlippe. Sie hatte ein schlechtes Gewissen.

„Ähm, also...", begann sie zweifelnd mit einer großen Falte auf der Stirn. Sie legte eine Hand auf Rapunzels Schulter und stieß einen tiefen Atemzug aus. „Wenn du unbedingt mitkommen willst, dann..." Anna verstummte einen Augenblick und wartete eine Reaktion von Rapunzel ab, doch als keine kam, sprach sie es einfach aus, „Dann kannst du dies auch tun, aber ich kann für nichts garantieren." Sie strich sich mit dem Arm über die Stirn und seufzte. „Naja, wie du schon sagtest, vier Hände sind besser als zwei!"

Damit lachte sie etwas, wurde aber nach wenigen Sekunden wieder ernst, da Elsa ihr durch den Kopf ging. Anna trat an ihren weißen Schimmel heran und tätschelte ihn. Ihr Blick war dabei abwesend und ihre Augen sahen schon beinahe glasig aus.

Rapunzel drehte sich zu ihr um. Kurz war sie noch verwundert, doch dann lächelte sie. „Ich würde dir wirklich, wirklich gerne helfen."

„Schön..." Anna lächelte leicht und fuhr dann ernst fort, „Dann solltest du dir vielleicht noch ein Pferd satteln lassen. Ich denke nicht, dass du ohne durch den Schnee stapfen willst, oder?"

Sie musterte Rapunzel von oben bis unten und ihr Blick heftete sich auf deren nackte Füße. „Soll ich dir auch noch ein Paar Schuhe bringen lassen?", fragte Anna mit hochgezogener Augenbraue.

Rapunzel sah kurz selbst auf ihre Füße und lächelte dann verlegen. „Ähm, j-ja, ich... schätze das wäre besser!" Dann lächelte sie erneut. „Und wir haben sowieso ein Pferd dabei!", meinte sie und deutete auf Maximus. Anna grinste. „Oh, das ist aber auch ein schönes Pferd!"

Kurz darauf rief sie einen der Diener herbei, der Rapunzel ein Paar Schuhe brachte. Es waren braune Lederstiefel mit Fellbesatz am oberen Rand. Nichts Besonderes, aber für die Mission würde es wohl reichen.

Anna fragte erwartungsvoll: „Sind sie okay oder soll ich dir andere bringen lassen?" Sie zog ihren mintgrünen Umhang über und band ihn vorne mit einer großen Schleife zusammen.

„Was? Oh, nein, nein... Alles bestens!" Rapunzel zog sich rasch die Schuhe an und führte Maximus aus der Box. Dieser war immer noch gesattelt.

Dann führten sie ihre Pferde schon mal nach Draußen, sodass sie sich an das Wetter gewöhnen konnten, da beide bisher nur im Sommer geritten worden waren.

Sanft strich Anna ihrem Pferd nochmals über die Stirn und stieg dann in den Sattel, wo sie es ebenfalls tätschelte. Sie winkte Rapunzel. „Wir sollten nun aufbrechen. Wir dürfen keine Zeit verlieren!"

Hans kam dabei nochmals an Annas Seite und strich ihr leicht über die Hand. „Pass' auf dich auf und komm' unbeschadet wieder zu mir zurück, okay?", bat Hans sie inständig. Anna lächelte gerührt, wodurch ihre runden, sommersprossigen Wangen rot anliefen. „Keine Sorge, das werde ich!"

Flynn kam auf Rapunzel zu und sah sie irritiert an. „Was hast du vor?", fragte er, während er Maximus nicht aus den Augen ließ. Er hatte sich zwar mit dem Schimmel vertragen, aber vertrauen tat er dem Gaul immer noch nicht. „Na, ich werde Anna helfen, ist doch selbstverständlich!", antwortete Rapunzel ganz automatisch.

„Was? Aber...", Flynn verstummte. Er konnte es nicht fassen. Da war er einmal nicht in ihrer Nähe und dann geschah auch schon etwas Aufregendes. „Aber, was ist mit mir? Es muss doch etwas geben, das ich tun kann?", protestierte Flynn energisch. Er wollte nicht nur dabei zusehen. Außerdem sollte er sie doch beschützen.

„Du hilfst am meisten, wenn du hier bleibst. Vertrau' mir, ich bin kein kleines Kind, ich kann auf mich selbst aufpassen!" Sie sah kurz zu Maximus und dann wieder zu Flynn. „Und was Maximus angeht: Du kannst ihm ruhig auch vertrauen." – „Das tue ich ja, aber...", doch weiter kam Flynn nicht, da er nicht wusste, was er darauf erwidern sollte. „Dann versprich mir aber, dass du auf dich aufpasst. Das bist du mir schuldig!", meinte Flynn und schloss sie noch einmal fest in die Arme. Er schluckte und ließ sie wiederwillig aufsteigen. „Wenn du in Schwierigkeiten bist, schicke einfach Max zu mir, dann werde ich zu euch stoßen, okay?" Rapunzel lächelte. „Das werde ich!", antwortete sie und fügte noch leise hinzu, „Danke!"

Flynn formte noch still mit seinen Lippen die Wörter „Bitte" und „Bis Bald" und dann waren die beiden, jungen Frauen auch schon vom Schlossplatz geritten. Dabei hatte Anna Hans noch schnell zum Abschied gewunken und ihm ebenso einen Kuss mit der Hand zugeschickt, sowie er ihr. „Wir sehen uns bald wieder...", murmelte sie entschlossen und richtete dann ihren Blick nach vorne, damit sie sah, wo sie hin ritten.

Hoffe ich jedenfalls...

Frozen & Tangled I: Beware the frozen HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt