„Sag' mal, hältst du es für gut, jetzt einfach nach Arendelle zurückzukehren? Ich meine, ohne irgendetwas erreicht zu haben...", murmelte Rapunzel, die wie die anderen noch nichts von Annas Verschwinden bemerkt hatte.
„Naja, vielleicht ist es nicht schlecht, dort mal nach dem Rechten zu sehen? Ich war zwar vor kurzem dort, aber, wer weiß, was sich in der Zwischenzeit verändert hat?", meinte Flynn achselzuckend. Er konnte die Entscheidung von der Prinzessin schon nachvollziehen, aber so richtig verstehen, konnte er sie auch nicht.
Denn war sie nicht diejenige gewesen, die sich von Nichts und Niemandem abbringen lassen wollte, um ihre Schwester zurückzuholen?
Aber er zerbrach sich darüber nicht weiter den Kopf und wandte sich wieder an Rapunzel. Flynn lächelte sie an und hoffte, dass sie noch viel Zeit haben würden, bevor sie dann von ihm ging.
„Hoffentlich nicht viel!", antwortete diese. „Ich hab' aber irgendwie ein schlechtes Gefühl. Keine Ahnung, warum, aber mir kommt hier irgendwas seltsam vor. Entweder es ist Annas plötzlicher Sinneswandel oder die Tatsache, dass ich Prinz Hans immer noch nicht komplett vertraue." Rasch verwarf sie diesen Gedanken.
Ich hatte mich doch dazu entschieden keine voreiligen Schlüsse zu ziehen, also wieso tue ich es dann?
„Aber... Schauen wir einfach mal, wie sich die ganze Sache entwickelt?", fügte sie noch rasch hinzu und wandte sich von Flynn ab, „Ich verurteile Leute nicht gerne, vor allem nicht, wenn ich sie kaum kenne."
Flynn grinste sie an. „Keine Sorge, du bist nicht die Einzige, die ein schlechtes Gefühl bei dem Kerl hat. Ich unterstütze dich – Immer!" Er sprach es mit so viel Ehrlichkeit aus, dass es auch vollkommen aufrichtig klang.
Dann zwinkerte er Rapunzel zu. „Und er wird dich nicht wieder anbaggern, das verspreche ich dir!"
Rapunzel lächelte. „Das wird er in Annas Gegenwart doch eh nicht wagen." Sie grinste, „Für so schlau halte ich ihn!"
„Wollen wir es hoffen!", murmelte Flynn leise, fuhr dann aber zustimmend fort, „Ich denke, er hat sich einen guten Plan zurecht gelegt, auch wenn ich nicht weiß, wie dieser aussieht, aber er betonte bei meinem Aufenthalt in Arendelle immer wieder, dass er ja bald der König werden würde, das klang schon an sich seltsam!"
Er tätschelte sanft sein Pferd und sah, wie in der Ferne schon das Schloss von Arendelle auftauchte. Flynn zeigte in dessen Richtung. „Siehst du, so wie es aussieht, sind wir bald da!"
„Moment, König? Aber Elsa ist doch Königin. Wenn ich mich nicht irre, kommt Anna doch erst an die Thronfolge, nachdem sie gestorben ist? Und eigentlich macht Elsa einen ziemlich gesunden Eindruck.", antwortete Rapunzel und erblickte nun ebenfalls das Schloss, aber ihre Gedanken wirbelten zu sehr, als das sie sich über diesen Anblick freuen könnte.
„Hm, das ist wirklich komisch? Ich finde zwar nicht, dass er so aussieht, als würde er die Königin töten wollen, aber... Menschen lügen und, wer weiß, was Hans im Schilde führt?" Flynn sah Rapunzel nachdenklich an und fuhr dann entschlossen fort, „Das ist eine Vertrauensangelegenheit und ich vertraue ihm definitiv nicht! Doch, ob er es wirklich darauf abgesehen hat, die Königin zu töten oder etwas ganz Anderes vorhat, kann ich leider auch nicht sagen?" Er biss sich auf die Lippe.
„Leider habe ich ihn nicht genug im Auge behalten, um etwas Genaueres sagen zu können. Das tut mir Leid, damit hätte ich uns Beiden so gut Klarheit über die Situation verschaffen können. Aber ich zog es eher vor, mich vor ihm zu verstecken, da er mir nicht geheuer war. Ich habe mich so feige verhalten und das bereue ich zutiefst!"
Flynn hielt den Blick aufrecht, da er zumindest jetzt Stärke zeigen wollte.
Dieses Verhalten kenne ich von mir selbst kaum. Ich bin doch sonst nicht so, ich kann nur hoffen, dass sie es versteht.
Rapunzel lächelte nur. „Wir werden ja sehen, ob es einen Grund gibt, dir die Schuld zuzuschieben." Doch dann wurde ihr Blick ernst, „Fest steht nur, dass das etwas ist, das unter uns zweien bleiben sollte, denn liegen wir falsch – und auch sonst – werden wir nur als Verräter oder Spione abgestempelt."
Nach einer Weile hellte ihr Gesicht sich auf. „Aber heute Abend hab' ich erst mal eine Überraschung für dich."
„Danke...!" Flynn war so unsagbar froh darüber, dass Rapunzel es ihm nicht übel nahm. Er hatte sich es ganz anders ausgemalt, aber über diese Reaktion war er einfach nur überglücklich. „Natürlich werde ich es Niemandem erzählen, meine Lippen sind versiegelt." Flynn zwinkerte ihr zu.
„Ach, ja! Eine Überraschung für mich?", fragte er dann erstaunt, „Wie komme ich dazu? Ich denke, mein Geburtstag ist noch ein Weilchen hin?"
„Stimmt zwar, aber es sind immerhin unsere Flitterwochen. Und, wer weiß?", grinste sie, „Vielleicht will ich mich auch nur davor drücken, dir ein Geburtstagsgeschenk zu kaufen?"
Inzwischen hatten sie das verschneite Dorf erreicht und ritten durch die kleinen Gassen, vorbei an Häusern mit verschlossenen Fensterläden und Bäckereien mit duftendem Brot. Jetzt erst fiel Rapunzel auf, wie hungrig sie war. „Im Schloss mach' ich erst einmal einen Abstecher in die Küche...", beschloss sie und bemerkte ein weiteres Magenknurren, „Und zwar ohne Umwege!"
Flynn lachte voller Herzensfreude. „Okay, dann machen wir ein richtiges Festmahl, damit mal ein wenig ‚Flitterwochen'-Stimmung aufkommt, nicht?" Er grinste und bemerkte ebenfalls, dass auch aus seiner Magengrube ein lautes Grummeln zu hören war.
Bei seiner Suche nach Rapunzel und den Anderen hatte er nicht an Hunger oder dergleichen denken können, weshalb ihm ebenso das Wasser im Mund zusammenlief, wenn sie an einer Bäckerei oder an einem anderen Laden, an dem man etwas Essbares bekommen konnte, vorbei kamen. Flynn griff blitzschnell nach zwei rot schimmernden Äpfeln, die an dem Baldachin von einem Obst- und Gemüsestand hingen und warf einen davon Rapunzel zu. „Hier, schon mal ein kleiner Vorgeschmack!", meinte er und biss genüsslich in seinen Apfel.
„Du kannst es nicht lassen, oder?", fragte Rapunzel schmunzelnd, ließ sich ihre Vorspeise aber nicht nehmen. Da hörte sie ein demonstrierendes Schnauben von Maximus. „Entschuldige, du kriegst später 'was, versprochen!", antwortete sie und tätschelte seinen Hals. Dann warf sie Kristoff einen Blick zu und bemerkte, dass Anna ziemlich weit hinterher hängen musste. „Wow, Anna ist aber wirklich gedankenversunken, man sieht sie gar nicht mehr."
„Was denn, die hingen dort so verlockend und es hat doch Niemand mitbekommen!" Flynn zuckte mit den Achseln, doch dann bemerkte er Rapunzels Blick nach hinten und folgte ihm. Da sah auch er, dass Anna nicht mehr zu sehen war. „Hm, ich denke aber, dass sie uns noch einholt, oder?", meinte Flynn.
Kristoff ritt hinter den Beiden her und sah sich in den Straßen von Arendelle um. Alle Leute waren trotz des Schnees und der Kälte gut gelaunt und fröhlich. Aber er wusste auch, dass man nichts Anderes tun konnte, als da weiter zu machen, wo man aufgehört hatte und genau dies tat er auch. Er machte einfach weiter.
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Frozen & Tangled I: Beware the frozen Heart
FanfictionRapunzel und Flynn sind zur Krönung von Elsa eingeladen und reisen nach Arendelle. Dort werden die beiden in die sich überschlagenen Ereignisse verwickelt, besonders dadurch, dass Rapunzel sich mit Anna gemeinsam auf die Suche nach Elsa begibt. Doch...